Eine Prachtausgabe für den Oberst Baron Gerhard von Langermann
Archivalie des Monats November 2010
Während der Erschließungsarbeiten am Bestand 5.12-8/1, Militärdepartement des Landeshauptarchivs in Schwerin, fand eine Mitarbeiterin, in Papier verpackt, ein ganz besonderes Buch in den Abmessungen 26 x 32 x 4 cm.
Der Einband besteht vorn und hinten aus Holz, der Buchrücken aus weinrotem Samt. Verschlossen ist das Buch mit zwei Metallverschlüssen in Anlehnung an eine Schatzkiste. Während der hintere Einbandteil aus einer schlichten Holztafel besteht, ist der vordere Einbandteil gestaltet. Es handelt sich um eine feine Schnitzarbeit.
In der Mitte der Vorderseite befindet sich von Eichenlaub umkränzt, in einem weiteren Fach, die Darstellung eines Wappens. Die äußere Umrandung enthält 12 kleinere, schmale Fächer; an den äußeren acht Ecken sind Formen aus Metall eingefügt. Links und rechts von dem Wappen finden sich in den Fächern zwei weitere Schnitzereien, diese zeigen jeweils zwei gekreuzt stehende Fahnen, davor vier Gewehre mit Bajonett im Bund und diesen zu Füßen je drei Helme. Im oberen mittelsten Fach ist die Inschrift "Dem Oberst Baron von Langermann", im unteren mittelsten Fach "das Officierscorps des 1. Infanterie-Regiments" zu finden.
Es handelt sich bei dieser Prachtausgabe um ein Fotoalbum. Die Blätter des Albums sind aus Pappe, mit Papier belegt und an den Kanten vergoldet. Innen sind die Einbandseiten mit Seide über Papier bezogen.
In ausgeschnittenen, umrahmten Fächern von 5 x 8,5 cm befinden sich 41 Fotos. Auf der ersten Seite beginnt die Fotoserie mit einer Aufnahme (Brustbild) Großherzog Friedrich Franz II., es folgt eine Ganzaufnahme von Großherzog Friedrich Franz III. in diesem Album. Während den Großherzögen jeweils eine Seite gewidmet ist, befinden sich die Fotos von je vier Offizieren auf den folgenden 10 Seiten, eine Seite ist leer.
Das Album ist in einem sehr gutem Erhaltungszustand überliefert.
Die Fotos sind relativ gut erhalten, weil sie geschützt gelagert waren. Sie entstanden als Brustbild oder Ganzaufnahme. Einige sind zum Teil schon verblichen. Nicht alle Fotos tragen eine Unterschrift, die falls verhanden mit Blaustift ausgefertigt wurde. Das Album ist nicht datiert. Die Fotos zeigen ältere und jüngere Männer.
Unter dem Foto des Hauptmanns von Weltzin ist nachträglich vermerkt worden "gefallen 1870 bei St. (R)ivat". Daraus ist zu folgern, dass das Album um das Jahr 1870 entstand.
In Klaus-Ulrich Keubkes "Kleine Militärgeschichte Mecklenburgs", Seiten 76 und 77 ist nachzulesen:
Im Jahre 1861 änderten sich aufgrund von Beschlüssen der Bundesversammlung (Deutscher Bund) nochmals die Rekrutierungsbestimmungen. So ging Anfang November 1863 Mecklenburg–Schwerin bei der Infanterie erneut zu einer Regimentsstruktur über. Das Grenadier-Garde- und 2. Bataillon bildeten das 1. Infanterie- Regiment sowie das 3. und 4. Bataillon das 2. Infanterieregiment. Beide Regimentsstäbe lagen in Schwerin. Das 1. Regiment befehligte der bisherige Kommandeur des Grenadier-Garde-Bataillons, Oberst Gerhard von Langermann und Erlencamp.
Als auf Antrag Österreichs am 14. Juni der Bundestag des Deutschen Bundes eine Mobilmachung der nichtpreußischen Kontingente und die Bundesexekution gegen Preußen beschloss, mobilisierte auf Befehl Großherzogs Friedrich Franz II. vom 21. Juni sofort sein ganzes Militär.
Es war in der Auseinandersetzung zwischen Preußen und Bayern gegen die Bayern eingesetzt. Nach Friedensschluss am 22. August 1866 zogen die Mecklenburg-Schweriner Truppen in die Heimat. Das Ende des Feldzugs bedeutete gleichzeitig das Ende der bis dahin eigenständigen mecklenburgischen Militärgeschichte.
Bleibt die Frage:
Wann werden derartige Fotoalben verschenkt? Anlässlich eines Geburtstages, einer Beförderung oder doch zur Verabschiedung in den Ruhestand? Dem Landeshauptarchiv in Schwerin bleibt eine frühe Serie Fotos von Militärs in einer Prachtausgabe Album, welches 140 Jahre alt sein kann.
Von Elke Krügener
Quelle
5.12-8/1; Signatur 3136.
