Denkmal des Monats Mai 2025

Der Senkgarten in Ziethen

Nicht die Pflanzenwelt allein gestaltet den Garten, sie beherrscht ihn, sie singt die erste Stimme, aber mannigfaltig wie sie selbst sind die anderen Baustoffe des Gartens.

(Körting: 1922, S. 20)

1. Der Senkgarten als Gestaltungskomposition im Garten

Abb. 1 - Senkgarten von Julius Springer in Berlin Steglitz-ZehlendorfDetails anzeigen
Abb. 1 - Senkgarten von Julius Springer in Berlin Steglitz-Zehlendorf

Abb. 1 - Senkgarten von Julius Springer in Berlin Steglitz-Zehlendorf

Abb. 1 - Senkgarten von Julius Springer in Berlin Steglitz-Zehlendorf

Ein Senkgarten (Abb. 1) ist ein geschützter, von außen schwer einsehbarer, tiefer gelegener Gartenteil, der diesen optisch vergrößert. Gestaltungstheoretisch führt ein solcher Niveauunterschied zwischen den einzelnen Terrassen zu einer optischen Vergrößerung innerhalb der Gartenfläche.

Der Begriff des Senkgartens geht auf den Gartenarchitekten Karl Foerster zurück, den für seine Neuentwicklungen bekannten Staudenzüchter aus Potsdam-Bornim. 1917 beschreibt er zunächst seinen eigenen Vorgarten als „versenkten Blumengarten“ bzw. auch „eingesenktes Staudenparterre“ (Foerster, 1917, o. S.) oder „Perennium“ (ebda). Er wandelt diese Begrifflichkeiten im Laufe der Jahre noch mehrmals ab, bis er dann 1920 letztendlich in einer Veröffentlichung in der Zeitschrift „Gartenschönheit“ den Begriff des Senkgartens etabliert. Foerster beschreibt den Senkgarten als einen Gartentypus, der sowohl an den Längsseiten, als auch an den Schmalseiten von Trockenmauern umgeben ist. „Wilde […] Blumentreppen“ begleiten die Treppenaufgänge, die wiederum aus Kalkstein gearbeitet sind.

Die Idee, einen abgesenkten Garten zu bauen, ist allerdings schon wesentlich älter. Eines der frühesten Beispiele solcher Freiräume ist die Anlage von Moray im heutigen Peru, im Tal des Rio Urubamba gelegen (Abb. 2-3). Hier wurden von den Inkas auf einer topographischen Höhe von 3500 Metern auf einem Plateau aus Kalkstein landwirtschaftlich genutzte Felder in natürlich vorhandenen Dolinen terrassenförmig in einer Tiefe von bis zu 70 Metern angelegt, die, einem Amphitheater gleich, in konzentrischen Kreisen angelegt sind. Die einzelnen Terrassen sind ca. 1,80 Meter hoch und durch mit Lehm befüllte Stützwände gesichert. Ein damals schon integriertes Bewässerungssystem hat den Anbau von 250 verschiedenen Getreide- und Gemüsesorten ermöglicht, u.a. Quinoa, Weizen, Gerste und Mais.

Im ausgehenden 19. und 20. Jahrhundert entstehen im Zuge der Arts-and-Crafts-Bewegung sehr viele sogenannte „sunken gardens“ (= abgesenkte Gärten). Eines der großen Vorbilder ist hier der abgesenkte Garten in Hampton Court, der ursprünglich als Fischbecken angelegt worden war. Dieser rechteckige pond (= Teich) konnte leicht in einen streng geometrisch angelegten „sunken garden“ umgewandelt werden, so wie sie im englischen Landhausgarten mit ihren wegweisenden Staudenpflanzungen mit den verschiedenen Duft- und Blühaspekten modern waren. Zu den bekanntesten Gestaltern dieser Gartentypologie zählten in England u.a. Gertrude Jekyll und Edwin Lutyens.

