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Vietlübbe, Landkreis Ludwigslust-Parchim, Kirche.

Vietlübbe, Landkreis Ludwigslust-Parchim, Kirche

Vietlübbe, Landkreis Ludwigslust-Parchim, Kirche

Die Kirchen gehören in Mecklenburg-Vorpommern zu den ältesten baulichen Geschichtszeugnissen. Erste Kloster- und Kirchengründungen erfolgten bereits in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts infolge der Einwanderung deutscher Siedler in die slawischen Gebiete und den damit verbundenen Christianisierungsbestrebungen. Die meisten, heute noch vorhandenen mittelalterlichen Kirchenbauten stammen in ihren Wurzeln aus dem 13. Jahrhundert, als breite Siedlungsströme aus Niedersachsen und Holstein (die sogenannte Westfälische Besiedlung) und aus der Mark Brandenburg (die sogenannte Ostfälische Besiedlung) in das Land kamen. Die christlichen Siedler brachten ihre baulichen Traditionen mit und so tragen die mittelalterlichen Kirchenbauten heute Merkmale dieser Einwanderungszeit und entwickelten sich bis in das 16. Jahrhundert hinein architektonisch fort. In den Städten erfolgten die Kirchengründungen zugleich mit der städtischen Anlage aber auch die frühesten Kirchenbauten auf dem Lande, die die Landschaft prägenden Dorfkirchen, sind oft noch aus der frühen Zeit der Besiedlung. Nach der Reformation in der Mitte des 16. Jahrhunderts blieben die meisten Kirchenbauten erhalten. Lediglich die Klosteranlagen und viele kleine Wegekapellen waren von Abbrüchen betroffen, wovon beispielsweise die Klosterruine in Greifswald-Eldena zeugt. Dennoch blieben viele der Klostergebäude und insbesondere die Klosterkirchen, wie das Münster in Bad Doberan (um 1186–1368) mit seiner hochwertigen mittelalterlichen Ausstattung und städtische Klosteranlagen wir das Katharinenkloster in Stralsund (um 1261 bis um 1400), das heute das Meeresmuseum und das städtische kulturhistorische Museum beherbergt, und einige kleine Kapellen wie die Kapelle in Bessin auf Rügen oder die Apollonienkapelle in Stralsund erhalten.

Zu den ältesten städtischen Kirchen Mecklenburgs gehören die Hallenkirche in Gadebusch mit ihrem dreijochigen Schiff (ab 1215) in spätromanischer Architektur und die Basilika des Güstrower Doms (ab 1226) mit Lang- und Querschiff, dem langen, etwas schräg sitzenden Chor und dem breitgelagerten Westturm, in Vorpommern die im Kern noch romanische Marienkirche in Bergen auf Rügen (ab 1180 bis Anfang 14. Jahrhundert) oder die aus der Mitte des 13. Jahrhunderts stammende, aus Feldsteinen errichtete Nikolaikirche in Pasewalk. Die älteste mecklenburgische Dorfkirche ist die romanische Backsteinkirche in Vietlübbe (um 1205/15) mit ihrem, auf einem griechischen Kreuz basierenden Grundriss. Die Feldsteinkirche in Tribohm (erste Hälfte 13. Jahrhundert) gehört dagegen zu den ältesten Dorfkirchen Vorpommerns. Die vielen Feldsteinkirchen des 13. Jahrhunderts sind es insbesondere, die in beiden Landesteilen frühe Zeugnisse der Verwendung des natürlich vorkommenden Baumaterials sind.

Die größten Kirchenbauten im Lande entstanden in den Hansestädten an der Ostseeküste. Sie sind die prägnantesten Vertreter der Backsteingotik und prägen in ihrem Erscheinungsbild als Basilika oder als Hallenkirche, besonders aber mit ihren hohen Turmanlagen die Silhouetten der Städte. Bedeutende Vertreter sind die Basiliken der Marienkirche in Rostock (1262–1452) mit ihrem spitz zulaufenden Turmdach und die Nikolaikirche in Stralsund (1260–1366) mit ihrer hohen, von weither einsehbaren Doppelturmanlage oder die kriegszerstörte, in den letzten Jahren aufwendig rekonstruierte und restaurierte Georgenkirche in Wismar (1260–1487). Aber auch die mittelalterlichen Dome in Schwerin (St. Marien, 1171–1249) oder Greifswald (St. Nikolai, 1280–1420) sind bedeutende Vertreter der norddeutschen Backsteingotik.

