Die Muna Strelitz

Denkmal des Monats Mai 2009

Fürstensee, Muna Strelitz, MunitionsarbeitshausDetails anzeigen
Fürstensee, Muna Strelitz, Munitionsarbeitshaus

Abb.1: Fürstensee, Muna Strelitz, Munitionsarbeitshaus

Abb.1: Fürstensee, Muna Strelitz, Munitionsarbeitshaus

Die Auseinandersetzung mit Sachzeugen der nationalsozialistischen Herrschaft gerät oftmals in schweres Fahrwasser, zumal wenn es sich um reine Zweckbauten ohne baukünstlerischen Anspruch handelt, die noch dazu der Produktion von Waffen und Munition für die Kriegsführung dienten. Dennoch stellen die materiellen Hinterlassenschaften jener historischen Epoche Zeugnisse der Vergangenheit dar, die ebenso sorgfältig beurteilt und eingeordnet werden müssen, wie solche anderer zeitlicher Perioden, damit eine Auseinandersetzung mit den authentischen Orten, den realen Zeugnissen auf vielfältige Art und Weise erfolgen kann, ist doch die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Diktatur in all ihren Facetten eine zentrale gesellschaftspolitische Aufgabe. Zu diesen Zeugnissen gehören die baulichen Reste der ehemaligen Luft-Hauptmunitionsanstalt (Muna) Strelitz.

Die sich über eine Fläche von etwa 1,5 km2 erstreckende Anlage befindet sich in einem Waldstück südlich von Neustrelitz. Der durch Zäune gesicherte Komplex besteht aus einer Vielzahl von Gebäuden und Bunkern. Zu diesen Bauten gehören ein Verwaltungsgebäude, der sich platzförmig aufweitende Stabsbereich mit KfZ-Hallen und Werkstätten, ein Kantinen- und Sozialgebäude, die Munitionsarbeitshausgruppe (Abb. 1), die Hülsenwäsche, vier Packmittelhäuser (Abb. 2), die Planenhalle (Abb. 3), ein Lokschuppen und Reste der Bahntrasse, die für den Transport der Munition genutzt wurde.

Im Zuge der Aufrüstung im nationalsozialistischen Deutschen Reich entstand ab 1935 die Muna Strelitz als Hauptmunitionsanstalt im Luftgau III (Berlin). Bereits 1937 lieferte sie Munition für den Spanischen Bürgerkrieg. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 stieg der Munitionsbedarf stark an. Um ihn decken zu können, wurden zunächst Frauen aus der Umgebung zur Arbeit in der Munitionsanstalt zwangsverpflichtet. Ab 1940 setzte man Kriegsgefangene aus Polen und Frankreich in der Produktion ein, 1941 dann auch Kriegsgefangene aus der UdSSR, bevor 1942 Häftlinge aus dem Konzentrationslager Ravensbrück hierher zur Arbeit überstellt wurden.

Die Frauen hatten in der so genannten Hülsenwäsche verschossene Flakhülsen mit scharfen Chemikalien zu reinigen und aufzuarbeiten. In den Munitionsarbeitshäusern erfolgte das Abwiegen und Abfüllen des Treibladungspulvers und das Einschrauben der Zünder in die Granaten. Nicht sprengkräftiges Material wurde in Packmittelhäusern gelagert. Darüber hinaus mussten die Frauen schwerste Transportaufgaben übernehmen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nutzte die Rote Armee die Anlage zunächst als Trophäenlager. 1949 wurde hier ein Tanklager der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland eingerichtet, welches in den 1960er und 1970er Jahren bauliche Erweiterungen erfuhr. Seit dem Abzug der letzten Truppen 1994 steht die Einrichtung leer.

Ende 2007 bat die Untere Denkmalschutzbehörde des Landkreises Mecklenburg-Strelitz das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege um die Feststellung der Denkmaleigenschaft. Die gemeinsame Objektbegehung zeigte, dass alle relevanten Gebäude relativ gut erhalten waren. Die Anlage dokumentiert die Ausrichtung der Wirtschaft ab 1933 auf den Krieg und bezeugt, dass eigens für diesen Zweck neue Produktionseinrichtungen, die der strikten Geheimhaltung unterlagen, errichtet wurden.

Die Mitarbeiter der Bundesforst als Vertreterin des Eigentümers informierten darüber, dass die Anlage aufgrund ihrer ehemaligen Nutzung durch Gefahr- und Schadstoffe kontaminiert sei, wie es ein vom Betrieb für Bau und Liegenschaften in Auftrag gegebenes Gutachten belege.

Gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung und dem Verein Politische Memoriale e. V., einem staatlich anerkannten Bildungsträger, versucht das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege nun Möglichkeiten zu finden, in deren Zentrum die kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte dieser Anlage und die Erinnerung an das hier Geschehene stehen.

Dirk Handorf

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