Vom Rhein an die Ostsee: Ein Messerscheidenbeschlag aus Rottmannshagen

Fund des Monats Juli 2009

Rottmannshagen, DreiecksbeschlagDetails anzeigen
Rottmannshagen, Dreiecksbeschlag

Abb.1: Rottmannshagen, Dreiecksbeschlag

Abb.1: Rottmannshagen, Dreiecksbeschlag

Der reichverzierte und gut erhaltene Messerscheidenbeschlag aus Buntmetall ist ein Oberflächenfund von einer am Rand des Zetteminer Sees gelegenen jungslawischen Siedlung. Es handelt sich hierbei um einen Dreiecksbeschlag mit Tiermotiv "westlicher Machart", dessen extrem stilisierte Ausführung auf die Darstellung eines liegenden Tieres mit zurückgewandtem Kopf zurückzuführen ist.

Das beherrschende Verzierungselement sind Tremolierstichlinien. Der deutlich abgesetzte und sich leicht verjüngende Körper ist vollständig mit waagrechten Linien bedeckt. Die Rückenlinie geht von der geschlossenen Beschlagkante in eine weitere doppelte Tremolierstichlinie über, die auf die fast zentral liegende runde Durchbrechung führt. Diese ist ebenfalls mit Tremolierstich eingefasst. Von dort verlaufen strahlenförmig drei weitere Doppellinien, deren Enden durch die randbegleitende Verzierung miteinander verbunden sind. Die dadurch entstandenen dreieckigen Felder sind mit eingeschlagenen Punkten gefüllt. Bei Vergleichsexemplaren sind am Ende der beiden unteren doppelten Tremolierstichlinien Tatzen ausgebildet, die hier jedoch fehlen. Dafür sind eine Art Ohren oder Hörner darstellt. Die Nietarme sind leider nicht erhalten, so dass ihre Form und Gestaltung unbekannt bleibt.

Die Anzahl der Messerscheidenbeschläge mit Tiermotiv für das Gebiet Mecklenburg-Vorpommerns hat sich in den letzten Jahren auf zehn Exemplare sowie drei Nachahmungen erhöht. Hiervon stammen acht Beschläge aus den Gräbern von Alt-Bartelsdorf (Hansestadt Rostock), Basedow (zwei; Lkr. Demmin), Sanzkow (Lkr. Demmin), Usadel (drei; Lkr. Mecklenburg-Strelitz) und Usedom (Lkr. Ostvorpommern), je ein Exemplar aus den Siedlungen Gramzow (Lkr. Ostvorpommern), Kützerhof (Lkr. Demmin), Rossow (Lkr. Uecker-Randow) und nun auch Rottmannshagen (Lkr. Demmin). Hinzu kommt ein Beschlag, der unterhalb der mächtigen Burganlage bei Demmin aus der Peene geborgen wurde. Bis auf vier Stücke aus Alt-Bartelsdorf, Usadel (Grab 22), Usedom und Rossow, die in Form und Gestaltung eine gewisse Ähnlichkeit erkennen lassen, sind alle Beschläge individuell gestaltet und weisen keinen unmittelbaren typologischen Bezug untereinander auf. Ihre Herstellungsorte liegen im Westen; aufgrund der individuellen Ausprägungen werden mehrere Werkstätten angenommen.

Die ungewöhnliche Anbringung von Dreiecksbeschlägen an einer Lederscheide ist durch etliche Funde belegt. Die Lederscheide wurde hierfür am unteren Ende durch beide Materialschichten schräg eingeschnitten. In den entstandenen Schlitzen wurden die Beschläge so befestigt, dass die Nietarme parallel zur offenen Längskante der Lederscheide verlaufen. Die offenen Seiten wurden entweder vernäht oder durch Nieten beziehungsweise durch Längskanten-Doppelbeschläge geschlossen.

Allgemein wird diese Beschlagform in ihrem Verbreitungsgebiet von der Ostsee bis an den Rhein vom Ende des 11. bis in das 13. Jahrhundert datiert, obwohl sich ein zeitlicher Schwerpunkt – insbesondere für Mecklenburg-Vorpommern – für das 12. Jahrhundert herauskristallisiert.

Elke Schanz