Fachwerk aus dem 16. Jahrhundert in der Schweriner Puschkinstraße 36

Denkmal des Monats August 2007

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Fachwerk aus dem 16. Jahrhundert, Vorderseite

Fachwerk aus dem 16. Jahrhundert, Vorderseite

Fachwerk aus dem 16. Jahrhundert, Vorderseite

Östlich des Schweriner Doms – an der Ecke Puschkinstraße zum Domhof – befindet sich ein offenbar unscheinbarer, aus mehreren Gebäuden bestehender Komplex, der aber eines der ältesten Fachwerkhäuser Schwerins aufweist. Zu ihm gehören das straßenseitige, zweigeschossige Wohnhaus mit Krüppelwalmdach, der Rest eines zweigeschossigen Kemladens und ein dreigeschossiger Ziegelspeicher.

Das fünfachsige Wohn- und Geschäftshaus mit drei Zugängen an der Puschkinstraße wurde, wie jetzt festgestellt werden konnte, bereits Ende des 16. Jahrhunderts errichtet. Den Kern des Fachwerkgebäudes bildet ein Ständergeschossbau, bei dem die Hölzer von Erd- und Obergeschoss eine Einheit bilden und über verblattete Kopfstreben mit dem Rähm verbunden sind. Die über dem hohen Erdgeschoss befindlichen Obergeschossebenen wurden dabei als Lager genutzt. Das Gebäude weist Umbauphasen der Zeit um 1630 beziehungsweise des späten 18. Jahrhunderts mit Veränderung der Nutzungsebenen und des frühen 20. Jahrhunderts auf, als die nördliche Traufwand in massiver Ziegelbauweise erneuert wurde.

Die südliche Fachwerktraufseite und der Dachstuhl konnten nun dendrochronologisch in das dritte Viertel des 16. Jahrhunderts datiert werden. Der Deckenbalken, der konstruktiv auf den Ständergeschossbau des rückwärtigen Giebels Bezug nimmt, wird in die Zeit um 1630 datiert.

Das Verfahren der Dendrochronologie ermöglicht über den Vergleich der Jahrringfolgen eines Holzes die zeitliche Zuordnung und damit die Datierung des verbauten Holzes. Dabei kann daraus nicht sofort auf das Baujahr des Hauses geschlossen werden, da auch bauhistorisch geprüft werden muss, in welchem Zusammenhang der einzelne Balken zur Baugeschichte des Hauses steht, etwa ob er aus anderen Gebäuden wieder verwendet wurde.

Die wenigen Bohrproben, die zunächst gezogen wurden, verdeutlichen die Notwendigkeit einer Nachuntersuchung im Rahmen einer bauhistorischen Untersuchung, handelt es sich hier doch um einen der ältesten Profanbauten der Stadt in einem bis in die frühe Neuzeit vom Domkapitel genutzten Areal.

Zum Domhof hin schließt sich der Rest eines zweigeschossigen Renaissancefachwerkkemladens in jüngerer Stockwerksbauweise an, der dendrochronologisch noch nicht untersucht wurde. Aufgrund der an der südlichen Traufseite des Obergeschosses verzierten Schwellhölzer mit Schiffskehlen zwischen den Balkenköpfen und darüber liegenden Fußstreben sowie den verzapften Kopfbändern zwischen Stielen und Deckenbalken wird der Kemladen sicher in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts eingeordnet werden können.
Da in Schwerin nur noch wenige Fachwerkbauten der Renaissance und des Frühbarock erhalten sind, hingewiesen sei etwa auf die Schmiedestraße 13 und den Domhof 4/5, ist der Befund umso beeindruckender. Der Komplex ist Teil des ehemaligen Domhofs und damit von herausragender stadthistorischer Qualität. Für den Domhof 4/5 ist nachgewiesen, dass die dort errichteten Häuser 1567 im Besitz der Familie von Halberstadt waren. Der heutige Sitz des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege wird aufgrund einer Inschrift mit der Jahreszahl 1574 allgemein als das älteste Gebäude angesehen. Mit dem Gebäude Puschkinstraße 36 ist substanziell sicher ein zeitgleicher, möglicherweise aber auch älterer Bau erhalten.

Zunächst ist die dringend notwendig, bauliche Sicherung des Bestandes vorzunehmen. Eine traditionelle Fachwerkinstandsetzung ist vorgesehen. Später ist der Ausbau zur Schaffung von Gewerbe im Erdgeschoss und Wohnen in Obergeschoss geplant.

Dr. Jan Schirmer

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