Regimentsliste von Tilly, Kompanien De La Motte und von Krakewitz, 1720

Archivalie des Monats Juni 2015

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Munsterrolle: Seite mit Siegel und mit laufender Nr.: 129-136

LHA SN 2.12-2/18 Nr. 9201 - Munsterrolle: Seite mit Siegel und mit laufender Nr.: 129-136

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Im Landeshauptarchiv Schwerin arbeiten Archivare an verschiedenen Beständen, um diese für die Benutzung zu erschließen. Im Februar 2015 konnten so, zwischen Akten von Beständen des Alten Archivs, zwei Listen, "Munster Rolle" und "Nr. 3", vom 17. Juni 1720, aus Dömitz ermittelt werden. Diese informieren über das Infanterieregiment des Obristen Johann Gottfried von Tilly mit der Kompanie des Major De La Motte sowie der Kompanie des Capitän Christian Friedrich von Krakewitz.

Nach Professor Ernst Schäfer, 1913, handelt es sich dabei um ein ursprünglich russisches Regiment, welches der Zar Peter der Erste dem Herzog Karl Leopold zur Verstärkung seiner Truppen überlassen hatte.

Für den Bestand 2.12-2/18 Acta militaria des Landeshauptarchivs war im Findbuch für dieses Regiment in Dömitz noch kein Eintrag erfolgt.

Welche Informationen bieten diese Rollen dem Nutzer?

In der "Munster Rolle" ist auf Blatt 1 der Stab aufgelistet:

"Obristen Johann Gottfried von Tilly, Obristlieutenand vacant. Major Jacob Matthies De La Motte, Adjudant Johann Gotthold Tiesterunck, Regimentsfeldscher Victor Anton Gerl, RegimentsTamb:(our )Matthies Dietterich, Profos Peter Hase".

Dann folgen die Soldaten. In der Rolle sind 193 Einträge verzeichnet, am Ende gesiegelt und unterschrieben von De La Motte. Für die ersten vier Positionen erfolgten nur Namenseinträge: "Capit(än) Jacob Mathies De la Motte, Premierleut(nant) vacant, Secondlieut(nant) Johann Fischer, Fredrich Georg Hen(rie) Virck”.

Zur Person von Tilly und La Motte findet sich kein Eintrag zum Alter und Geburtsort.

Ab Position 5 wurden u.a. erfasst: Alter, Herkunftsort, Konfession, Dienstalter und Dienstort, ob in Abschied, Beruf, Ehestand, ob Freiwilliger, ob Diensteid abgelegt.

Ein erstaunlich hohes Alter erreichten einige Soldaten für das Jahr 1720. Unter Position 6 aufgeführt wurde Sergeant Baltzer Dirsing, 60 Jahre alt, evangelisch, aus Mecklenburg, Parchim, verheiratet. Nummer 12, Friedrich Schröder aus Mecklenburg, Schwerin war ebenfalls 60 Jahre alt, evangelisch und verheiratet. Beide hatten keinen Beruf.

Die jüngsten Soldaten waren 17 Jahre alt, so wie Nr. 65, Kadett Johann Jacob Jentzen aus Nörlingen im Schwabenland, evangelisch, ein Freiwilliger mit abgelegtem Diensteid. Das gilt ebenfalls für Nr. 69, Kadett Christian Probst aus Poel, Mecklenburg und Nr.77, Christian Beckmann aus Mecklenburg.

Wenige Soldaten konnten einen Beruf angeben. Wenn, handelte es sich um Handwerker, wie Zimmermann, Maurer, Schneider, Böttcher, Schuster, Sargmacher, Nagelschmied u.a. Es dienten Berliner, Lothringer, Sachsen, Pommern, Danziger, Holsteiner, Bayern, Münsterländer, Brandenburger, Niederlausitzer, Franken, Schweizer, Braunschweiger und Kurmainzer in dieser Kompanie des Regiments.

Als Konfession ist evangelisch, katholisch und für den Soldaten aus der Schweiz reformistisch eingetragen.

Die Liste Nr. 3 des Capitän von Krakewitz enthält 136 Soldaten; von ihm unterschreiben und gesiegelt.

Als ältester Soldat, Nr. 49, ist der Schuster Andreas Joppe aus Holland, Rotterdam, 60 Jahre alt, aufgeführt. Er diente 35 Jahre, seine Konfession war reformistisch.

Die jüngsten Soldaten (Nr. 74 und 101) waren 18 Jahre alt. Es handelte sich um Jochim Christoff Münch aus Röbel, Mecklenburg, evangelisch, 4 Dienstjahre und Johann Hin(rich) Kouse aus Mecklenburg, Matgendorf , evangelisch, ein Jahr beim Militär.

Zwei 40 Jahre alte Soldaten, der Norweger, Lorenz Howitz und der Köllner Peter Maren sowie zwei weitere Soldaten wurden als "krank" eingetragen. Zwei dimittierte( ausgeschiedene) und zwei desertierte Soldaten bilden das Ende der Liste unter Nummer 133 bis 136.

Viele Soldaten der Kompanie von Krakewitz kamen aus Städten: Lüneburg, Bremen, Malchin, Neustadt, Wismar, Spandau, Nauen, Schwerin, Röbel, Krakau in Polen, Sternberg, Torgau, Königsberg, Parchim, Brüel, Rehna, Güstrow, Bützow, Dömitz.

Die Mehrheit der Soldaten war evangelisch.

Die ermittelten Listen wurden in den Bestand 2.12-2/18 Acta militaria, unter dem Gliederungspunkt Garnison Dömitz, Sign. 9201, eingefügt.

Militärhistorikern, Familienforschern und anderen Interessierten bietet sich hiermit die Nutzung einer weiteren Quelle für die Zeit um 1720.

Elke Krügener


Quelle:

LHA SN 2.12-2/18 Nr. 9201