Das Spargeld der "grauen Mönche"

Fund des Monats September 2008

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Freigelegter Keller des Nordflügels des Franziskanerklosters

Stralsund, Johanniskloster - Freigelegter Keller des Nordflügels des Franziskanerklosters

Stralsund, Johanniskloster - Freigelegter Keller des Nordflügels des Franziskanerklosters

Bei der Sanierung der Stralsunder Stadtmauer im Bereich des Johannisklosters wurden baubegleitende archäologische Untersuchungen durchgeführt, die neue Erkenntnisse zur Baugeschichte und mehrere umfangreiche Münzfunde erbrachten.

Das Stralsunder Johanniskloster wurde um 1254 – das heißt 20 Jahre nach Stadtrechtsverleihung durch den rügenschen Fürsten Wizlaw II. – gegründet. Im Nordosten der Stadt, direkt am Ufer des Strelasunds gelegen, war das Franziskanerkloster eine bedeutende kirchliche Stätte, zu deren Wohl die Bürger Stralsunds in ihren Testamenten vielfach beitrugen.

1274 errichteten die Mönche am Kloster die noch heute erhaltene Stadtmauer aus Backstein. An die ursprünglich mit einem Wehrgang versehene Mauer bauten sie noch im 13. Jahrhundert den unterkellerten Nordflügel der Klosteranlage (Abb. 1). Dieser wurde am Ende des 14. Jahrhunderts zu einem repräsentativen Saalbau umgewandelt.

Während des Stralsunder "Kirchenbrechens" am 10. April 1525 plünderte der Pöbel das Kloster, zerstörte das Inventar und vertrieb die Mönche. Im Zuge der Reformation ging das Kloster in städtischen Besitz über und wurde als Armenhaus genutzt. Am Weihnachtsabend des Jahres 1624 brannte die Klosteranlage "durch die Verwahrlosung eines alten Weybes" weitgehend aus. Die Klausurgebäude konnten nur notdürftig instand gesetzt werden, die Klosterkirche ist bis auf den 1651 wieder geweihten Chor abgetragen worden. Bei der Belagerung und Beschießung Stralsunds durch Wallensteinsche Truppen im Jahre 1628 ist auch das Armenhaus getroffen und teilweise in Brand gesetzt worden. In diesen schwierigen Jahren kam die Reparatur der Klostergebäude nur wenig voran, so dass der Brand- und Bauschutt erst um 1650 in die über Jahre offen stehenden Keller planiert wurde. Diese Erdmassen drückten nun über 300 Jahre gegen die Stadtmauer und brachten diese in einen statisch gefährdeten Zustand, was letztlich Grund für die Instandsetzungsarbeiten war.

Durch die Beräumung der verschütteten Kellerräume wurde die Kubatur des Klosters wieder hergestellt und gleichzeitig umfangreiches Fundmaterial, vor allem Gebrauchskeramik und Ofenkacheln sowie fast 600 Münzen geborgen. Zwei Anhäufungen von etwa 150 Münzen mit über 60 norddeutschen Doppelschillingen als größte Nominale sind wohl als das Spargeld von Prövenern zu deuten, die sich in das Armenhaus eingekauft hatten. Offensichtlich sind die Münzen bei der Beräumung des Brand- und Bauschuttes nicht entdeckt worden. Ein weiterer Zusammenfund von 134 Kupferpfennigen und minderwertigen Silbermünzen war wohl eher das Bettelgeld eines oder mehrerer Bewohner des Armenhauses. Bemerkenswert ist, dass die Kupferscherfe der pommerschen Herzöge vom Ende des 16. Jahrhunderts noch in den dreißiger Jahren des 17. Jahrhunderts in großer Zahl in Pommern in Umlauf waren.

An einer anderen Stelle fand sich eine Anhäufung von 110 spätmittelalterlichen Silbermünzen, mit einer Schlussmünze aus dem Jahre 1525 (Abb. 2). Hier handelt es sich um einen Münzschatz, bestehend aus 70 pommerschen Vierchen, 17 mecklenburgischen und pommerschen Schillingen, neun Hohlpfennigen sowie 18 brandenburgischen Groschen und zwei mecklenburgischen Doppelschillingen, der höchstwahrscheinlich beim Kirchenbrechen von 1525 über den Gewölben oder in der Decke des Saales verborgen wurde und dann beim Brand 100 Jahre später in den Keller stürzte. Die 80 g Silber, etwa drei Reichstaler, entsprachen 250 Litern Bier oder dem Handwerkerlohn für zwei Wochen harter Arbeit.

Dr. Jörg Ansorge

Fund des Monats September 2008

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