Eine seltene Gewandspange

Fund des Monats Juni 2011

Altentreptow. Bruchstück einer GewandspangeDetails anzeigen
Altentreptow. Bruchstück einer Gewandspange

Abb. 1: Altentreptow. Bruchstück einer Gewandspange

Abb. 1: Altentreptow. Bruchstück einer Gewandspange

Ausgrabungen in der Altstadt von Altentreptow (Lkr. Demmin) erbrachten unter anderem das Bruchstück einer seltenen runden Gewandspange (Abb. 1; 3), auch Fürspan genannt. Die Trageweise und Funktion solcher Schmuckstücke ist auf einer Vielzahl spätmittelalterlicher Darstellungen festgehalten. Sie dienten zum Verschluss des Gewandes im Bereich des Halsausschnittes. Besonders viele Beispiele finden sich bei den Standbildern des Naumburger Doms, wie der heiligen Elisabeth (nach 1235), oder den großplastischen Einzelwerken des Magdeburger Doms, zu denen auch das "Thronende Paar" (um 1240/50) gehört. Der Fürspan gilt als Tracht- beziehungsweise Schmuckelement des Hochadels, doch stammen die meisten erhaltenen Stücke aus städtischem Kontext wie aus Altentreptow, Greifswald, Freiberg, Röbel und Schleswig.

Das trapezförmige Fragment aus Altentreptow mit Innen- und Außenrand lässt alle Verzierungszonen erkennen und auch den ursprünglichen Durchmesser ermitteln (außen etwa 8,8 cm; innen etwa 2,3 cm; Abb. 3). Das Bruchstück gehört zu einer kleinen Reihe plastisch verzierter Spangen aus einer Zinn-Blei-Legierung, die vor allem durch ihre Größe und eine fast identische Gestaltung auffallen. Die Rückseiten sind stets hohl ausgeführt (Abb. 2). Ein Exemplar stammt aus Schleswig und wird in das letzte Drittel des 13. Jahrhunderts bis erste Hälfte des 14. Jahrhunderts datiert. Ein weiteres vollständig erhaltenes Stück liegt aus London vor und gehörte zu einer privaten Sammlung. Es wird in das 14. Jahrhundert gestellt. Alle drei Exemplare sind gekennzeichnet durch einen breiten, runden, teilweise durchbrochenen Rahmen mit plastischen Zierelementen, der in drei konzentrische Zonen gegliedert ist. Eine vierte Zone bildet der äußere Rand mit dreieckigen Spitzen, die mit Lilien gefüllt sind, im Wechsel mit gepunkteten flachen Halbkugeln. Die einzelnen Zonen können im Detail unterschiedlich ausgeführt sein.

Die hohe Ähnlichkeit in Größe, Aufbau und bei den Verzierungselementen lässt trotz der geographischen Entfernung der einzelnen Fundorte zueinander an die Fertigung in einer Werkstatt denken. Jedoch scheint das zeitliche Auftreten von der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts bis ins 14. Jahrhundert, also mindestens 100 Jahre, dieser Annahme entgegenzustehen. Das dendrodatierte Stück aus Altentreptow spricht für eine Herstellungszeit in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und fügt sich damit problemlos in die Entstehungszeit der oben genannten Großplastiken ein.

Elke Schanz, M. A.

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