Momentaufnahme aus dem Dreißigjährigen Krieg: Das Stralsunder Söldnergrab von 1628

Fund des Monats Februar 2011

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Hansestadt Stralsund. Im Laufgraben verschüttete Söldner

Abb. 1: Hansestadt Stralsund. Im Laufgraben verschüttete Söldner

Abb. 1: Hansestadt Stralsund. Im Laufgraben verschüttete Söldner

Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde die Hansestadt Stralsund im Jahre 1628 von den Wallenstein’schen Truppen erfolglos belagert. Eine Momentaufnahme aus dem Belagerungsjahr ist bei archäologischen Untersuchungen in der südlich von Stralsund gelegenen Frankenvorstadt, im Quartier Frankenhof entdeckt worden.

Ein 7,5 m langer und 2 m breiter Abschnitt eines verschütteten Laufgrabens barg zwei im Gefecht gefallene Söldner und etliche Waffen (Abb. 1). Die auf dem Bauch liegenden Toten, die Köpfe einander zugewandt, berührten sich mit den Schultern. Von der Bekleidung waren jeweils die halbhohen Schuhe erhalten. An den Armen und im Brustbereich des östlichen Skeletts lagen mit Ösen versehene Glasknöpfe, die von dem Hemd des Soldaten stammen. Am Oberkörper des westlichen Skeletts fanden sich zugeschnittene Birkenrinden, die wahrscheinlich zu einem Wams oder einer Jacke und einem Nackenschutz gehörten, im Beckenbereich eine Messingöse.

Neben den Toten lagen zwei Musketen, in deren Schäfte die Initialen "O N" und "W N" eingeschnitten waren, von einer dritten Muskete war nur noch der mit einer Brandmarke versehene Holzschaft erhalten. Mehrere Langwaffen, unter anderem ein Morgenstern und eine Pike, deren Schaft ebenfalls mit eingeschnittenen Marken, einer Krone und einem Doppelkreuz gekennzeichnet war sowie sieben Hieb- und Stichwaffen, darunter wohl ein Rapier, stammen ebenfalls aus dem Laufgraben. Während die Initialen auf den Musketenschäften von den Besitzern eingeschnitten wurden, dürfte die Brandmarke – ein gekröntes "M" – wohl einem Handwerker zuzuordnen sein. Eine Hacke sowie ein kleiner hölzerner Spaten können als Schanzwerkzeuge angesprochen werden. Einer der Söldner trug in einer Stofftasche an der Hüfte wohl Musketenkugeln. Viele weitere Musketenkugeln deuten darauf hin, dass der Laufgraben unter Beschuss stand. Einer der Söldner wurde von einer Pistolenkugel getroffen, die sich noch im Brustkorb befand. Es lässt sich eine Gefechtsszene rekonstruieren, bei der die beiden Verschütteten starben, während weitere Soldaten ihre wertvollen Waffen im Graben zurückließen und um ihr Leben liefen.

Erste Sicherungsmaßnahmen für diesen einzigartigen Fundkomplex erfolgten unmittelbar nach der Bergung. Restauratorische und anthropologische Untersuchungen, Materialbestimmungen zur Bekleidung und Bewaffnung wurden eingeleitet. Im Röntgenbild zeigten sich auf einer der Klingen die Inschrift IOHANNI und eine Schlagmarke in Form eines eine Muskete haltenden Mannes (Abb. 2).

Marlies Konze/Renate Samariter

Fund des Monats Februar 2011

Momentaufnahme aus dem Dreißigjährigen Krieg: Das Stralsunder Söldnergrab von 1628