Das Fürstenepitaph im Doberaner Münster

Denkmal des Monats Juli 2007

Epitaph vor der RestaurierungDetails anzeigen
Epitaph vor der Restaurierung

Epitaph vor der Restaurierung

Epitaph vor der Restaurierung

Im Doberaner Münster wurde im Bauabschnitt 2006 mit finanzieller Unterstützung von Bund und Land die über mehrere Jahre dauernde Fensterrestaurierung zum Abschluss gebracht. Alle Fenster, insbesondere die historischen Buntglasfenster wurden durch Glasrestauratoren gesichert und gereinigt; es wurden Fehlstellen ergänzt, das Bleinetz restauriert bzw. erneuert und von außen Schutzdrahtgitter angebracht. Auch das Restaurierungskonzept an den mittelalterlichen Grabplatten, die man den Einmauerungen der Innenwände entnahm und in den Umgang des Hauptschiffes freistellte, wurde fortgesetzt.

Die Besonderheit dieses Sicherungsabschnittes bestand jedoch in der Restaurierung des großen Fürstenepitaphs. Das Epitaph wurde im Jahre 1583 in der Münsterkirche durch den mecklenburgischen Herzog Ullrich (1527–1603) und seine Frau Elisabeth von Dänemark zu Ehren berühmter Mitglieder des mecklenburgischen Fürstenhauses gestiftet. In einer langen lateinischen Inschrift auf acht schwarzen Kalksteinplatten wird der Stammvater des fürstlichen Hauses – Pribislaw – gerühmt, der auch als Gründer des Doberaner Klosters im Jahre 1187 gilt. Er wurde 1219 in Doberan bestattet. Auch weitere Fürsten wie Heinrich der Löwe als Begründer des deutschen Mecklenburgs, Albrecht II. als erster mecklenburgischer Herzog im Jahre 1348 oder Albrecht III., der 1363 dänischer König wurde, werden hier verehrt.

Die Schrifttafeln mit vergoldeter Schrift umgibt ein aufwändig profilierter Rahmen mit reichem Roll- und Beschlagwerk im niederländischen Stil. Zu beiden Seiten stehen Kriegerskulpturen mit Lanzen auf Postamenten mit Löwenköpfen. Gesimsprofile begrenzen das Epitaph horizontal. Auf dem oberen Gesims stehen Putti auf Kugeln und eine große behelmte Wappenkartusche mit dem herzoglichen Wappen. Eine Sanduhr mit Totenkopf krönt das Epitaph und signalisiert die Vergänglichkeit des irdischen Lebens. Am unteren Gesims hängt eine Kartusche, die inschriftlich von einer "Renovierung" im Jahre 1750 kündet. Der Rahmen besteht aus weißem, zum Teil rot geädertem Alabaster mit Teilvergoldungen, die als gestalterische Veredelungen und Überhöhung des Dekors eingesetzt wurden. Als Künstler ist aufgrund von Vergleichen der niederländische Baumeister Phillipp Brandin (um 1530–1594) anzunehmen. Er stand in mecklenburgischen Diensten (zum Beispiel als Güstrower Schlossbaumeister) und ist auch als Schöpfer herzöglicher Epitaphien im Güstrower Dom bekannt.

Der heutige Aufhängungsort des Doberaner Epitaphs an der Westwand des südlichen Querhauses ist nicht als ursprünglich anzusehen. Während der Restaurierungsphase des Münsters zu Ende des 19. Jahrhunderts wird es vom Chor der Kirche an diesen Ort gekommen sein. Davon künden die Art der Ankeraufhängung, die Verfüllung durch einen Zement gebundenen Mörtel und die nachweisbaren Restaurierungsspuren durch G. L. Möckel, der bekanntermaßen das Doberaner Münster in den Jahren 1880/1900 umfassend restaurierte und idealisierend umgestaltete. Durch die Korrosion der Befestigungsanker hatten sich seit dem 19. Jahrhundert Rissbildungen ergeben. Die starke Salzbelastung an der Oberfläche des Gesteins und der Schrifttafeln, herrührend durch frühere Durchfeuchtungen an der Außenwand und die zementhaltige Befestigung, führte zusätzlich zu Abplatzungen. Besonders stark war das Erscheinungsbild durch die Verschmutzung des Alabasters und die Vergrauung der ursprünglich schwarzen Tafeln beeinträchtigt. Durch die Restauratorengemeinschaft Frohberg und Schubert, die zusätzlich zu der eigentlichen konservatorisch/restauratorischen Dokumentation in ihrem Restaurierungsbericht ausführlich über den historischen Hintergrund und die materiellen Begebenheiten Auskunft geben, wurde durch eine Voruntersuchung zunächst eine Schadensuntersuchung vorgenommen. Das gesamte Epitaph wurde zudem zeichnerisch aufgenommen, das Schadensbild kartiert und die Fehlstellen ermittelt. Anschließend erfolgten der Abbau und die Einlagerung in die Bauhütte. Erst danach konnte ein komplettes Restaurierungskonzept erstellt werden.

Abgesehen von der Entsalzung aller Teile durch Kompressen musste die Herkunft des Alabasters recherchiert werden. Es sollten die Fehlstellen möglichst originalgetreu ergänzt werden. Besondere Probleme bereitete die Vergrauung der Tafeln. Nach mehreren Reinigungsversuchen brachte erst ein dünner und behutsamer Abschliff wieder die ursprüngliche Schwärzung zum Vorschein. Nach erfolgter Konservierung, der Ergänzung fehlender größerer Alabasterteile, der Kittung kleinerer Fehlstellen und einer Teilneuvergoldung wurde das Epitaph an einer neuen, eigens dafür konzipierten und statisch sicheren Edelstahlstützkonstruktion wieder aufgehängt. Dabei erfolgte eine Sicherung über Konsolen und Anker in mehreren horizontalen und vertikalen, miteinander verbundenen Schienen. Zuletzt wurde ein Polierwachs auf alle Natursteinbereiche aufgetragen.

Durch die Restaurierung des Kunstwerkes wurde nicht nur der weitere substanzielle Verfall gestoppt, auch die besondere Wirkung des weißen, rot geäderten Alabasters im Kontrast zu den schwarzen Schrifttafeln mit goldener Schrift ist wieder ausgezeichnet zutage getreten.

Jens Amelung

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