Pastoren und Archivare tagten im Oberkirchenrat
Gedenken an den Theologen Theodor Kliefoth (1810-1895)
Das Gedenken an einen bedeutenden mecklenburgischen Theologen und Kirchenmann wach zu halten, ist in diesen Tagen sicher nicht ganz einfach. Viele Kirchenmitglieder sind mit ihren Gedanken schon bei der Nordkirche, über deren Verfasstheit die mecklenburgische gerade mit der nordelbischen und pommerschen Kirchenleitung verhandelt. Oft sind es aber derartig tiefgreifende, das Alte hinter sich lassende Veränderungen, die das Bewusstsein für Besonderheiten und Traditionen schärfen. Wenn sich die mecklenburgische Kirche darauf besinnen will, kommt sie an einem Mann nicht vorbei: Theodor Kliefoth. Er und andere haben im 19. Jahrhundert das historische Erbe des Luthertums gesichert, erneuert und der Kirche mit auf den Weg in die Moderne gegeben. Wer die Geschichte der evangelisch-lutherischen Landeskirche Mecklenburgs seit dem 19. Jahrhundert verstehen und vielleicht auch kritisch hinterfragen will, muss sich Kliefoth und seinem Wirken zuwenden. Quellen dazu sind im Landeshauptarchiv Schwerin und dem Landeskirchlichen Archiv reichlich vorhanden.
Kliefoths 200. Geburtstag am 18. Januar 2010 nahm der Oberkirchenrat nun zum Anlass, ihn mit einer Tagung zu ehren. Der Theologe war 1850 maßgeblich an der Gründung dieser Institution beteiligt; einer ganz neuen Form der Kirchenleitung in der Monarchie. Nach der Begrüßung durch Oberkirchenratspräsident Andreas Flade rückte Landesbischof Hermann Beste Kliefoths Beteiligung an den tiefgreifenden kirchlichen Veränderungen um die Mitte des 19. Jahrhunderts in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Pastor Martin Grahl beleuchtete mit der "Antikriegspredigt", die Kliefoth Weihnachten 1870 im Schweriner Dom hielt, eine bislang wenig beachtete, herrschaftskritische Seite des Theologen. René Wiese widmete sich dem besonderen Verhältnis Kliefoths zum Großherzog Friedrich Franz II., der als Oberbischof die Herrschaft über die Landeskirche ausübte. Schließlich stellte Erhard Piersig Kliefoth in seiner Zeit als Prinzenerzieher anhand bisher unbekannter Briefquellen vor.
Die sehr gut besuchte und angenehm verlaufene Tagung endete mit einer Führung durch die Paulskirche, auf deren Bauprogramm Kliefoth maßgeblichen Einfluss nahm, und einer Abendandacht, die Pastor Herbert Manzei den Tagungsteilnehmern hielt.
Dr. René Wiese, Landeshauptarchiv Schwerin