Kriegswirren und geheime Schätze

Fund des Monats Oktober 2008

Hansestadt Stralsund - Münzschatz von 1678Details anzeigen
Hansestadt Stralsund - Münzschatz von 1678

Hansestadt Stralsund - Münzschatz von 1678

Hansestadt Stralsund - Münzschatz von 1678

Wieder einmal hat sich bestätigt, dass eine archäologische Baubegleitung auch an stehenden Bauten sinnvoll ist. Das hier in Rede stehende Haus liegt in der Stralsunder Altstadt an der Verbindungsstraße zwischen Altem Markt und Kniepertor. Bei der Generalsanierung des Gebäudes wurde das Bodenniveau des mittelalterlichen Hauptkellers um 0,5 m abgesenkt. Proben aus der Holzbalkendecke ergaben ein Dendro-Datum von 1358. Das Fundmaterial aus den Erhöhungsschichten umfasst die gesamte Nutzungszeit des Hauses. Hervorzuheben sind zwei Münzschätze.

Mittig zwischen zwei Holzständern lag unter dem Backsteinboden ein Keramikgefäß aus glasierter roter Irdenware, das einen Stoffbeutel mit 258 Silbermünzen enthielt (Abb. 1). Der Schatz besteht im Wesentlichen aus 94 Doppelschillingen mit Gegenstempeln (erste Hälfte 17. Jahrhundert), 126 Doppelschillingen ohne Gegenstempel (1646–1678) sowie 38 1/3- und 2/3-Talern (1658–1676). In die Zeit der schwedischen Verwaltung gehören 82 Münzen. Die Schlussmünze ist ein singulärer Stralsunder 1/24-Reichstaler, der als Beleg für eine bisher unbekannte Produktion der städtischen Münze noch im Frühjahr des Jahres 1678 anzusehen ist. Bei der Eroberung der Stadt durch den Großen Kurfürsten im selben Jahr dürfte der Schatz versteckt worden sein. In der Schwedenmatrikel von 1706 ist das als Bude deklarierte Haus im Besitz des Grützmüllers Berend Leestmann, der den Wohnkeller zum Hauskeller umgewandelt und das Gebäude als ruinös bezeichnet.

In der hintersten hofseitigen Kellerecke kam der in einer Eisenkanne verborgene zweite Münzschatz zutage. Er besteht aus 5587 Kupfer- und 17 Silbermünzen (Abb. 2). Diese wurden zwischen 1874 und 1940 in Deutschland, Italien und Österreich geprägt und in den Wirren des Zweiten Weltkriegs verborgen.

Holger Fries

Fund des Monats Oktober 2008

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