Nachruf Dr. Ulrich Schoknecht (1930-2023)

Foto: Dr. Ulrich Schoknecht auf dem Weiterbildungslehrgang 2009. Foto: LAKD M-V/LA. Details anzeigen
Foto: Dr. Ulrich Schoknecht auf dem Weiterbildungslehrgang 2009. Foto: LAKD M-V/LA.
Foto: Dr. Ulrich Schoknecht auf dem Weiterbildungslehrgang 2009. Foto: LAKD M-V/LA.
Foto: Dr. Ulrich Schoknecht auf dem Weiterbildungslehrgang 2009. Foto: LAKD M-V/LA.
01.12.2023  | LA  | LAKD - Landesarchäologie

Wohl kaum eine Persönlichkeit hat die archäologische Arbeit in Mecklenburg-Vorpommern über so lange Zeit und so nachhaltig geprägt wie Ulrich Schoknecht. Aus einer Schweriner Eisenbahnerfamilie stammend, besuchte er zunächst die Lehrerbildungsanstalt Rostock. Schon in dieser Zeit war er an Archäologie interessiert und unternahm 1949 – mit Genehmigung des Leiters der Vorgeschichtlichen Abteilung des Mecklenburgischen Landesmuseums, Ewald Schuldt – seine erste eigene Ausgrabung eines bronzezeitlichen Hügelgrabes bei Klein Ridsenow, Lkr. Rostock. Der Schuldienst führte ihn auf verschiedene Lehrerstellen, so auch nach Klein Plasten, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte. 1953 trat Ulrich Schoknecht in den Dienst des aus der Vorgeschichtlichen Abteilung des Landesmuseums hervorgegangenen Museums für Ur- und Frühgeschichte Schwerin ein. 1958 wurde er Bodendenkmalpfleger für den Bezirk Neubrandenburg und begann mit dem Aufbau der Forschungsstelle (später Außenstelle) Waren, die er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand Ende 1995 leitete. Durch sein besonderes Talent, Menschen für die Archäologie und die Bodendenkmalpflege zu begeistern, gelang es ihm, einen großen Stamm ehrenamtlicher Mitarbeiter zu gewinnen, der intensiv an der Erfassung der Bodendenkmale mitarbeitete und so kontinuierlich dazu beitrug, die Kenntnis der archäologischen Fundstellen wesentlich zu verbessern. Ulrich Schoknecht arbeitete die neuen Erkenntnisse mit unermüdlichem Fleiß wissenschaftlich auf und veröffentlichte neben zahlreichen wissenschaftlichen und poulärwissenschaftlichen Aufsätzen auch eine enorme Zahl von Zeitungsbeiträgen, in denen er für die Bodendenkmalpflege warb. Neben der eigenen wissenschaftlichen Arbeit engagierte sich Ulrich Schoknecht als Mentor für zahlreiche Nachwuchswissenschaftler, deren Arbeiten er betreute und mit seinem unerschöpflichen Fachwissen begleitete. Dieses Wissen brachte er auch in die wissenschaftlichen Standardwerke ein, indem er u.a. am Corpus archäologischer Quellen zu Frühgeschichte auf dem Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik und an den Typentafeln zur Ur- und Frühgeschichte mitarbeitete. 1965-1969 leitete Ulrich Schoknecht umfangreiche Ausgrabungen auf dem frühgeschichtlichen Handelsplatz Menzlin, Lkr. Vorpommern-Greifswald, deren Ergebnisse er 1977 in einer Monographie vorlegte und für die er 1980 zum Dr. phil. promoviert wurde. Nach seinem Eintritt in den Ruhestand blieb Ulrich Schoknecht der archäologischen Arbeit unerschütterlich verbunden und stand viele Jahre als Präsident an der Spitze der Archäologischen Gesellschaft für Mecklenburg und Vorpommern e. V., deren Geschäftsstelle er zugleich führte. 2009 wurde Ulrich Schoknecht für seine Verdienste mit dem Friedrich-Lisch-Denkmalpreis ausgezeichnet. Bis in die jüngste Zeit gab er sein Wissen in zahlreichen Lehrgängen an die ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger und die Neueinsteiger in die ehrenamtliche Arbeit weiter. Am 17. November 2023 ist Ulrich Schoknecht im Alter von 93 Jahren verstorben. Allen, die mit ihm zusammenarbeiten durften, wird Ulrich Schoknecht immer als ein fachlich umfassend kompetenter, hoch geschätzter, äußerst zuverlässiger, umgänglicher, menschlich begeisternder und stets hilfsbereiter Kollege in Erinnerung bleiben.