Der Papenhof in Barth

Denkmal des Monats August 2015

Abb. 1. Stadtansicht von Barth, Detailansicht mit Papenhof, Marienkirche und Schloss, nach Merian, um 1650Details anzeigen
Abb. 1. Stadtansicht von Barth, Detailansicht mit Papenhof, Marienkirche und Schloss, nach Merian, um 1650

Abb. 1. Stadtansicht von Barth, Detailansicht mit Papenhof, Marienkirche und Schloss, nach Merian, um 1650

Abb. 1. Stadtansicht von Barth, Detailansicht mit Papenhof, Marienkirche und Schloss, nach Merian, um 1650

1255 erhielt Barth das lübsche Stadtrecht durch Fürst Jaromar II. von Rügen. Der annähernd kreisförmige Stadtgrundriss mit gitterförmigem Straßennetz und großem rechteckigem Marktplatz mit dem im 19. Jahrhundert abgebrochenen freistehenden Rathaus lässt eine planmäßige und einheitliche Bebauung nach lübschem Baurecht erwarten. Die Burg im nordöstlichen Teil der Stadt wird ab 1304 zur ständigen Residenz ausgebaut, deren Nachfolgebauten den Pommerschen Herzögen bis 1605 als Residenz dienten. Die Geschichte der ehemaligen Residenzstadt Barth ist damit im Kontext der Entwicklung der nach lübschem Baurecht errichteten Hansestädte wie etwa Lübeck, Wismar und Stralsund zu betrachten.

Der westlich der St. Marienkirche gelegene Papenhof ist einer der ältesten mittelalterlichen Bürgerbauten zwischen Rostock und Stralsund (Abb. 1). Das Gebäude besitzt mit seiner bauhistorischen Befunddichte am Außenbau und seiner reichen Innenausstattung einen hohen authentischen Zeugnis- und Seltenheitswert.

Dem im Kupferstich von Braun und Hogenberg bereits dargestellten, schmalen, mittelalterlichen Massivbau kommt durch seine separierte Lage vor der St. Marienkirche eine besondere städtebauliche Bedeutung zu (Abb. 2-3). Das Gebäude ist aufgrund der überlieferten Schenkung Herzog Bogislaw XIII. an seinen Amtshauptmann Steding in der Nutzung als Amtssitz des späten 16. Jahrhunderts von hoher landesgeschichtlicher Bedeutung, darin vergleichbar dem jedoch wesentlich größeren Gebäude des Herzogs in Franzburg (heute Petersstraße 1-2).

Es handelt sich um einen schmalen zweigeschossigen spätmittelalterlichen Massivbau mit Ergänzung durch einen frühneuzeitlichen Fachwerkbau in gleicher Größe auf der Nordseite (1585d). Die Veränderung des Daches zu einem Walmdach erfolgte kurz nach 1700 (Abb. 4-5). Der 2014 durch Torsten Rütz entdeckte eichene Deckenbalken mit angeblattetem Kopfband im Erdgeschoss der Westseite des Kernbaus wurde dendrochronologisch in das Jahr 1482 datiert. T. Rütz geht nach bisherigem Untersuchungsstand davon aus, dass zunächst ein eigenständiger Fachwerkbau bestand, der um 1490/95 ummantelt wurde. Aus jener Zeit haben sich die beiden Giebelseiten und die Umfassungswände des Kellers erhalten. Es ist nicht auszuschließen, dass der Fachwerkbau kleiner war, als der Massivbau des ausgehenden 15. Jahrhunderts. Um 1521(d) wurden die Traufseiten des Kernbaus verändert, Dachwerk und Teile der Deckenbalken blieben erhalten (Abb. 6). Die Erschließung erfolgte vermutlich über die Giebelseiten. Diese änderte sich offenbar nach Anbau des Fachwerkbaus, der nun einen Zugang über die südliche Traufseite des Kernbaus vorsah. Auf der nördlichen Traufseite befanden sich zwei Aborterker im Obergeschoss.

Der vorliegende mittelalterliche Gebäudetypus des schmalen Massivbaus mit Satteldach ist bis dato kaum erforscht und besitzt hohen Seltenheitswert (Abb. 7); er lässt sich am ehesten mit der im zweiten Weltkrieg zerstörten Alten Schule in Wismar und der ehemaligen Schule vor St. Nikolai in Stralsund vergleichen. Die historische Nutzung des Barther Gebäudes durch eine Kalandsbruderschaft ist noch nicht abschließend nachgewiesen. Der mittelalterliche Kernbau des Papenhofs ist ein mögliches Bindeglied zwischen den genannten Bauten der beiden Weltererbestätten und ein wichtiges Denkmal im südlichen Ostseeraum. Der Fachwerkbau in seinem Alter und Aussagewert als Teil des Gesamtbauwerks besitzt herausragenden Seltenheitswert innerhalb der Fachwerkarchitektur Nordostdeutschlands.

Nach Herstellung eines Notdachs und Abnahme des Zementputzes der Gebäudehülle erfolgten erste Sicherungsarbeiten am Fachwerk und im Gebäude mit begleitenden bauhistorischen und restauratorischen Voruntersuchungen. Dabei konnten insbesondere die mittelalterliche Gebäudestruktur des Kernbaus mit Saal im östlichen Hausteil sowie die Struktur des Baus nach der Erweiterung von 1585 nachgewiesen werden (Abb. 8). Auffällig sind die bauzeitlichen Decken- und Wandfassungen, die aus einer Feldergliederung mit Begleitstrichen bestehen und im Jahr 2014 restauratorisch notgesichert wurden (Abb. 9). Weitergehende Sicherungen, etwa der historischen Fassadenschlämmen an der Südseite und der durch Spitzbogen gegliederten Ostseite sind geplant.

Langfristig ist eine Nutzung des Papenhofs als Museum, das insbesondere die Hausgeschichte selbst zeigt, vorgesehen (Abb. 10). Das museale Nutzungskonzept des Papenhofs zwischen den in unmittelbarer Nähe gelegenen Denkmalen der St. Marienkirche und dem Dammtor verleiht dem Objekt künftig im städtebaulichen Kontext eine besondere touristische Wertigkeit. Das zukunftsweisende Projekt verspricht eine innovative Präsentation der drei für die Backsteingotik im südlichen Ostseeraum einzigartigen mittelalterlichen Baudenkmale der ehemaligen Residenzstadt Barth.

Dr. Jan Schirmer


Literatur

Andreas Baumgart/Heiko Brandner, Barth Papenhof. Restauratorische Bewertung ausgewählter Bereiche, 2012, unveröffentlichtes Typoskript.

Marlies Konze, „So were doch die stat an sich vheste“ - Neues zur Barther Stadtbefestigung. In: Archäologie unter dem Straßenpflaster, Schwerin 2005, S. 225-228.

Torsten Rütz, Bericht zur baugeschichtlichen Voruntersuchung – Papenhof, Stadt Barth, 2012, unveröffentlichtes Typoskript.

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