Ältere römische Kaiserzeit im Binnenland

Fund des Monats Juli 2007

Plan des "Dorfes" mit Langhäusern und Gruben. Im Südwesten das Soll, das als natürlich Wasserreservoir genutzt wurdeDetails anzeigen
Plan des "Dorfes" mit Langhäusern und Gruben. Im Südwesten das Soll, das als natürlich Wasserreservoir genutzt wurde

Plan des "Dorfes" mit Langhäusern und Gruben. Im Südwesten das Soll, das als natürlich Wasserreservoir genutzt wurde

Plan des "Dorfes" mit Langhäusern und Gruben. Im Südwesten das Soll, das als natürlich Wasserreservoir genutzt wurde

Vor dem Bau einer Druckerei im Gewerbegebiet von Weitendorf, Landkreis Güstrow, erfolgte eine großflächige archäologische Untersuchung, bei der der Kernbereich einer Siedlung aus der älteren römischen Kaiserzeit freigelegt wurde.

Die fast 1 Hektar große Siedlung erstreckte sich einst über eine flache Kuppe in unmittelbarer Nähe eines Solls (Toteisloch). In Hanglage wurden zahlreiche Gruben gefunden, die allerdings selten ihre ursprüngliche Nutzungsart erkennen ließen. Zu identifizieren waren mehrere Feuerstellen, darunter eine so genannte Kochgrube mit zerglühten Feldsteinen sowie ein Schachtofen, in dessen Grube noch Teile der Ofensau lagen. Etwas abseits der Häuser kamen ein Töpferofen mit Fehlbränden, ein Backofen und ein Kalkbrennofen mit Resten gebrannten Kalks zutage. Kalkbrennöfen sind in kaiserzeitlichen Siedlungen durchaus nicht selten. So wurden in den letzten Jahren in Mecklenburg-Vorpommern etliche vergleichbare Anlagen ausgegraben, deren Produkte zur Bodenverbesserung, in der Eisenverhüttung und beim Hausbau eingesetzt werden konnten.

An der höchsten Stelle der Kuppe kamen Reste von vier Langhäusern in Ost-West-Reihung zutage. Das größte Gebäude war ein 5 m breites und etwa 14,5 m langes, dreischiffiges Langhaus mit offenbar apsisartig nach außen erweiterten Schmalseiten. Der Innenraum dürfte unterteilt gewesen sein. Zwei kleinere Gebäude entsprechen in ihrer Konstruktion diesem Haus. Relativ eng stehende Pfosten und eine ursprünglich fast quadratische Grundfläche lassen vermuten, dass das westlichste Haus aus einem Getreidespeicher entstand. Das vierte Gebäude ist nur durch zwei Reihen relativ weit auseinander stehender Doppelpfosten nachgewiesen. Seine zentrale Lage ließ zunächst an ein leichtes Gebäude mit Zentralfunktion denken. Die Deutung als Haus ist nicht zwingend; es könnte sich auch um Reste einer Einhegung oder eines Schutzdaches handeln, wie sie für andere kaiserzeitliche Siedlungen belegt sind.

Infolge fehlender Überschneidungen ist eine zeitliche Differenzierung der Häuser nicht möglich. Gleiches gilt für das homogene Fundmaterial, das überwiegend Scherben von einfachen Vorratsgefäßen umfasst. Feinere Warenarten sind eher selten.

Weitendorf gehört zu einer Reihe wichtiger älterkaiserzeitlicher Siedlungsfundplätze, die in Mecklenburg-Vorpommern seit den 1990er Jahren bei großflächigen Untersuchungen aufgedeckt wurden und erstmals die Einbindung der Region in die Siedlungsformen und Siedlungstraditionen des südlichen Ostseeraumes erkennen lassen. Weitendorf ist gehört zudem zu den bislang eher unterrepräsentierten binnenländischen Siedlungen.

Dominik Forler und Detlef Jantzen

Fund des Monats Juli 2007

Ältere römische Kaiserzeit im Binnenland