uch in Deutschland war der abgesenkte Garten von Hampton Court durch eine Veröffentlichung bekannt. Der Berliner Gärtner Friedrich Gerischer berichtet 1905/06 in der Zeitschrift „Gartenkunst“ über den „Pond Garden“ in Hampton Court in der Gartenkunst. Und auch Willy Lange verwies 1907 in einer Veröffentlichung auf den „Pond Garden“ bzw. den „Sunk garden“ (Lange, 1907, S. 108, 110-113) in Jekylls Anwesen in Munstead Wood. Auf ihn, W. Lange, geht auch im Ursprung der Bornimer Haus- und Schaugarten von K. Foerster zurück, der, 1912/13 angelegt, deutlich beeinflusst von den englischen Vorbildern gewesen ist (Abb. 4). Dieser Garten fand solch großen Anklang in der Fachwelt, dass Foerster selber 1924 schreibt, dass dieser „in Deutschland sehr bekannt geworden [ist] und hat erfreulicherweise in ungezählten Fällen teilweise oder völlige Nachbildung erfahren (Foerster, 1924, S. 256). Beispiele hierfür sind u.a. der Staudengarten der Gärtnerlehranstalt in Dahlem (Abb. 5-6), um 1920 von der Firma Späth angelegt, der Staudengarten des Handelsgärtners Adolf Ernst in Möhringen (Abb. 7) oder der von Berthold Körting angelegte abgesenkte Garten im Garten Springer in Berlin – Zehlendorf. „Dieser kleine Raum sollte nun dem Blumengarten gewidmet sein.“ (Körting: 1922, S. 201-203)

In seinem Buch "Der Steingarten der sieben Jahreszeiten" definiert K. Foerster den Senkgarten wie folgt: "Statt eines Gärtchens versenkt man in der Nähe des Hauses, teils aus Windschutzgründen, teils aus Beschaulichkeit, einen kleineren Platz, der ringsherum in zwei flachen Steingartenterrassen wieder zu normaler Gartenhöhe aufsteigt und manchmal auch – noch tiefer in das Bodenniveau eingelassen – ein kleines Ufer- und Wassergärtchen enthält." (Foerster: 1955, S. 21)

2. Die Geschichte des Senkgartens in Ziethen nördlich von Anklam

Abb. 8 - Die bauliche Struktur des Senkgartens in Ziethen, 1922Details anzeigen
Abb. 8 - Die bauliche Struktur des Senkgartens in Ziethen, 1922

Abb. 8 - Die bauliche Struktur des Senkgartens in Ziethen, 1922

Abb. 8 - Die bauliche Struktur des Senkgartens in Ziethen, 1922

Der Senkgarten in Ziethen (Lkr. Vorpommern-Greifswald) wurde in eine bereits lange bestehende und mehrfach umgestaltete Gutsparkanlage eingegliedert. Vor der Errichtung des Senkgartens ist laut den vorliegenden Karten an derselben Stelle eine landschaftliche Gestaltung gewesen.

In den Jahren 1921-22 ließ der damalige Besitzer des Gutes Ziethen, Bernhard Graf von Schwerin, den Senkgarten für seine zukünftige Frau als Geschenk zur Hochzeit anlegen.

Nach mündlichen Aussagen der Familie von Schwerin waren bei der Planung Karl Foerster, bzw. sein Mitarbeiter, Karl Pusch, involviert. Dies kann zwar nicht abschließend durch greifbare Quelle nachgewiesen werden, aber die formal-gestalterischen Analogien von der Formensprache bis zur Pflanzenverwendung untermauern diese Aussagen.

Auch ist durchaus anzunehmen, dass Bernhard Graf von Schwerin durch seine Mitgliedschaft in der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst sehr gute Kenntnisse über die neusten Entwicklungen in der Gartenkunst hatte, denn der Senkgarten ist ein Beispiel modernster Gartenkunst des beginnenden 20. Jahrhunderts.

3. Der historische Senkgarten in Ziethen als Baukonstruktion der Gartengestaltung – mit Blick auf die Trockenmauern und die Vegetation

Abgesenkte Gärten sind Baukonstruktionen in der Landschaftsgestaltung, bei der es eine sehr enge Verzahnung der gebauten Elemente der Terrassenmauern mit der Vegetation gibt. Die Trockenmauern bilden dabei eine Art Rückgrat, über das sich die Vegetation wie eine Art Mantel legt bzw. dieses umschmiegt. Beides ist eng miteinander verbunden und gestalterisch aufeinander abgestimmt.

