Barockes Kleinod: der Orgelprospekt in der Kirche von Serrahn, Lkr. Güstrow

Denkmal des Monats August 2008

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Abb.1: Detailaufnahme der Barockorgel

Abb.1: Detailaufnahme der Barockorgel

In der kleinen Dorfkirche von Serrahn gibt es ein barockes Kleinod, nämlich einen Orgelprospekt, der dringender Sicherungsmaßnahmen bedarf. Das Orgelwerk wurde bereits um 1850 komplett erneuert und 1999 im Rahmen einer Notreparatur wieder bespielbar gemacht.

Die einstige Pracht der um 1740 von einem uns unbekannten Orgelbaumeister erbauten Orgel lässt nur noch der Prospekt erahnen. Flankiert von acht musizierenden Engeln, bekrönt eine fast lebensgroße Figur König Davids mit Harfe den reich mit Akanthusblattwerk und Girlanden geschmückten Prospekt (Abb. 1–2).

Die schmückende Wirkung dieses Kunstwerks steigerten großflächige Glanzvergoldungen und eine Polierweißfassung, die partiell noch ihren ursprünglichen Glanz, der heute durch Schmutz und Materialverluste weitgehend verloren ist, erkennen lässt. Die Polierweißfassung, eine durch spezielle Zusätze polierfähig gemachte Kreidegrundfassung, ist typisch für die Zeit des Barocks. Sie diente der Materialimitation und verlieh dem gefassten Holzträger einen Glanz, der dem von Marmor oder Porzellan ähnelte. Restauratorisch und kunsthistorisch ist dabei von Bedeutung, dass in Serrahn die originale Fassmalerei ohne spätere Überarbeitungen – wenn auch mit großen Verlusten – als sichtbare Fassung erhalten blieb. Das Thema der musizierenden Engel wird aufgenommen und in der bemalten Holzbohlendecke über der Orgel im Sinne einer "Orgelstube" fortgesetzt. Abgesehen von den künstlerisch und handwerklich hervorragenden Schnitzarbeiten ist es nicht zuletzt diese künstlerisch einheitliche Gestaltung von Prospekt und Raum, die den regionalen und überregionalen Wert dieser Orgel ausmacht.

Als weiteres Beispiel für einen mit Figuren bestückten Prospekt ist die Orgel in der Kirche des östlich von Güstrow gelegenen Ortes Recknitz zu nennen. Auch hier sind die Schäden enorm. Der Anobienbefall der aus Lindenholz gefertigten Figuren und des zierenden Schnitzwerks führte zu massiven Materialverlusten an den Figuren und an der Gehäusearchitektur. Das heißt, Teile der Ornamentik und der Figuren sind bereits verloren oder wurden vorsorglich demontiert. Da die Polierweißfassung durch ihre speziellen Zusätze und den Fassungsaufbau von inneren Spannungen geprägt ist, verhält sie sich nicht sonderlich stabil. Sie reagiert insbesondere auf klimatische Schwankungen und die dadurch hervorgerufenen Volumenänderungen des Holzes. Das bedeutet, dass die komplette Oberfläche – abgesehen von extremen Verschmutzungen – von großflächigen Verlusten, Bindemittelabbau und den damit einhergehenden Lockerungen gekennzeichnet ist. Auch die einfache Temperamalerei der Holzbohlendecke ist von vielen kleinteiligen Fassungslockerungen und Verlusten geprägt, deren Ursache in klimatisch bedingtem Bindemittelabbau zu suchen ist.

In Serrahn wurde nach konzeptionellen Vorgaben 2007 als erster wichtiger Schritt eine Proberestaurierung an einem zierenden seitlichen Bänderwerk mit Engel durchgeführt (Abb. 3), um Erkenntnisse über die Machbarkeit und den möglichen finanziellen Rahmen einer Gesamtrestaurierung zu erhalten. Diese Probeachse umfasste die Sicherung der Fassung und Holzsubstanz sowie – in einem zweiten Schritt – eine partielle restauratorische Bearbeitung von Fassungsfehlstellen. Durch die spannungsreiche Originalfassung gestaltete sich die Sicherung äußerst kompliziert und zeitaufwändig. Sie musste zudem aufgrund des hohen Verschmutzungsgrades zeitgleich mit einer Reinigung erfolgen. Dabei konnte der gereinigten Fassung durch leichtes Frottieren sogar ein leichter Glanzgrad zurückgegeben werden, der an den originalen Zustand erinnert. Das Ergebnis zeigt, dass unter Erhalt der fragmentarisch erhaltenen Originalfassung mit zurückhaltenden Kittungen und Retuschen ein geschlossenes Erscheinungsbild erreicht werden kann. Es zeigt aber auch, welche enormen Anstrengungen notwendig sind, um dieses Kunstwerk vor dem endgültigen Verfall zu bewahren.

Frank Hösel

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