Laune der Natur: Getreideernte im Jahr 1741, ein Stängel mit 24 Ähren
Archivalie des Monats September 2015
Im Landeshauptarchiv Schwerin wird u.a. der Bestand "Verschiedene Angelegenheiten des fürstliche Hauses, 1500-1925", Bestandssignatur 2.12-1/25, Sammlungen verwahrt. Zwischen den Akten lag ein einzelnes Blatt, auf diesem befindet sich eine in den Farben gelb und grün kolorierte Federzeichnung, aus dem Jahre 1741, in den Abmessungen 20,0 cm x 33,5 cm.
Darauf dargestellt ist die
Wahre Abbildung eines Korn-Stengels , mit 24 Aehren, welcher A. 1741 im Dorfe Kröstevitz, ohnweit Meißen in Sachsen auf Hans Leibnitzen Acker gestanden, von Hohen und Niedrigen in Augenschein genommen, und nach seiner Reifung in der Raritätenkammer zu Dresden aufgehoben worden.
Unter der Unterschrift befindet sich folgender Text:
Daß wir in dieser Welt oft Mangel leiden, Das macht, weil man dadurch die Sünde nicht will meiden.
Die Schuld liegt nicht an Gott, auch nicht an der Natur
Denckt, was des Schöpfers Hand für Vorrath könt bescheren,
Wenn sich der Mensch zu ihm nur wollte recht bekehren,
Es zeiget dieser Halm dir dazu eine Spur.
Wie gelangte nun dieses Blatt nach Mecklenburg und in das Landeshauptarchiv?
Herzog Friedrich (1717-1785) regierte zu dieser Zeit in Mecklenburg- Schwerin. Die persönliche Sammlung der Familie enthielt philosophische und theologische Meditationen, Gedichte, Zeichnungen, Liedtexte, Gedenkreden, Gratulationen u.a. Sie bilden diesen noch nicht vollständig erschlossenen Bestand.
Ob die vorliegende Abbildung erworben wurde, oder als Geschenk in die herzogliche Familie gelangte, ist nicht nachweisbar. Die aus Sachsen kommende Nachricht bewirkte Interesse. Diese Besonderheiten der Natur, der Kornstängel mit 24 Ähren, wollte von allen Familienmitgliedern, Verwandten und Untertanen in Augenschein genommen werden. In einem Land wie Mecklenburg, das von der Landwirtschaft geprägt ist, war dieses Naturwunder sicher auch von allgemeinem Interesse.
Elke Krügener, LHAS
Quelle
LHAS 2.12-1/25, Sammlung