Abb. 9 - Treppenstufe des Senkgartens in Ziethen. 1922Details anzeigen
Abb. 9 - Treppenstufe des Senkgartens in Ziethen. 1922

Abb. 9 - Treppenstufe des Senkgartens in Ziethen. 1922

Abb. 9 - Treppenstufe des Senkgartens in Ziethen. 1922

3.1. Die Baukonstruktion der Trockenmauerwerke

Der Senkgarten in Ziethen ist idealtypisch aufgebaut. Dieser kleine Gartenteil, der direkt in der Blickachse des Musikzimmers des Gutshauses liegt, ist in abgesenkter, rechteckiger Form mit zwei Höhenstufen gebaut. Diese Stufen sind ursprünglich aus Rüdersdorfer Kalksandstein in Trockenbauweise, als dossierte Mäuerchen in zumeist drei Lagen errichtet worden. Die Mauern dienen zum einen der Absicherung der Vertiefung, aber gleichzeitig auch als Einfassung für die einzelnen Beete in den Terrassenstufen (Abb. 8-9).

Die im tiefsten Punkt der Anlage zentral gelegene Wasserfläche schafft eine gestalterische Abwechslung unter gleichzeitiger optischer Vergrößerung des an sich kleinen Gartenabschnittes. Es handelt sich dabei um einen in formalen Strukturen angelegten Teich, der von einem Beet, dem sogenannten Ufergärtchen umschlossen ist. Die Einfassung des Uferbereiches ist durch eine Trockenmauer gestaltet, die gleichzeitig in die nächsthöhere Ebene zu den Terrassenbeeten überleitet. In der Längs- und der Querachse durchbrechen drei- bis vierstufige Treppen diese Trockenmauern. Ein Weg aus Bruchsteinplatten führt jeweils am Ende dieser Treppen zum Teichrand. Außerdem ist das Ufergärtchen mit einem schmalen Pfad aus einzelnen Trittplatten umgeben gewesen. Auch die Zwischenebene der Terrassenbeete war so durch einen Weg aus Bruchsteinplatten begehbar.

Die in den Terrassenstufen integrierten Beete bieten den Stauden Schutz vor Wind. So wird ein wärmeres Kleinklima geschaffen, dass ideal für die Bepflanzung mit empfindlichen Pflanzen ist. Die rechteckige Form des Beckens ermöglicht, dass durch unterschiedliche Sonneneinstrahlung an den einzelnen Seiten eine abwechslungsreiche Pflanzenauswahl zum Einsatz kommen kann. Zudem speichern die Kalksandsteine, aus denen die Mäuerchen auch im Senkgarten von Ziethen errichtet sind, die Wärme zusätzlich.

Abb. 10 - Der Senkgarten in Ziethen mit Bepflanzung, 1923Details anzeigen
Abb. 10 - Der Senkgarten in Ziethen mit Bepflanzung, 1923

Abb. 10 - Der Senkgarten in Ziethen mit Bepflanzung, 1923

Abb. 10 - Der Senkgarten in Ziethen mit Bepflanzung, 1923

3.2. Die Pflanzenverwendung im historischen Senkgarten von Ziethen

Für den Senkgarten in Ziethen gibt es keinen Pflanzplan aus der Bauzeit. Aber mit Hilfe der noch vorhandenen Archivbilder und entsprechenden Analogieschlüssen zu anderen, vergleichbaren Anlagen, ist es möglich zu rekonstruieren, mit welcher Bepflanzung der Garten ausgestattet gewesen ist (Abb. 10-12). EErkennbar ist auf den Bildern eine für K. Foerster und seine Mitarbeiter typische Rhythmisierung in der Bepflanzung. Damit werden auch in Ziethen die von dem Staudenzüchter propagierten Bepflanzungsprinzipien deutlich.

Das Uferbeet, welches sich auf der tiefsten Terrassenstufe, um das Wasserbecken herum ausbreitet, war sehr wahrscheinlich mit Hemerocallis (Taglilie), Hosta (Funkie) und Iris (Schwertlilie), eventuell auch Trollius (Trollblume) bepflanzt. Eingebettet waren diese winterharten Stauden in polsterbildende Stauden und Gräser.

