Wo einst die Meiler rauchten...

Fund des Monats März 2008

Stadien des Meilerbetriebs in einer Darstellung von 1762. Nach: H. L. Du Hamel De Monceau, Die Kunst des Kohlenbrennens oder die Art und Weise, aus Holz Kohlen zu machen. Berlin 1762.Details anzeigen
Stadien des Meilerbetriebs in einer Darstellung von 1762. Nach: H. L. Du Hamel De Monceau, Die Kunst des Kohlenbrennens oder die Art und Weise, aus Holz Kohlen zu machen. Berlin 1762.

Stadien des Meilerbetriebs in einer Darstellung von 1762. Nach: H. L. Du Hamel De Monceau, Die Kunst des Kohlenbrennens oder die Art und Weise, aus Holz Kohlen zu machen. Berlin 1762.

Stadien des Meilerbetriebs in einer Darstellung von 1762. Nach: H. L. Du Hamel De Monceau, Die Kunst des Kohlenbrennens oder die Art und Weise, aus Holz Kohlen zu machen. Berlin 1762.

In Nordosten der Bundesrepublik, im nördlichen Landkreis Uecker-Randow, liegt das ausgedehnte Waldgebiet "Torgelower Heide". Dieser Forst hat, wie der Name schon andeutet, infolge wechselnder Nutzungsarten eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Eine intensive Holznutzung führte dazu, dass es einen stetigen Wandel von Phasen des Waldes, Rodungsflächen, Heidegebieten und Äckern gab. Ein weitgehend geschlossener Wald bildete sich erst im frühen 19. Jahrhundert mit der durch Preußen durchgesetzten geregelten Wald- und Forstwirtschaft aus.

Der Rohstoff Holz wurde vielfältig genutzt. Aus ihm wurden beispielsweise Häuser und Schiffe gebaut, Holzkohle und Teer hergestellt. In der genannten Region sind – abgesehen von wenigen Eisenhütten – seit dem 17. Jahrhundert vor allem Glashütten entstanden, deren Energiebedarf außerordentlich hoch war. Herzogliche Erlasse des 16. Jahrhunderts nennen bereits (professionelle) Köhler in Pommern. Das tatsächliche Ausmaß der Köhlerei ist nur zu erahnen. Deren eher unscheinbare Spuren sind erst in den letzten Jahren ins Blickfeld der Bodendenkmalpflege geraten. Während Grubenmeiler fast nur bei Ausgrabungen gefunden werden, sind Platzmeiler gelegentlich noch oberirdisch zu erkennen, weil die Erdabdeckung der verkohlenden Holzstöße an Ort und Stelle verbleibt.

In einem Wald bei Koblentz entdeckten ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger mehrere Gruppen oberirdisch sichtbarer Meilerreste. Es handelt sich um flache Hügel von bis zu 6–8 m Durchmesser und 30–40 cm Höhe, die zur Mitte hin schwach eingedellt sind. Außer kleinen Gruppen von vier bis fünf Meilern konnten bis zu 30 Meilerreste an einem Platz festgestellt werden. Sie liegen in regelloser Anordnung oder in lang gestreckten Gruppen dicht beieinander. Besonders auffällige Meilerreste befinden sich im heutigen Bundesforst Hintersee. Ihre Höhe von mehr als 1 m und ihre Durchmesser von mehr als 10 m lassen die ursprünglichen Dimensionen erahnen; die Vermessung hat zudem ergeben, dass diese drei Meiler nacheinander angelegt wurden.

Inzwischen sind Holzkohleproben aus den neu entdeckten Meilern im Leibniz-Labor der Universität Kiel untersucht worden. Während die meisten Daten der Koblentzer Meiler an das Ende des 18. Jahrhunderts weisen, war die Datierung für die Meilerreste von Hintersee in den Zeitraum zwischen 1516 und 1617 eine Überraschung.

Nicht nur für die Wirtschaftsgeschichte sind die Holzkohlemeiler interessant. Die Zusammensetzung der Holzarten in jedem Meiler erlaubt – wie durch ein Zeitfenster – wichtige Einblicke und Momentaufnahmen in die Bewirtschaftung des Waldes durch den Menschen vor mehreren hundert Jahren. Beim Schutz dieser Meilerreste, die viele wichtige Informationen zur Vegetations- und Wirtschaftsgeschichte enthalten, müssen Denkmalpflege und Forstverwaltung eng zusammen arbeiten.

Dr. C. Michael Schirren