Eine der seltenen Beispiele aus der Renaissancezeit ist die Kirche im mecklenburgischen Bristow (1597) mit ihrem prächtig gestalteten Giebel und der inneren Ausstattung. Mecklenburg-Vorpommern ist auch das Land vieler Fachwerkkirchen. Sie kommen bereits im Mittelalter vor, stammen aber überwiegend aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Die älteste, im Original erhaltene Fachwerkkirche liegt im mecklenburgischen Hildebrandshagen (1580) nahe der Grenze zu Brandenburg. Besonders in Vorpommern entstanden nach 1720 in preußischer Zeit infolge der Kolonisationsbestrebungen der preußischen Könige zahlreiche Fachwerkkirchen in ihrer typischen Rasterstruktur, wie beispielsweise die Kirche in Ahlbeck (1754). Zwei Architekturepochen prägen die Kirchenlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns wesentlich: die des Barock und die der Neugotik. Bedeutendste barocke Vertreter sind die Schweriner "Schelfkiche" (1708–1713) in ihrer kreuzförmigen Backsteinarchitektur, die Schlosskirche in Ludwigslust (1765–1770) mit ihrem breiten Säulenportikus und die Stadtkirche in Ueckermünde (1752–1766) mit ihrem barocken Inventar in Gestalt doppelgeschossiger Emporen und dem zugleich größten Kanzelaltar des Landes.

Wichtigste Vertreter der Neugotik, die zumeist an die mittelalterliche Backsteinarchitektur des Landes anknüpft sind die Schweriner Paulskirche (1863–1869), die zugleich die größte Kirche dieser Architekturgattung im Bundesland ist oder die Christuskirche in Torgelow (1881–1884). Außerdem zeugen zahlreiche Kirchen auf dem Lande von einem umfangreichen Kirchenbauprogramm im 19. Jahrhundert. Im 20. Jahrhundert sind daher nur wenige Kirchen errichtet, wie die 1907–1910 errichtete Heilig-Geist-Kirche in Rostock. Die jüngste, unter Denkmalschutz gestellte Kirche ist die Stralsunder Friedenskirche von 1975.

Die Kirchen in Mecklenburg-Vorpommern, die meist unter Denkmalschutz stehen, dienen bis heute fast vollständig dem Gottesdienst. Sie sind mehrheitlich evangelisch-lutherischer Konfession. Zu Pfingsten 2012 erfolgte der Zusammenschluss der Evangelisch-Lutherischen Kirche Mecklenburgs und der Pommerschen evangelischen Kirche mit der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland. Kirchen anderer christlicher Konfessionen blieben in Mecklenburg-Vorpommern nach der Reformation zunächst selten. In Mecklenburg ist der älteste Bau einer katholischen Kirche nach der Reformation der von St. Anna in Schwerin (1791–1796). In Vorpommern wurde erst zum Ende des 19. und im 20. Jahrhundert der Bau katholischer Kirchen erlaubt. Daraufhin entstanden in fast allen Städten auch wieder katholische Kirchen, zumeist in neugotischer oder neuromanischer Gestalt, wie zum Beispiel die katholischen Kirchen in Pasewalk (1885) oder in Anklam (1900/01). Einziger reformierter Kirchenbau blieb die Reformierte Kirche im mecklenburgischen Bützow (1765–1771). Synagogen entstanden erst ab dem Ende des 18. Jahrhunderts, mehr aber noch im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts wie in Bützow 1790 oder in Hagenow 1829. Es handelte sich oft um zweigeschossige, einfache Fachwerkbauten in Hoflage oder in Straßenfront. In Mecklenburg sind bis heute 14 ehemalige Synagogen und jüdische Bethäuser erhalten geblieben.

Die Bewahrung der oft sehr instandsetzungsbedürftigen Sakralbauten Mecklenburg-Vorpommerns ist besonderes Anliegen der Denkmalpflege. Gemeinsam mit der Landeskirche und unter Nutzung der zur Verfügung stehenden Bundes- und Landesförderprogramme und von Stiftungsmitteln der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Stiftung Dorfkirchen in Not oder der Kirchbaustiftung wurden in den Vergangenen Jahren und werden auch zukünftig enorme Anstrengungen unternommen, um den umfangreichen Kirchenbestand des Landes zu sichern und zu bewahren.

Jens Amelung

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