Die höher gelegenen Terrassenbeete waren mit Delphinium (Rittersporn), Lupinus (Stauden-Lupine), Phlox (Flammenblume) und Ricinus (Rizinus) sowie vermutlich Helianthus (Stauden-Sonnenblume) und Dahlia (Dahlie) rhythmisch bestückt.

Die Haupttreppen der Längsachse waren vermutlich u.a. mit kleinblütigem Gypsophila (Schleierkraut) bewachsen.

4. Der heutige Senkgarten in Ziethen mit seiner Restaurierungsgeschichte – mit Blick auf die Mauerwerke und die Vegetation

Abb. 11 - Die Bepflanzung im Senkgarten in Ziethen um 1928Details anzeigen
Abb. 11 - Die Bepflanzung im Senkgarten in Ziethen um 1928

Abb. 11 - Die Bepflanzung im Senkgarten in Ziethen um 1928

Abb. 11 - Die Bepflanzung im Senkgarten in Ziethen um 1928

Die Initiative für dieses gartenhistorisch und auch denkmalfachlich sehr herausfordernde Projekt ergriffen Herr Manfred Graf von Schwerin, als ein direkter Nachkomme des Erbauers, zusammen mit der Gemeinde von Ziethen.

Neben vorbereitenden Untersuchungen, die im Rahmen einer Diplomarbeit (TU Berlin, 2009) erarbeitet wurden, konnten durch bauhistorische Untersuchungen zur Konstruktion der Trockensteinmauern viele dieser Erkenntnisse verdichtet werden. Ein Landschaftsarchitekt begleitete letztendlich die Planung und Ausführung der Restaurierungsarbeiten, die im Jahr 2024 mit einer öffentlichkeitswirksamen Eröffnung abgeschlossen werden konnten.

Abb. 13 - Der Senkgarten in Ziethen, zur Eröffnung im Mai 2024Details anzeigen
Abb. 13 - Der Senkgarten in Ziethen, zur Eröffnung im Mai 2024

Abb. 13 - Der Senkgarten in Ziethen, zur Eröffnung im Mai 2024

Abb. 13 - Der Senkgarten in Ziethen, zur Eröffnung im Mai 2024

4.1. Restaurierung der Mauerabschnitte

In ihrer Dokumentation zum Bestand des vorhandenen Mauersystems im Senkgarten von Ziethen (Abb. 13) beschreibt E. Seel ihre Vorgehensweise und Auswertung der Ergebnisse folgendermaßen:

„Der Umfang der Arbeiten umfasste eine photogrammetrische Dokumentation der Maueroberflächen und des Wasserbeckens und einer darauf aufbauenden Schadenskartierung inclusive der Aufnahme der Höhen und Längenmaße des Senkgartens.“ Im Ergebnis dieser umfassenden bauhistorischen Bestandsaufnahme wurde resümierend festgestellt, dass „der Großteil der baulichen Elemente des heutigen Senkgartens (77,7%) noch aus bauzeitlichem Material besteht. Die nachkriegszeitlichen Ereignisse führten jedoch dazu, dass die Situation des Senkgartens (Höhen, Mauerschichtung) nahezu völlig verändert wurde. In seiner bauzeitlichen Situation dürfte sich ausschließlich das Mauerfundament, bestehend aus einer Kalksteinlage auf einer verdichteten Lehmschicht […] befinden, welches vor allem im Bereich der oberen Mauern vermutlich noch nahezu vollständig vorhanden ist. Darüber hinaus dürften die unteren Treppenstufen […] der bauzeitlichen Situation entsprechen. Die verdichtete Lehmschicht […] und die Relikte des Treppenunterbaus […] bzw. der Treppenstufen […] lassen darüber hinaus eindeutige Schlüsse über die Lage und ungefähre Höhe der Wegflächen und die Lage und Breite der Treppen an der Mauer Süd bzw. zum ehemaligen Rosengarten zu. Aufgrund der umfangreichen Eingriffe in die Bausubstanz nimmt die dokumentierte, bauzeitlich intakte Originalsubstanz im Bereich der Maueransichten und des Wasserbeckens jedoch nur einen Prozentsatz von 5,8% ein, einschließlich des vermuteten Mauerfundaments (nur punktuell nachgewiesen) erhöht sich dieser Wert auf 29%. Im Rahmen der Wiederherstellungsmaßnahmen in den 1990 Jahren wurde vor allem bauzeitliches Material verwendet, neu angeordnet, und im Zuge dessen mit Zement- bzw. Kalkzementmörtel verbunden. Der Flächenanteil des auf diese Weise wiederverwendeten Materials beträgt 36,7%. Mit einem Flächenanteil von 12% fällt der Anteil der beschädigten Originalsubstanz (beschädigte Ortbetonschale/ verschobene Mauersteine), welche sich vor allem im Bereich des Wasserbeckens und der unteren Mauerbereiche findet, relativ gering aus. Nachbauzeitliche Ergänzungen aus Feldstein, Ortbeton und Betonsteinen belaufen sich dagegen auf einen Anteil von 22,3% […].” (Seel: 2019, S. 6)

