Neues aus der Jungbronzezeit

Fund des Monats Juni 2007

Eine Rarität im Nordischen Kreis: die goldblechbelegte Plattenfibel von Götemitz.Details anzeigen
Eine Rarität im Nordischen Kreis: die goldblechbelegte Plattenfibel von Götemitz.

Eine Rarität im Nordischen Kreis: die goldblechbelegte Plattenfibel von Götemitz.

Eine Rarität im Nordischen Kreis: die goldblechbelegte Plattenfibel von Götemitz.

Als in der Nähe der im Landkreis Rügen gelegenen Ortschaft Götemitz eine Seitenentnahme zur Gewinnung von Auffüllmaterial für den Bau der Bundesstraße B 96n eingerichtet werden sollte, waren gleich mehrere interessante Fundplätze betroffen, von denen drei ausgegraben wurden.

Bei dem einen handelte es sich um einen Siedlungsplatz, der sowohl während der jüngeren Bronze- als auch in der späten römischen Kaiserzeit genutzt worden war. Auf der 1,3 Hektar großen Grabungsfläche wurden fast 1.000 Befunde aufgedeckt, von denen fast 600 der jungbronzezeitlichen Nutzungsphase zuzurechnen sind. Außer zahlreichen Abfallgruben und Feuerstellen waren dies vornehmlich Pfostengruben, die eine gehöftartige Bebauung des Geländes mit mehreren Langhäusern und zugehörigen Nebengebäuden erkennen ließen. Besondere Beachtung verdient dabei ein gut erhaltener, 20 x 7 m großer Hausgrundriss, der zu den am besten erhaltenen Befunden dieser Art im Land gehört. Er ist Nordwest-Südost ausgerichtet, zweischiffig konstruiert, hat einen gerundet-rechteckigen Umriss mit eng stehenden Wandpfosten und ist in der Mitte mit einer Feuerstelle ausgestattet.

Der wichtigste Fund der Grabung kam jedoch als Lesefund am Rand der Grabungsfläche zutage. Es handelt sich um das Bruchstück einer bronzenen Plattenfibel, von der außer einer Platte auch der Bügelansatz erhalten ist. Die 7,1 x 6,5 cm große und 2,8 cm hohe Schale besitzt eine ovale, hochgewölbte Form. Ihre Schauseite ist durch ein doppeltes, mit konzentrischen Kreisen gefülltes Mondsichelband sowie drei einzelne Punktkreisaugen in der Mitte verziert. Über diese plastische Verzierung ist eine Goldfolie gearbeitet worden, die um den Plattenrand gelegt und dort festgedrückt wurde. Dieser Rand ist durch einen massiven, mit Golddraht umwickelten Bronzerahmen eingefasst.

Formal handelt es sich um einen Fibeltyp, der in die Periode V der nordischen Bronzezeit (900–740 v. Chr.) zu datieren ist und aufgrund seiner Verzierung enge Bezüge zu den dänischen Inseln und nach Schonen aufweist. Dort kommen bronzene Fibeln dieser Art des Öfteren vor. Goldblechbelegte Plattenfibeln stellen hingegen im gesamten Nordischen Kreis eine große Seltenheit dar. Aus Norddeutschland sind derzeit drei, aus Dänemark und Schweden vier weitere Stücke bekannt. Nur in einem Fall wurde ein solches Schmuckstück aus einem Grab geborgen, die übrigen Fibeln stammen hingegen – sofern die Fundumstände bekannt sind – aus Depotfunden. Es ist demnach anzunehmen, dass auch das Stück aus Götemitz als Gabe an die Götter niedergelegt wurde.

Jens-Peter Schmidt und Norbert Kuhlmann