Frühe Warmluftheizung in einem Profanbau

Fund des Monats April 2008

Mittelalterliche Warmluftheizung mit SchwellrahmengräbchenDetails anzeigen
Mittelalterliche Warmluftheizung mit Schwellrahmengräbchen

Mittelalterliche Warmluftheizung mit Schwellrahmengräbchen

Mittelalterliche Warmluftheizung mit Schwellrahmengräbchen

Bei Ausgrabungen in der Altstadt von Güstrow wurden auf der untersuchten Fläche straßenseitig die mittelalterlichen Gebäudestrukturen dreier aufeinander folgender mittelalterlicher Häuser erschlossen, von dem das mittlere wenigstens fünf Nutzungsphasen aufwies. Die Häuserfluchten waren leicht aus der heutigen Straßenorientierung gedreht. Dabei bildeten Wandgräbchen, die Schwellrahmen aufnahmen, und Steinreihen, die die Unterlage für Schwellrahmenbalken bildeten, die Hauskanten.

In zwei Gebäuden kamen Reste von aus Klosterformatziegeln gesetzten rechteckigen Herdplatten/Kochstellen zutage. Außerdem wurde für ein mittelalterliches Gebäude des ausgehenden 13. Jahrhunderts eine Nord-Süd gerichtete, in den Fußboden eingetiefte Warmluftheizung mit Aufheizsteinen dokumentiert. Die Konstruktion dieser Anlage gleicht einem Warmluftofen im Refektorium des Klosters Dobbertin, Lkr. Parchim, der ebenfalls in das ausgehende 13. Jahrhundert zu datieren und mit einer Ofenkuppel zu rekonstruieren ist.

Die Feuerstelle des Ofens lag deutlich unter dem ältesten Laufhorizont des Hauses. Von der aufgehenden Ofenwand im Nordteil des Ofens waren noch bis zu drei Lagen in Lehm gesetzter Steine übereinander erhalten. Auch die Sohle des Ofens hatte man mit Ziegeln ausgelegt. Die schmalere Feuerungsgrube im Südteil war bereits in alter Zeit abgebrochen worden. In der inneren Nordostecke des Ofens lagen mit Ruß geschwärzte Aufheizsteine, die nach dem Abziehen der Rauchluft die gespeicherte Wärme – wohl über eine Kuppelkonstruktion – in einen darüber befindlichen Raum abgaben.

In der Verfüllung des Ofens lagen wenige Kleinfunde, so ein eisernes Messer mit mittelständiger Griffangel und ein Feuerschläger aus stark kristallinem, obsidischem Feuerstein, der eventuell einen Import aus dem Mittelmeerraum darstellt. Das Keramikspektrum umfasst Scherben der frühdeutschen harten Grauware, meist von Kugelbodengefäßen mit Randinnenkehlung, der frühen rottonigen Irdenware, davon eine mit körniger grüner Außenglasur und vier weinrot engobierte gelbe Faststeinzeugscherben mit Rollstempelverzierung von einer hohen, schmalen Kanne. Diese Keramikzusammensetzung stellt den Befund noch in das ausgehende 13. Jahrhundert und damit an den Beginn der Entwicklungsreihe von Warmluftheizungen im norddeutschen Raum. Interessant ist die frühe Nutzung dieses technischen Know-hows in einem Profanbau.

Dr. Frank Wietrzichowski