Gutshaus Pinnow, die Zweite.

Denkmal des Monats April 2018

Abb. 1. Pinnow, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte, Herrenhaus, Turm der Ostfassade, 2012.Details anzeigen
Abb. 1. Pinnow, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte, Herrenhaus, Turm der Ostfassade, 2012.

Abb. 1. Pinnow, Lkr. Mecklen­burgische Seen­platte, Herrenhaus, Turm der Ost­fassade, 2012.

Abb. 1. Pinnow, Lkr. Mecklen­burgische Seen­platte, Herrenhaus, Turm der Ost­fassade, 2012.

Schon einmal war das Herrenhaus Pinnow bei Breesen im Fokus eines Beitrags an dieser Stelle, im Oktober 2012. Das Backsteingebäude, das in seiner Architektur und Ausstattung zum Originellsten zu zählen ist, das die Gutshauslandschaft in Mecklenburg hervorgebracht hat, erfuhr dort eingehende Würdigung. Der spannenden Entstehungsgeschichte des Hauses, eng verbunden mit dem Bauherrn Friedrich von Klinggräf sowie den Architekten Conrad Wilhelm Hase und Carl Heinrich Wiethase der Hannoverschen Schule, musste die Autorin Beatrix Dräger-Kneißl damals aber auch die traurige Realität des Erhaltungszustands gegenüberstellen. Das Gutshaus war 2012 akut gefährdet und der Verlust des prägnanten Baudenkmals schien beinahe unvermeidlich (Abb. 1). Beinahe zeitgleich begann sich jedoch die Rettung anzubahnen und wir freuen uns, nun über diese positive Wendung ebenfalls an dieser Stelle berichten zu können (Abb. 2-3).

2013 übernahmen neue Eigentümer das Gutshaus und begannen umgehend mit dringend erforderlichen statischen Sicherungen. In den darauffolgenden Jahren wurden schrittweise die stark geschädigten Dachtragwerke und –eindeckungen saniert (Abb. 4), auch mit Unterstützung durch eine finanzielle Förderung aus Mitteln der Landesdenkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern. Das Erscheinungsbild des Gutshauses mit seinen gestaffelten großen Dachflächen prägen insbesondere die historischen Biberschwanzziegel mit ihrem lebendigen Farbspiel, die großenteils erhalten werden konnten. Das Bestandsmaterial wurde durch neue Ziegel in passenden Abmessungen vor allem als untere Lage (Unterdecker) bei der Biberkronendeckung verwendet. Es bietet sich so ein harmonisches, zum Baualter des Gutshauses passend patiniertes Gesamtbild. Zu den Rottönen der Hauptdachflächen stehen kontrastierend die fast schon romantisch anmutenden Gauben, Erkern und Türmchen in variantenreichen gotisierenden Formen mit dunklen Schieferdächern. Der Formenreichtum an geschnitzten Gaubenfronten und anderen Gestaltungsdetails der Dächer (Abb. 5) war dabei bei der Sanierung und teilweise erforderlichen Neuanfertigung eine besondere handwerkliche und finanzielle Herausforderung. Die ausführenden Firmen bewiesen dabei großes handwerkliches Geschick und Einfühlungsvermögen in die historische Formensprache, so dass die Reparaturen mit bemerkenswerter Detailtreue und unter sorgfältigem Substanzerhalt gelangen.

Der Variantenreichtum der Dachaufbauten setzt sich in den Fassaden fort und diente dort der Hervorhebung von dahinterliegenden besonderen Räumen (Abb. 6-7). Während in Ost- und Südflügel, die als älterer Baubestand offenbar in den neuen Gutshausentwurf einbezogen wurden, im Backsteinmauerwerk einfache Segmentbogen-Öffnungen dominieren, spielen die hinzugefügten Flügel deutlich mit neugotischen Elementen. Am augenfälligsten wird dies beim Westflügel, der im Innenraum mit seinen Kreuzgratgewölben deutlich Anklänge an einen Kreuzgang aufweist. Konsequenterweise spiegelt sich dies auch in spitzbogigen Fenster- und Türöffnungen wieder, die erhalten bzw. wiederhergestellt werden konnten. An diesem Flügel ist auch der pittoreske Laubengang erhalten, der ursprünglich den Innenhof allseitig umfasste (Abb. 8-9).

Neugotische Formen finden sich auch bei dekorativ aufgefassten Holz-Bauteilen, hier besonders zu nennen die Stirnseiten des Saals im 1. Obergeschoss des Ostflügels (Abb. 10) sowie der Eingangsvorbau. Der in Ost-West-Richtung angeordnete Saal wird im Außenbau durch den massigen Turm markiert, dessen Obergeschoss die östliche Schmalseite des Saals einnimmt. Die Form des Kleeblatt-Bogens tritt dort als dreibahniges Fenster auf, mit einer Entsprechung im darunter befindlichen Fachwerk-Eingangsvorbau. Der historisierende Charakter wird durch die Verwendung von kleinteiligen Bleiverglasungen noch unterstrichen, die auch hier wiederhergestellt wurden (Abb. 11-12).

Die Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten wenden sich derzeit nun den Innenräumen zu. Aktuelle Informationen zum Baufortschritt, aber auch historische Fotos zeigen die Bauherren auf der eigens dafür geschaffenen Internetseite www.herrenhaus-pinnow.de. Ein Blick auf und in das Herrenhaus Pinnow ist damit virtuell jetzt schon möglich. Zukünftig werden im Herrenhaus einige Bereiche rein privat genutzt werden, andere jedoch auch als öffentliche und halböffentliche Bereiche das Haus Besuchern zugänglich und real erlebbar sein.

Sabine Schöfbeck

Denkmal des Monats April 2018

Gutshaus Pinnow, die Zweite.

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