Eine neue Rarität vom Kap Arkona

Fund des Monats Januar 2015

Kap Arkona, Gemeinde Putgarten, Lkr. Vorpommern-Rügen, LastenhakenDetails anzeigen
Kap Arkona, Gemeinde Putgarten, Lkr. Vorpommern-Rügen, Lastenhaken

Abb. 1: Kap Arkona, Gemeinde Putgarten, Lkr. Vorpommern-Rügen, Lastenhaken

Abb. 1: Kap Arkona, Gemeinde Putgarten, Lkr. Vorpommern-Rügen, Lastenhaken

Die 2012 fortgesetzten Ausgrabungen am Kap Arkona erbrachten eine Reihe aufschlussreicher Funde und Befunde. Zu den wichtigsten Objekten des Jahres 2014 zählt der Lastenhaken einer Laufgewichtswaage. Er lag zusammen mit anderen bedeutenden Fundstücken, unter anderem menschlichen Schädeln und zahlreichen Eisengegenständen, in einer Hausgrube in einem unmittelbar vom Küstenabbruch gefährdeten Bereich.

Der mit Punzen auf den Seitenflächen verzierte eiserne Haken mit v-förmigem Profil und schnabelförmigem Ende sitzt auf einem von vier tordierten Eisenstäben umgebenen Schaft, der zusammen mit den Stäben an drei Stellen mit verschieden gestalteten Körpern aus einer Kupfer-Blei-Zink-Legierung überfangen ist (Abb. 1-5). Die polyedrischen Endstücke tragen auf jeder der Schauflächen vier Kreispunkte, wie sie von Feingewichten bekannt sind. Am oberen Ende des Schaftes befindet sich eine Öse. Die Ausführung mit den Buntmetallauflagen gibt es in vielfacher Ausführung auf Feingewichtswaagen, aber auch – weniger bekannt – auf den Längenmaßen, wie sie bisher nur aus den Gräbern 834 und 845 von Birka (am Mälarsee) bekannt sind. Ähnliche Verzierungen sind von mehreren auf Gotland gefundenen Schlüsseln bekannt.

Obwohl man annehmen muss, dass Lastenwaagen zu den gängigen Arbeitsmitteln des Mittelalters gehörten, begegnen uns wikingerzeitliche Belege der seit der Antike geläufigen und bis in die Moderne genutzten Laufgewichtswaagen äußerst selten. Am häufigsten sind die Gewichte. Aufhängevorrichtung, Befestigungsringe und Lastenhaken wurden hingegen kaum entdeckt oder nicht als solche erkannt. Die am besten erhaltene Waage lag in der berühmten Truhe des Schmieds von Mästermyr auf Gotland (Abb. 6). Von dieser Ostseeinsel gibt es drei weitere vergleichbare Lastenhaken: aus dem Hortfund von Smiss (Gemeinde Eke), aus Hallfreda (Gemeinde Follingbo) und Reste einer Lastenwaage, deren genauer Fundplatz nicht bekannt ist. Fragmente einer weiteren Waage mit einem erhaltenen Haken sind aus dem am Ende der Schlei gelegenen wikingerzeitlichen Handelsplatz Haithabu überliefert. Ein sicher um 900 und in das 10. Jahrhundert datierender Haken wurde von Klein Gladebrügge in Holstein bekannt. Ähnliche Lastenhaken aus Nowgorod weist der Bearbeiter in das 13. Jahrhundert. Einer dieser Haken entspricht in seinem Aufbau dem Haken von Arkona. Die skandinavischen Funde können nur allgemein in die Wikingerzeit datiert werden.

Zumindest die Funde von Mästermyr und Smiss verbinden die Lastenwaagen mit dem Schmiedehandwerk und damit praktisch dem Metallhandel. Bei den anderen Funden lassen sich keine weiteren Beziehungen zu bestimmten Gewerken herstellen. Während der Haken von Arkona drei Buntmetallauflagen hat, verfügen die anderen über nur zwei, zwischen denen sich mehrere nach außen gebogene Eisenstäbe um den Hauptstab gruppieren. Unser Fundstück ist damit nicht nur eines der wenigen, das aus dem gesamten nördlichen Europa bekannt wurde, es zählt auch zu den schönsten und besten erhaltenen.

Dr. Fred Ruchhöft


Literatur

Greta Arwidsson/Gösta Berg, The Mästermyr find. A Viking age tool chest from Gotland. Stockholm 1983.

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