Teterow - eine Ansicht aus dem Jahr 1845

Archivalie des Monats März 2011

Lithographie Teterow: 4676/ 4 Bibliothek LHAS.Details anzeigen
Lithographie Teterow: 4676/ 4 Bibliothek LHAS.

Lithographie Teterow: 4676/ 4 Bibliothek LHAS.

Lithographie Teterow: 4676/ 4 Bibliothek LHAS.

Die Johann Gottfried Tiedemannschen Hof- Steindruckerei in Rostock schuf zu Beginn des 19. Jahrhunderts 100 Stück Lithographien; colorierte, gestochen klare Ansichten im Postkartenformat von mecklenburgischen Orten. Veröffentlicht wurden diese in "Mecklenburg in Bildern" des Großherzoglich Mecklenburgischen Archivars Georg Christian Friedrich Lisch.

So besteht auch im 21. Jahrhundert die Möglichkeit, einen optischen Eindruck von den mecklenburgischen Orten aus dem beginnendem 19. Jahrhundert zu gewinnen. Zwischen 1842 und 1845 wurden Band 1 bis 4 der Serie herausgegeben. Der Band 4 enthält u.a. die Abbildung der Stadt Teterow.

Von Teterow existieren nicht viele Ansichten aus der Zeit vor 1850. Die Lithographie zeigt die kleine Stadt Teterow aus südwestlicher Richtung kommend betrachtet. Im Vordergrund rechts ist ein eingezäunter Flecken erkennbar, mit einer exakt geschnittenen Hecke, gelegen an einer Weggabelung. Am äußersten linken Rand steht ein größeres Fachwerkhaus. Die Strasse davor wendet sich nach links in Richtung Westen (Güstrow) und rechts in Richtung Osten (Malchin). Zwischen der Strasse und der Stadt befindet sich eine große Wiese. Teterow ist eingerahmt von hohen schmalen Bäumen und einem dichten Buschstreifen. Der Turm der Stadtkirche Sankt Peter und Paul überragt alle Gebäude. Während die Stadtkirche erhalten ist, ist ein Stadttor, das Rostocker, als Ruine zu erkennen. Im Hintergrund sind die, auf den Kämmen bewaldeten, Heidberge und die Teterow umgebende Hügelzone zu sehen. Insgesamt hinterläßt die Abbildung den Eindruck von einer kleinen, verschlafenen Stadt. Das verwundert nicht, da die Auswirkungen des vierten großen Stadtbrands aus dem Jahre 1793, in dem der westliche Stadtteil vernichtet wurde, die Stadt verkleinerten. Die Lage Teterows im Tal wird nicht sehr deutlich.

Wer lebte und arbeitete im Jahre 1845 in der Stadt?
In Teterow gab es laut städtischem Kataster im Jahre 1845 41 volle, 151 halbe und 380 viertel Stellen. Der Stadt Teterow gehörte als Grundstück der Teterower See. In 572 Häusern lebten 3965 Bürger, die 1058 und dreiviertel Morgen Acker bewirtschafteten. Die Einwohner von Teterow, einer Landstadt des wendischen Kreises, waren nach dem Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender von 1845 in folgenden Berufsgruppen tätig:

Teterow: 1 Apotheker, 18 Bäcker, 6 Barbiere, 1 Baugilde, 2 Bleicher, 7 Böttcher, 2 Branntweinbrenner, 2 Brauer, 1 Buchbinder, 6 Drechsler, 3 Färber, 1 Fischer, 4 Fischhändler, 6 Fuhrleute, 17 Gastwirte, 6 Glaser, 2 Goldschmiede, 1 GrützQuerre, 21 Halbpfleger, 1 Handschuhmacher , 20 Judenfamilien, 20 Kauf- und Handelsleute, 2 Klempner, 1 Korbmacher, 2 Kupferschmiede, 1 Lohgärber, 3 Maler, 4 Maurer, 2 Müller, 1 Musikant, 1 Nadler, 4 Nagelschmiede, 1 Pantoffelmacher, 1 Pferdehändler, 1 Posthalter, 4 Putzhändler, 7 Riemer und Sattler, 1 Scherenschleifer, 15 Schlächter, 20 grob- und Kleinschmiede, 31 Schneider, 1 Schornsteinfeger, 78 Schuster, 1 SchützenZunft, 2 Seiler, 3 Stell- und Rademacher, 2 Strohhutfabrikanten, 1 Stuhlmacher, 2 Tabacksfabrikanten, 1 Tabackspinner, 23 Tischler, 1 TodtenBeliebung, 5 Töpfer, 4 Uhrmacher, 38 Weber, 4 Weinhändler, 1 Ziegler, 2 Zimmermeister.

Der "Privilegirte Schornsteinfeger" für den Bezirk Teterow hieß Koop.

Teterows Aufgabe bestand darin, als Dienstleister für die umliegenden großen Güter zu fungieren. Die Stadt versorgte das Umland mit allen Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs. Die Einwohner waren auch Ackerbürger, die neben ihrem Erwerb eine winzige Landwirtschaft betrieben. Beginnend mit dem Aufkommen der Industrie (Schevens Maschinenfabrik, Müller Feldbahnen und Waggonfabrik, Zuckerfabrik, Brikettfabrik für Torfbrikett, Maschinenfabrik Loof, Drahtzaunfabrik Moritz Hinzenstern) wuchs Teterow in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts über seine mittelalterlichen Grenzen. Es entstanden mit der Zunahme der Bevölkerung die Rostocker Vorstadt im Nordwesten, die Warener Vorstadt im Süden und die Malchiner Vorstadt im Osten. 1864 wurde der Teterower Bahnhof an der Strecke Hamburg - Stettin gebaut.

Elke Krügener, Landeshauptarchiv Schwerin

Archivalie des Monats März 2011

Teterow - eine Ansicht aus dem Jahr 1845