Unbekanntes Kontrabasskonzert von Ignaz Pleyel entdeckt
Die Musiksammlung der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern Günther Uecker besitzt eine weltweit einzigartige Sammlung „Wiener“ Kontrabassmusik aus dem späten 18. Jahrhundert. Angelegt hat diese Sammlung der Komponist und Kontrabassvirtuose Johannes Matthias Sperger (1750-1812). Von 1789 bis zu seinem Tod im Jahr 1812 war er Mitglied der Mecklenburg-Schweriner Hofkapelle in Ludwigslust.
Aus dem Habsburgerreich kommend, wo viele Musiker im Zuge der Säkularisation ihre Anstellungen an den Höfen geistlicher Fürsten verloren, hat Sperger eine wertvolle Notensammlung nach Mecklenburg mitgebracht – mit zahlreichen Werken für den Kontrabass aus seiner eigenen Feder und von namhaften Kollegen wie Carl Ditters von Dittersdorf, Franz Anton Hofmeister, Václav Pichl und Anton Zimmermann, die in Schwerin unikal überliefert sind.
Dass die Sammlung auch ein eigenhändig geschriebenes Kontrabasskonzert von Ignaz Pleyel enthält, ja dass Pleyel überhaupt für den Solo-Kontrabass komponiert hat, war bislang unbekannt. Pleyel war im ausgehenden 18. Jahrhundert „der beliebteste, der gespielteste und genossenste Tonkünstler, den es jemals in der Welt gab“ (H. G. Nägeli) und wurde nicht zuletzt von seinem nahezu gleichaltrigen Kollegen W. A. Mozart hochgeschätzt.
Identifiziert hat das unter der Signatur Mus.5174/2a aufbewahrte Konzert die Kontrabassistin und Musikwissenschaftlerin Darija Andzakovic – gestützt auf Handschriftenvergleiche, den Textspuren einer getilgten Autorangabe und stilkritischen Untersuchungen.
Bislang war die anonym überlieferte Komposition, wenn auch nicht zweifelsfrei, Johannes Matthias Sperger zugeschrieben worden. Nach neuesten Erkenntnissen war Sperger nicht der Komponist, sondern der Solist, für den Pleyel das Konzert um 1779 in Preßburg geschrieben hat.
Über ihren Fund hat Frau Andzakovic im Juli 2024 auf der wissenschaftlichen Konferenz „Rediscovering Wanhal - Wanhal rediscovered“ an der Universität Uppsala (Schweden) berichtet. Eine ausführliche Schriftfassung wird im Konferenzband erscheinen und ist als Preprint hier bereits online verfügbar.
Im Herbst 2026 wird Pleyels Kontrabasskonzert – erstmals seit über 200 Jahren – durch das Australian Brandenburg Orchestra wieder zur Aufführung gebracht.