Eine Besonderheit in St. Jakobi zu Stralsund: Der Bunte Pfeiler
Denkmal des Monats September 2009
Abb. 1: Hansestadt Stralsund. Der Bunte Pfeiler zu St. Jakobi
Foto: LAKD MV/LD; E. Kuhnert
Abb. 1: Hansestadt Stralsund. Der Bunte Pfeiler zu St. Jakobi
Foto: LAKD MV/LD; E. Kuhnert
Die St.-Jakobi-Kirche, die in sich zahlreiche Einzeldenkmale beherbergt und als Kulturkirche der Hansestadt Stralsund seit vielen Jahren saniert wird, besitzt im nördlichen Chorbereich eine Besonderheit, die hier vorgestellt werden soll.
Im Rahmen einer Diplomarbeit an der Hochschule für Bildende Künste Dresden (Studiengang Restaurierung) durch Anna-Sara Buchheim rückten die Malereien am nordöstlichen Pfeiler der St.-Jakobi-Kirche in den Blickpunkt. In einer Bestands- und Zustandserfassung sowie durch die Erstellung eines Konservierungs- und Restaurierungskonzeptes, das sich zudem mit der Raumfassung des 14. Jahrhunderts der St.-Jakobi-Kirche mit ihrer Malereidekoration im Vergleich zu zeitgenössischen Kirchenausmalungen in Stralsund (St. Marien, St. Nikolai) einschließlich der spätgotischen Malerei des Pfeilers auseinandersetzt, konnte zum Ende 2008 auch die Konservierung und Restaurierung des sogenannten "Bunten Pfeilers" durch A.-S. Buchheim abgeschlossen werden.
1303 wird die Kirche St. Jakobi erstmals urkundlich erwähnt. Seit 1321 ist die Nutzung des Chores im Ostteil des Kirchenschiffes belegt. Um 1350 dürfte der Bau im Zusammenhang mit einer Altarweihe weitgehend abgeschlossen sein.
Der Pfeiler zeigt eine ihn umspannende, grün-monochrome Rankenbemalung des ausgehenden 15. Jahrhunderts mit polychromen Blüten und Früchten und stellt in der Jakobikirche eine Besonderheit dar. Motiv und Ursprung der ungewöhnlichen Pfeilergestaltung wurden in den historischen Quellen bislang nicht gefunden. Die ursprüngliche Bedeutung des "Bunten Pfeilers" konnte so zwar nicht abschließend geklärt werden, trotzdem finden sich zahlreiche Analogien zur Rankenbemalung in dieser Zeit, wie zum Beispiel in der Krämerkapelle von St. Petri in Malmö.
Unter der Rankenfassung erhalten und teilweise an ihren Fehlstellen sichtbar ist die Architekturfarbigkeit in einer aufgemalten roten Quaderimitation auf weißem Grund, die ursprünglich das Kircheninnere geprägt hat und sich auch an weiteren Bauteilen im Kirchinnenraum befindet. Vereinzelte Reste im Bereich der Rundstäbe lassen zudem noch eine jüngere gelbe Vorhangmalerei erkennen, die in der Barockzeit an den Pfeilerbasen bis über Augenhöhe reichte.
Konservatorisch erfolgte eine intensive Auseinandersetzung mit den vorhandenen Schäden. Die Wandmalereibefunde zeigten nicht nur beträchtliche Verschmutzungen, sondern bedurften zudem einer Konsolidierung der dünnen Putzschicht als Träger der Fassung. Durch Salze strukturgeschwächte Backsteine wurden verfestigt, auf der Malerei befindliche Schleier entfernt.
Im Kontext der Idee, den Kircheninnenraum der Kulturkirche St. Jakobi künftig im gewachsenen Charakter mit überkommenen Fassungen auch museal zu präsentieren, bildet der Pfeiler nunmehr einen restauratorisch sensibel bearbeiteten Bereich, dessen Befunde sich auf eindrucksvolle Weise selbst dokumentieren und im Chorraum als besondere Attraktion in Erscheinung treten.
Elke Kuhnert