Das Standbild des großen Kurfürsten in Putbus auf Rügen

Denkmal des Monats März 2008

Friedrich Wilhem der große Churfürst von BrandenburgDetails anzeigen
Friedrich Wilhem der große Churfürst von Brandenburg

Friedrich Wilhem der große Churfürst von Brandenburg

Friedrich Wilhem der große Churfürst von Brandenburg

Der Besucher der klassizistischen Stadt Putbus auf Rügen trifft an der Alleestraße unweit vom Circus auf ein überlebensgroßes Standbild, das sich mit erhobenem Degen dem Betrachter zuwendet (Abb. 1).

Diese mächtige Figur scheint einen Haufen Steine zu bewachen, die um sie herum in einer systematischen Ordnung gelagert sind. Eine Tafel gibt Auskunft, dass es sich hier um den Lagerplatz von Überresten der so genannten Preußensäulen handelt, die sich bis 1991 an ihren ursprünglichen Standorten in Neukamp (Abb. 2) und in Groß Stresow bei Putbus (Abb. 3) befunden haben und dort wegen großer Standfestigkeitsprobleme abgebaut werden mussten. Nach einer Odyssee über Berlin sind sie im Jahr 2006 nach Rügen zurückgekommen. Die meisten Teile sind erhalten.

Die dominante Figur an der Alleestraße stellt Friedrich Wilhelm von Hohenzollern (1620–1688), Kurfürst von Brandenburg, genannt der Große Kurfürst, dar. Sie war ursprünglich zusammen mit einem mächtigen Kompositkapitell (Abb. 4) die Bekrönung des 15,60 m hohen Säulenmonuments bei Neukamp. Die Säulentrommel, die jetzt in einzelne Teile zerlegt ist, trägt die Inschrift:

FRIEDRICH WILHELM / DER GROSSE CHURFUERST / VON BRANDENBURG / LANDETE HIER / AM XIII SEPTEMBER / MDCLXXVIII / UND SIEGTE / VERBUENDET MIT / CHRISTIAN V KOENIG / VON DAENEMARK
(Abb. 5)

Der überlebensgroße Fürst (3,33 m) selbst ist in Feldherrnpose dargestellt. Er schwingt mit der rechten Hand den Degen, in der linken hält er den Marschallstab. Zu seinen Füßen befindet sich der Bug eines Schiffsmodells mit einem Greifenkopf als Bugverzierung. Die Inschrift auf dem Schiffteil "W. Sturmer" lässt eine Zuschreibung an den Bildhauer Wilhelm Ludwig Stürmer (1812–1885) zu. Die Figur selbst zeigt eine bewegte Pose, die für ein Säulenstandbild ungewöhnlich ist. Man erwartet eher einen mehr statischen Charakter. Die zum Ausdruck gebrachte Bewegung dokumentiert die Dynamik, die dem Großen Kurfürsten bei der Eroberung von Rügen zugesprochen wurde und kommt wohl dem Willen des Auftraggebers König Friedrich Wilhelm IV. (1795–1861), dessen Name ebenfalls auf der Säulentrommel verewigt ist, entgegen.

Der König hatte bereits früh eine Begeisterung für Architektur und Kunst entwickelt. Angeregt von einem Vortrag des Berliner Architekten und Bildhauers Friedrich August Stüler (1800–1865) wollte der Monarch auch die zeitlich und räumlich weiter entfernten Ereignisse der preußischen Geschichte dargestellt wissen. Friedrich Wilhelm IV. reiste als Kronprinz häufig zur Erholung nach Rügen. Er weilte auf dem Jagdschloss Granitz, in Lauterbach und beim Fürsten zu Putbus. Wahrscheinlich ist es maßgeblich dem königlichen Oberstleutnant a. D. und Hofmarschall Kurt Wolfgang von Schöning (1789–1859) zu verdanken, der 1846 die geschichtlichen Ereignisse um den Großen Kurfürsten und Friedrich Wilhelm I. von Preußen erläuterte, dass der König im Einvernehmen mit dem Fürsten zu Putbus die Errichtung der Denkmäler veranlasste. F. A. Stüler erhielt den Auftrag für die Säulen in Neukamp und Groß Stresow. Die künstlerische Ausführung lag in den Händen von W. L. Stürmer.

