Ein über Jahrtausende begehrter Bestattungsplatz

Fund des Monats April 2011

Steinfurth, Lkr. Ostvorpommern. Blick über die GrabungsflächeDetails anzeigen
Steinfurth, Lkr. Ostvorpommern. Blick über die Grabungsfläche

Abb. 1. Steinfurth, Lkr. Ostvorpommern. Blick über die Grabungsfläche

Abb. 1. Steinfurth, Lkr. Ostvorpommern. Blick über die Grabungsfläche

Im Verlauf der Ostsee-Pipeline-Anbindungs-Leitung (OPAL) wurden bei Steinfurth, Lkr. Ostvorpommern, mehrere Untersuchungen durchgeführt. Als besonders interessant erwies sich dabei ein Fundplatz, bei dem das Grabungsteam auf eine Vielzahl von Befunden unterschiedlichster Zeitstellung stieß. Der Fundplatz liegt im Randbereich einer Kuppe, die durch ihre exponierte Lage schon früh die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich gezogen hat. Denn hier sind nachweislich erstmals während der Trichterbecherkultur (4100–2900 v. Chr.) und dann erneut im Spätneolithikum (2800–2000 v. Chr.) Bestattungen vorgenommen worden. In der jüngeren Bronzezeit (1100–550 v. Chr.) sowie der jüngeren vorrömischen Eisenzeit (300 v. Chr. bis 0) wurden Brandgräber angelegt und auch in jungslawischer Zeit (1000–1250 n. Chr.) erfolgte eine Nutzung als Friedhof. Selbst mittelalterliche und moderne Befunde fehlen nicht.

Unmittelbar am Niederungsrand wurde am höchsten Punkt der Grabungsfläche eine auffällige, ringförmige Struktur freigelegt. Es handelte sich um einen schmalen Ringgraben von etwa 7,5 m Durchmesser, in dessen Zentrum eine ovale, etwa 2,5 m lange Grube lag. Dies ließ vermuten, dass es sich um Reste eines kleinen Grabhügels mit einer Körperbestattung im Zentrum handelt. Aufgrund der starken Ausbleichung des Befundes und die Störung durch Brandgräber und Siedlungsgruben war für die Anlage von einem hohen Alter auszugehen.

Angesichts des extrem sandigen, kalkarmen Bodens waren Skelette oder Skelettreste nicht zu erwarten, auch Leichenschatten war nicht zu beobachten. Allerdings fand sich in der zentralen Grube ein vollständig erhaltener Becher als Beigabe. Das Gefäß lag – auf die Seite gekippt – im nordöstlichen Drittel des Grabes. Es handelt sich um ein etwa 13 cm hohes Exemplar aus hellbraunem Ton mit s-förmigem Profil und Standfuß. Die obere Hälfte trägt eine Zonenverzierung aus zwei feinen und einer gröberen Fischgrätreihe, die von paarweise angeordneten Schnurreihen waagerecht eingefasst werden. Der Fund gehört damit zu den Bechern mit verziertem Oberteil ohne Abschlussmuster und datiert in die entwickelte Einzelgrabkultur (2800–2400 v. Chr.).

Vergleichbare Hügelgräber sind in Mecklenburg-Vorpommern bisher selten dokumentiert. Dies ist aber nicht verwunderlich, bedingt doch der relativ geringe Durchmesser einen eher flachen Hügel, die exponierte Lage zudem ein großes Zerstörungsrisiko. Die hohe Wasserdurchlässigkeit und die Kalkarmut des Bodens führen außerdem zu einer schnellen Zersetzung des Leichnams, so dass nur anhand der Beigaben auf das Vorhandensein einer Bestattung geschlossen werden kann. Das Hügelgrab von Steinfurth ist somit ein Glücksfall für die Forschung in Mecklenburg-Vorpommern.

Norbert Kuhlmann

Fund des Monats April 2011

Ein über Jahrtausende begehrter Bestattungsplatz