Diese Ausgangssituation bildete die Grundlage für die Formulierung der denkmalpflegerischen Zielstellung für den Senkgarten. Dabei wurde durch das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern (LAKD) folgender Umgang mit diesem Gartenraum bestätigt:

„Das Leitbild zur denkmalgerechten Instandsetzung des Senkgartens in Ziethen kann
nach den vorliegenden Erkenntnissen und angesichts der noch vorhandenen originalen
Strukturen und Materialien nur in seiner weitgehend an dem Originalzustand orientierten Wiederherstellung liegen.“ (Rother: 2020, S. 26)

Um dieses Leitbild zu erzielen, werden u.a. folgende Maßnahmen, hier bezogen auf die Aussagen zu den Mauern, im Detail mit dem LAKD abgestimmt:

„1. Erhalt sämtlicher unverändert in situ verbliebener Originalsubstanz einschl. der aus heutiger Sicht technisch unzureichenden Gründung. D.h. keine Komplettrekonstruktion, dadurch Beibehaltung der gegebenen Denkmaleigenschaften.
2. Wiederherstellung der strukturellen Lage- und Höhenbedingungen, soweit die vorliegenden Erkenntnisse entsprechende Rückschlüsse zulassen
3. Entfernung der nicht denkmalgerechten Ergänzungsmaterialien von 2006 (Granit-Feldstein, Betonstein, Ortbeton) und Ersatz (auch Abdeckung Teichrand)
durch Rüdersdorfer Kalkstein (Neumaterial)

[…]

5. Ergänzung von Fehlstellen und Wiederherstellung der verlustig gegangenen Strukturdetails (Mauer zum Rosengarten, Treppenstufen, Wangen, Wege, Trittplatten usw.) mit Rüdersdorfer Kalkstein (Neumaterial)“ (Rother: 2020, S. 26 - 27)

In der praktischen Ausführung der Wiederherstellung der Trockensteinmauer ergab es sich dann, dass der materialgetreue Einsatz von Rüdersdorfer Kalkstein in der Verwendung als Neumaterial nicht mehr möglich sein wird. Auf Anfrage wird folgende Auskunft dazu vom Rüdersdorfer Kalksteinbruch gegeben: “Das Material wird bei uns im Tagebau aus der Wand gesprengt und da wir die Steine hier vor Ort nicht bearbeiten können, müssten wir wesentlich mehr Material liefern als letztendlich benötigt wird bzw. den Kalkstein entsprechend vorsortieren. Da wir primär und fortlaufend für die Kalk- und Zementherstellung abbauen und produzieren, können wir diese Anfrage leider nicht in unseren Produktionsablauf einbinden.” (E-Mail CEMEX Rüdersdorf an den Verfasser [Rother] vom 31.08.2020). Auch die Deutschen Stiftung Denkmalschutz als Trägerin des Karl-Foerster Senkgartens in Potsdam-Bornim bestätigte dieses Problem, weshalb in der nachfolgenden Diskussion eine Einigung im Hinblick auf die Verwendung von Oberdorlaer Muschelkalk erzielt werden konnte. Dieser Stein ist in der Optik dem Rüdersdorfer Kalksandstein sehr ähnlich und weist zudem noch eine sehr gute Witterungsbeständigkeit auf.