Der geschichtliche Hintergrund für das Monument mit dem Großen Kurfürsten basiert auf den Auswirkungen der Gebietsverteilungen nach dem Dreißigjährigen Krieg. Friedrich Wilhelm einigte sich 1647 nach einem Waffenstillstand mit Schweden über die Aufteilung des Landes. Brandenburg, das Hinterpommern behielt, musste auf Vorpommern, die Odermündung und einen Landstreifen rechts der Oder zugunsten Schwedens verzichten. Diese Vereinbarung wurde im Westfälischen Frieden 1648 bestätigt.

Die Insel Rügen, die nun zu Schweden gehörte, sah sich allerdings auch von Dänemark bedroht. Die Dänen bemühten sich 1676 gemeinsam mit den Brandenburgern erfolglos, die Insel zu besetzen. Ein Jahr später gelang es ihnen jedoch, Rügen zu erobern, was zu heftiger Gegenwehr der Schweden führte, die im Januar 1678 die Insel wieder zurück gewinnen konnten. Nun kam der Große Kurfürst ins Spiel. Er landete am 13. September 1678, verbündet mit Christian V. König von Dänemark, bei Neukamp auf Rügen und besiegte die Schweden, die sich seit 1674 im Krieg gegen das Deutsche Reich befanden. Lange währte das Besitztum nicht, denn im Frieden von Lund und Fontainebleau am 2. und 26. September 1679 gelangte Rügen wieder an Schweden.

Dieses Ereignis war am 15. Oktober 1854 der Anlass für die Aufstellung des Denkmals in Neukamp. Ein Jahr später feierte man die Errichtung des Säulenmonuments mit dem Standbild Friedrich Wilhelm I. König von Preußen, genannt der Soldatenkönig, in Groß Stresow. Dieser Monarch beteiligte sich ebenfalls an dem Machtpoker um die Insel Rügen. Hintergrund war der seit 1700 wütende Nordische Krieg. Die Kräfte der Schweden waren durch die Kämpfe so sehr geschwächt, dass Friedrich Wilhelm I. zusammen mit König Friedrich IV. von Dänemark am 15. November 1715 in der Schlacht bei Stresow wohl ein leichtes Spiel hatte, die Insel Rügen zu erobern. Sie wurde bis 1720 wie ganz Schwedisch-Pommern unter dänische Herrschaft gestellt. Der Friedensvertrag von Frederiksborg vom 3. Juli 1720 regelte die Rückgabe an Schweden, die bis 1815 dauern sollte.

Die Reste des Denkmals von Groß Stresow sind ebenfalls auf dem Grundstück in der Alleestraße in Putbus gelagert. Auch bei diesem Monument zeugen Inschriften vom geschichtlichen Hintergrund, dem Auftraggeber und Künstler. Das Standbild von Friedrich Wilhelm I. ist leider stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Nur noch das linke Bein steht aufrecht, der Oberkörper liegt mehr schlecht als recht unter einer Plane geschützt.

Die Standbilder und das Baudekor sind von hoher künstlerischer und geschichtlicher Bedeutung. Die Säulenmonumente befinden sich im Besitz des Landkreises Rügen. Es besteht dringender Handlungsbedarf, die Kunstwerke und Einzelteile in einen geschützten Bereich zu bringen. An der Alleestraße kann nur ein provisorischer Lagerplatz sein. Perspektivisch sollen die Säulentrommeln auf den wieder aufgebauten Podesten an den alten Standorten aufgestellt werden. Für die Standbilder mit den Kapitellen ist eine dauerhafte Präsentation in einem Innenraum geplant. Auf den Säulen können Kopien stehen. Bis dahin wird der Große Kurfürst weiterhin die Besucher von Putbus begrüßen und Anlass zum Fragen und zur Beschäftigung mit der Geschichte Rügens geben.

Dr. Klaus Winands

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