Ein Relikt aus der Zeit der Zisterzienser: die ehemalige Klosterscheune in Greifswald-Eldena
Denkmal des Monats Juli 2009
Abb.1: Greifswald-Eldena, Klosterkirche, Westfassade
Foto: K. Winands
Abb.1: Greifswald-Eldena, Klosterkirche, Westfassade
Foto: K. Winands
Der Weg von Greifswald nach Wolgast führt durch den Ortsteil Eldena. Man fährt dorthin, um die berühmte Klosterruine zu besichtigen, die einem so vertraut von den Bildern Caspar David Friedrichs erscheint. Die Reste der dort anzutreffenden monumentalen Klosterarchitektur der Zisterzienser, die den Abriss im 17. und 18. Jahrhundert überstanden haben, sind eingebettet in Relikte einer gärtnerischen Gestaltung aus den 1830er Jahren. Das ehemalige Zisterzienserkloster wurde 1199 durch Rügenfürst Jaromar als Filia des dänischen Klosters Esrom gegründet und ist seit dem 13. und 14. Jahrhundert mit der Errichtung der Kirche und den Klausurgebäuden ausgebaut worden. Die ehemals aufwändig gestaltete Westfassade ist noch heute Blickfang der Ruine und stammt aus dem 15. Jahrhundert (Abb. 1).
Parallel zur Straße verläuft ein Rest der mittelalterlichen Klostermauer. Sie wird durch eine Stichstraße unterbrochen, nach der sich südöstlich ein weiteres Gebäude anschließt, das man aber wegen seiner abseitigen Lage und unscheinbaren Gestaltung nicht unmittelbar mit dem Kloster in Verbindung bringt. Bei genauem Hinsehen entdeckt man ganz unterschiedliche Backsteinformate und Mauertechniken, die auf Veränderungen an dem Bauwerk schließen lassen. Strebepfeiler und spitzbogige, zugemauerte Öffnungen prägen die Langseiten mit den größeren mittelalterlichen Klosterformatsteinen (Abb. 2), wohingegen die Giebelseiten durch die Ziegel- und Mauerart ins 19. Jahrhundert zu datieren sind (Abb. 3).
Tatsächlich handelt es sich bei dem Gebäude um die so genannte Klosterscheune, die ebenso wie ein Teil der Klostermauer zum klösterlichen Wirtschaftshof gehörte, über dessen Gesamtheit bisher wenig bekannt ist. Der 1533 in einem Inventar erwähnte "Hovetma[n]s Stalle" wird mit der erhaltenen Klosterscheune in Verbindung gebracht, deren Mauerwerk der Langseiten mit den Strebepfeilern partiell schon aus dem 14. Jahrhundert stammt. Dieses mittelalterliche Gebäude wurde in den folgenden Jahrhunderten weiterhin genutzt. Nach der Aufhebung 1535 wurde das Kloster fürstliches Amt des pommerschen Herzogs. In den Jahren 1633/34 vermachte Herzog Bogislaw XIV. die Klostergüter der Greifswalder Universität. Das Bauwerk diente fortan verschiedenen Nutzern als Scheune und seit 1840 als Pferdestall und Wagenremise. In diesem Jahr wurden auch die Giebelseiten neu aufgeführt, die Dachkonstruktion erneuert und die seitlichen Öffnungen vermauert. Ein Abbruch der Gebäude des Wirtschaftshofes begann erst nach 1877, als der Hof verpachtet und produktionsbedingt umgebaut wurde. Erst im Zuge der Bodenreform wurde der Eldenaer Gutshof aufgelöst. Die Klosterscheune blieb bestehen. Kleinere Ausbesserungsarbeiten und die Deckung mit Wellasbest haben für die Erhaltung bis in unsere Zeit gesorgt.
Das Gebäude ist nun im Besitz der Hansestadt Greifswald, die mit Mitteln des Bundes und des Landes Mecklenburg-Vorpommern in die Lage versetzt wird, zur Verfügung stehende Eigenmittel zu vervollständigen, um das Gebäude in einem ersten Schritt zu sichern. Statische Probleme an den Fundamenten führen zu Rissen, das Dach ist erneuerungsbedürftig, manche Ziegel und Mörtelfugen sind verwittert, so dass hoffentlich in den nächsten Jahren das in großen Bereichen mittelalterliche Gebäude in einen Bauzustand versetzt werden kann, der seiner Bedeutung für das ehemalige Zisterzienserkloster Eldena gerecht wird. Verschiedene Nutzungen sind denkbar: Raum für Konzerte, Anlaufstelle für die Klosterbesucher oder zum Beispiel ein Café (Abb. 4). Die nächsten Jahre werden zeigen, wie das jetzt noch unscheinbare Gebäude wieder belebt werden wird.
Dr. Klaus Winands
Denkmal des Monats Juli 2009
Ein Relikt aus der Zeit der Zisterzienser: die ehemalige Klosterscheune in Greifswald-Eldena