Dicht an dicht: Brandgräber auf der NEL-Trasse

Fund des Monats August 2012

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Blick auf die Ausgrabungsfläche

Abb. 1: Blick auf die Ausgrabungsfläche

Abb. 1: Blick auf die Ausgrabungsfläche

Bei den Untersuchungen im Verlauf der Nordeuropäischen Erdgasleitung (NEL) wurden am Rand der Ortschaft Bobzin (Lkr. Ludwigslust-Parchim) größere Teile eines Brandgräberfeldes der vorrömischen Eisen- und der frühen römischen Kaiserzeit ausgegraben (Abb. 1). Zwar war das Gräberfeld durch die bisherige landwirtschaftliche Nutzung partiell stark gestört, doch konnten auf dem 152 m langen und 52 breiten Trassenstück 726 Gräber, und zwar 707 Urnengräber und 19 Knochenlager, dokumentiert werden. Abgesehen von Urnen ohne Steinschutz (Abb. 2) gab es zahlreiche Gräber mit Steineinbauten in vielfältiger Form. Verwendet wurden kleinere Gerölle, aber auch eigens dafür zurecht geschlagene Steinplatten (Abb. 3–4). Häufig befand sich unter der Urne ein Standstein in Form einer Steinplatte oder eines einseitig abgeflachten Gerölls. Einige Urnen standen in kleinen Steinkisten. Selten wurden Urnen mit kleineren Schalen abgedeckt. Beigefäße waren allerdings nicht vorhanden.

Auf dem Bestattungsplatz ließen sich räumlich voneinander getrennte Gräbergruppen beobachten, die als Sippen- oder Familienareale interpretiert werden. Zwei dieser Bereiche sind besonders hervorzuheben: In dem einen Fall waren die Gräber kranzartig um eine kleine, mittig auf der Grabungsfläche gelegenen Kuppe angeordnet, während die Kuppe selbst befundleer war. Möglicherweise handelt es sich hier um einen nicht mehr erhaltenen Grabhügel, um den herum die Gräber angelegt worden waren. Die andere Grabgruppe war gegen Norden durch einen schmalen, mit größeren Geröllen verfüllten Graben abgetrennt. Sie zeichnete sich durch eine hohe Befunddichte aus, wobei die Urnen auf unterschiedlichem Niveau sehr eng beieinander standen.

Überschneidungen von Bestattungen wurden trotz der hohen Befunddichte nicht beobachtet. Deshalb ist anzunehmen, dass die Gräber ursprünglich oberirdisch durch Holz- oder Steinkonstruktionen kenntlich gemacht waren. Dies zeigen auch Bestattungen, deren Urnen mit mächtigen Steinen abgedeckt worden waren.

Aus mehreren Gräbern liegen bronzene und eiserne Beigaben in Form von Arm- und Halsringen und Nadeln vor. Aus einem der jüngsten Befunde stammen ein Schildbuckel und eine Lanzenspitze aus Eisen. Allerdings lassen die 357 en bloc geborgenen Urnen weitere Funde erwarten. Zudem versprechen auch die begleitenden anthropologischen Untersuchungen spannende Ergebnisse.

Claudia Damrau M. A.

Fund des Monats August 2012

Dicht an dicht: Brandgräber auf der NEL-Trasse