Abb. 14 - Die Neuinterpretation einer Bepflanzung (Pflanzplan 2024) für den Senkgarten in ZiethenDetails anzeigen
Abb. 14 - Die Neuinterpretation einer Bepflanzung (Pflanzplan 2024) für den Senkgarten in Ziethen

Abb. 14 - Die Neuinterpretation einer Bepflanzung (Pflanzplan 2024) für den Senkgarten in Ziethen

Abb. 14 - Die Neuinterpretation einer Bepflanzung (Pflanzplan 2024) für den Senkgarten in Ziethen

4.2. Restaurierung der Vegetation

In der denkmalpflegerischen Zielplanung für den Senkgarten wird für die Vegetation das Leitbild festgelegt, dass die „Bepflanzung des Ufergärtchens, der Terrassenbeete und der Trockenmauern mit Stauden u.a. unter Berücksichtigung zeitgemäßer Pflegeanforderungen“ (Rother: 2020, S. 27) erfolgen soll. Auf Grundlage einer ausführlichen Auswertung der vorhandenen Bildquellen zum Senkgarten in Ziethen und auch durch Rückschlüsse zu anderen bekannten Objekten entwickelten U. Gawlik und H. Rother eine auf die heutigen Ansprüche des Ortes abgestimmte Bepflanzungsplanung, die in den sowohl gestalterischen als auch zeitlichen Kontext von K. Foerster und E. Pusch gestellt werden kann (Abb. 14-17).

5. Fazit

Der Senkgarten in Ziethen, im Landkreis Vorpommern-Greifswald, in der Nähe der Stadt Anklam gelegen, ist ein herausragendes Beispiel der Reformgartenbewegung des beginnenden 20. Jahrhunderts. Er steht laut dem Denkmalschutzgesetz von Mecklenburg-Vorpommern unter Schutz, weshalb nach §1 der Schutz, die Pflege und die wissenschaftliche Erforschung bzw. eine sinnvolle Nutzung geboten sind. Im Zuge der denkmalgerechten Wiederherstellung des Senkgartens wurden, nach einer umfassenden Quellenrecherche und Bestandsaufnahme die noch vorhandenen gebauten und vegetativen Elemente wieder zu einer Einheit zusammengefügt, sodass er heute als Gesamtkunstwerk und exemplarisches Beispiel für diesen Gartentypus wieder erlebbar ist.

Nun ist es notwendig, eine dauerhafte Pflege für dieses Gartenjuwel einzurichten, damit auch in den nächsten Jahren die Pracht der Staudenbeete von den Besuchern genossen werden kann.

Prof. Dr. Caroline Rolka

Quellen

Brüning, Antje: Eine gartendenkmalpflegerische Studie zum Senkgarten im Gutspark
in Ziethen, Diplomarbeit an der TU Berlin, unveröffentlicht, 2009.

Foerster, Karl: Vom Blütengarten der Zukunft, 1917, 2. Auflage 1922

Foerster, Karl: Der Steingarten der sieben Jahreszeiten, Leipzig, Radebeul, 1955, 7. Auflage 1981.

Körting. Berthold: Ein Steingarten. In: Gartenschönheit 3.1922.

Lange, Willy: Gartengestaltung der Neuzeit, Berlin 1907.

Rother, Hannes: Denkmalpflegerische Teilzielstellung [für den Senkgarten], August 2020, unveröffentlicht.

Rother, Hannes: Anlage zur denkmalpflegerischen Teilzielsetzung, Gemeinde Ziethen bei Anklam: Senkgarten im Gutspark, Informationen zur Frage der Beschaffung von Naturstein als Ersatz bzw. Ergänzungsmaterial sowie zur Frage des baulichen Umgangs mit dem vorhandenen Ausgangsmaterial, 16. August 2021, unveröffentlicht.

Seel, Elisabeth: Abschlussbericht zur Dokumentation des Senkgartens im Gutspark Ziethen, unveröffentlicht, 2019.

Wimmer, Clemens: Lustwald, Beet und Rosenhügel - Geschichte der Pflanzenverwendung in der Gartenkunst, 20214.

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