Burgherrschaft spielt Schach

Fund des Monats April 2007

Schachfigur aus dem 12./13. JahrhundertDetails anzeigen
Schachfigur aus dem 12./13. Jahrhundert

Schachfigur aus dem 12./13. Jahrhundert

Schachfigur aus dem 12./13. Jahrhundert

Im Frühjahr 2006 wurde auf dem ehemaligen Burghügel in Crivitz, Lkr. Parchim, eine Bau vorbereitende Untersuchung durchgeführt. Der Burghügel liegt im Südosten der Stadt direkt am Crivitzer See und überragt das anstehende Gelände um etwa 3 m. Die Burg gehörte zu einem System von Amtssitzen, die im 12. und 13. Jh. von den Schweriner Grafen ausgebaut wurden. In dem untersuchten Burgbereich wurde ein Schalenturm des 13./14. Jh. freigelegt. Aus einem tiefer liegenden slawisch-deutschen Horizont des 12./13. Jh. stammt eine kleine, aus Geweih hergestellte Figur. Sie hat einen konischen Körper und weist an einer Seite zwei kleine Hörner auf. Zudem ist sie mit eingeritzten Kreisaugen und Linien verziert. Es handelt sich bei diesem Fund um eine Schachfigur, genauer um einen stilisierten Streitelefanten, der bei unseren heutigen Schachspielen durch den Läufer ersetzt ist. Dabei stellen die herausgearbeiteten Hörner die Stoßzähne des Elefanten dar.

Das Schachspiel wurde ursprünglich in Indien entwickelt und erreichte über den arabischen Raum Mittel- und Nordeuropa. Da in der Frühzeit der islamischen Welt keine figürlichen Darstellungen erlaubt waren, entstanden aus den reich verzierten indischen Schachfiguren die stark stilisierten des arabischen Raums. Das Crivitzer Exemplar lässt sich einer Reihe von Schachfiguren aus Norddeutschland zur Seite stellen, die für Fundorte mit adeligem Hintergrund nachgewiesen sind (Stade, Hitzacker, Meyenburg).

Marc Kühlborn