Glück gehabt! - Hortfund in situ dokumentiert

Fund des Monats Februar 2009

Stolpe, Lk. Ostvorpommern Dokumentation des BefundesDetails anzeigen
Stolpe, Lk. Ostvorpommern Dokumentation des Befundes

Abb.1: Stolpe, Lk. Ostvorpommern Dokumentation des Befundes

Abb.1: Stolpe, Lk. Ostvorpommern Dokumentation des Befundes

Die Entdeckung und die Bergung von Hortfunden erfolgt in der Regel durch Laien, während das zuständige Fachamt erst später – mit mehr oder weniger zeitlichem Verzug – von dem Fund erfährt. Defizite bei der Befundbeobachtung, teilweise auch in der Fundüberlieferung sind die Folge. Dass es aber auch anders gehen kann, zeigt die Fundgeschichte eines bronzezeitlichen Depots bei Stolpe im Landkreis Ostvorpommern. Dort waren im März 2007 durch eine ehrenamtliche Bodendenkmalpflegerin auf einem Acker Bronzefragmente entdeckt worden, die als Teile eines spätbronzezeitlichen Hohlwulstes gedeutet wurden. Umgehend informierte sie die zuständigen Stellen und schon tags darauf erfolgte eine systematische Prospektion des Fundgeländes mittels Metalldetektor. Diese erbrachte nicht nur weitere aufgepflügte Bronzestücke, sondern auch Indizien dafür, dass sich Teile des Fundkomplexes noch in ihrer ursprünglichen Lage befanden. Das Landesamt führte deshalb umgehend eine Ausgrabung im Fundbereich durch (Abb. 1).

Diese bestätigte die Vermutung und erbrachte Teile eines Hortfundes der Periode VI (750–550 v. Chr.). In der nur noch in einer Stärke von 15 cm erhaltenen Grube lag zuunterst ein intakter, 15,4 cm großer Hohlwulst, dessen Enden durch drei Rippen verziert waren (Abb. 2). Außerdem wurden zwei durch Rippen und Strichmuster verzierte Nierenringe vom Elbe-Havel-Typ mit hohlem, 8,3 cm breitem Ringkörper (Abb. 3) sowie Bruchstücke von drei weiteren Hohlwulsten geborgen, die ebenfalls durch Rippengruppen an den Enden verziert waren (Abb. 4).

Der obere Teil des Hortfundes war bereits durch den Pflug aus seinem ursprünglichen Kontext gerissen worden. Diese Bronzen konnten aber im Zuge einer systematischen Umfeldabsuche ebenfalls sichergestellt werden. Es handelte sich um die Reste von mindestens einem stark fragmentierten, 7,5 cm starken Hohlwulst sowie Bruchstücke von zwei rippenverzierten Plattenfibeln mit Hufeisenmuster und einer Schwanenhalsnadel mit kegelförmigem Kopf. Durch die Einmessung dieser Fundstücke ergab sich ein etwa 75 x 15 m großes Streufeld mit dem Niederlegungsort etwa in der Mitte.

Der Hortfund von Stolpe ist zum einen als Beleg für den hohen Stand des lokalen Bronzehandwerks zu werten, denn die meisten Stücke dürften in der Fundregion hergestellt worden sein. Zum anderen verdeutlicht er aber auch den Reichtum und die ungebrochen gute Rohstoffversorgung der Insel Usedom am Ende der Bronzezeit. Während reiche Hortfunde für Periode VI in den westlichen Landesteilen Mecklenburg-Vorpommerns weitgehend fehlen, erreicht diese Tradition auf Usedom nun ihren Höhepunkt, was nicht zuletzt in der handelstrategisch günstigen Lage im Odermündungsgebiet begründet liegen dürfte.

Dr. Jens-Peter Schmidt

Fund des Monats Februar 2009

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