Ossenköpp - zur Geschichte der mecklenburgischen Wappenfigur

Archivalie des Monats Februar 2008

Siegel des Fürsten NikolausDetails anzeigen
Siegel des Fürsten Nikolaus

Siegel des Fürsten Nikolaus

Siegel des Fürsten Nikolaus

Ossenköpp oder Büffelköpp wurden Mecklenburger in Hamburg genannt – das Wappentier stand für Kraft und Stärke, aber auch für Dickschädel. Aufgekommen ist es als Siegelbild mecklenburgischer Fürsten im 13. Jahrhundert. Neben Fabeltieren wie Greifen und Lindwürmern wurden stolze, starke Tiere als persönliches Symbol ins Siegelbild gesetzt, ein Ross z.B. oder eben der bekrönte Stierkopf, zuerst verwendet 1219 im Siegel des Fürsten Nikolaus (s. Abb. 1) Die Krone ist hier ein schlichter Stirnreif. Andere taten es ihm nach. Die dreizinkige Krone setzte sich durch, und schon 1260 gab es das Halsfell, das den Stierkopf optisch abstützt. Im 13. Jahrhundert entwickelten sich die wesentlichen Elemente der Wappenfigur, wie sie heute noch in Gebrauch ist.

Farbige Darstellungen des Wappens kennen wir erst aus späterer Zeit. Das vom 15. Jahrhundert an gebrauchte 5-feldrige Wappen (Abb. 2) hatte zwei Stierköpfe im Schild – neben dem Mecklenburger auch den der Herren von Werle, der ohne Halsfell dargestellt wurde. Die übrigen Felder belegten Rostock (Greif), Stargard (Arm) und in der Mitte die Grafschaft Schwerin, die seit 1358 zu Mecklenburg gehörte.

Nach dem 30-jährigen Krieg traten zwei Felder für die säkularisierten Bistümer Ratzeburg und Schwerin hinzu. In dieser Form hat das Wappen bis 1937 bestanden, als die Nationalsozialisten traditionelle regionale Staatssymbole generell verboten. Die Revolution von 1918 und den Sturz der Monarchie hatte das Stierkopfwappen noch überstanden, die große Gleichschaltung der Nazis nicht.

Als 1990 das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern neu begründet wurde, griff man auf historisch tradierte Wappenfiguren zurück: den pommerschen Greifen und den roten Adler für die preußische Zeit Pommerns, für Mecklenburg den gekrönten Stierkopf mit heraushängender Zunge. So präsentiert sich das Landeswappen heute mit einem Wappentier, das seit fast 800 Jahren für Mecklenburg steht.

Was für ein Tier ist es denn eigentlich? Der ausgestorbene Ur, der Auerochse als königliches Jagdwild, oder der mächtige Wisent? Eine mittelalterliche Siegelbeschreibung von 1410 spricht das Motiv schon als "ossenkopp" an, doch es gibt auch Lateinisch "caput bisonis", was wohl mit Büffelkopf zu übersetzen ist. Mit "Bison", der bei uns nicht vorkommt, könnte ja gut der artverwandte Wisent gemeint sein. Ein Mastochse, ein kastriertes Rindviech, sollte es ursprünglich gewiss nicht sein, wenn auch die Darstellungen mit Nasenring, die seit der Renaissance aufkamen, solchen Vorstellungen Vorschub leisteten.

Beim Rätselraten um das richtige Wappentier hat das Volkslied seine Lösung gefunden:

De Mäkelbörger leet’t nich slapen, leet’t nicht slapen, leet’t nich slapen,
setten den Kopp in’t Landeswapen
vun Hiern Pasturn sien Kau!

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Ossenköpp – zur Geschichte der mecklenburgischen Wappenfigur