Aus der Mode gekommen

Fund des Monats März 2012

Gustebin, der Fund in situDetails anzeigen
Gustebin, der Fund in situ

Abb. 1: Gustebin, der Fund in situ

Abb. 1: Gustebin, der Fund in situ

Die Gemarkung von Gustebin (Lkr. Vorpommern-Greifswald) ist schon seit langem als äußerst fundträchtiges Gebiet bekannt. Trotzdem gab es auch dort im Zuge der archäologischen Untersuchungen im künftigen Trassenbereich der Norddeutschen Erdgasleitung (NEL) einen deutlichen Zuwachs an neuen Fundplätzen. Es wurden mehrere bislang unbekannte Siedlungen der vorrömischen Eisenzeit, der römischen Kaiserzeit und aus der Zeit der Slawen aufgedeckt.

Auf einem neu entdeckten Siedlungsplatz der vorrömischen Eisenzeit zeigte sich eine Gruppierung von etwa 25 regellos angeordneten Feuerstellen, die auf einen Feuerstellenplatz deuten. Hinzu traten auf der 520 m2 großen Grabungsfläche etwa 40 locker verteilte Siedlungsgruben. Eine davon barg außer der obligatorischen Siedlungskeramik auch den aufwändig verzierten Kopf einer sogenannten Hülsenkopfnadel (Länge 7,3 cm; Durchmesser etwa 0,8 cm). Der eiserne Kern des Nadelkopfes wird von einer Hülse aus Bronzeblech umschlossen. Das außergewöhnlich gut erhaltene Blech trägt eine symmetrische Verzierung aus abwechselnd angeordneten Strichgruppen und liegenden Kreuzen. Der mögliche Symbolgehalt eines solchen Ornaments ist bisher nicht erforscht.

Ähnliche Hülsenkopfnadeln sind schon mehrfach in Vorpommern gefunden worden und geradezu charakteristisch für diese Region. Interessant ist, dass es sich bei dem Exemplar aus Gustebin nicht um einen Grabfund, sondern um einen Siedlungsfund handelt. Anhand von Gräbern mit vergleichbaren Nadeln lässt sich deren Gebrauch in die ausgehende ältere vorrömische Eisenzeit, also etwa in das 4. Jahrhundert v. Chr. datieren. Die keramischen Gefäßreste aus anderen Siedlungsgruben des Fundplatzes weisen bereits in die jüngere vorrömische Eisenzeit. Offenbar war das Schmuckstück zu dieser Zeit schon aus der Mode gekommen, so dass der abgebrochene eiserne Nadelschaft nicht mehr ersetzt wurde. Stattdessen entsorgte man den Nadelkopf mit der Bronzehülse.

Dr. Fabian Gall

Fund des Monats März 2012

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