Vom Hindukusch nach Rügen

Fund des Monats April 2009

Götemitz. Das Münzfragment hat einen langen Weg hinter sichDetails anzeigen
Götemitz. Das Münzfragment hat einen langen Weg hinter sich

Götemitz. Das Münzfragment hat einen langen Weg hinter sich

Götemitz. Das Münzfragment hat einen langen Weg hinter sich

Als bei Götemitz (Lkr. Rügen) mit den Planungen für die Einrichtung einer Seitenentnahme zur Gewinnung von Auffüllmaterial für den Bau der Bundesstraße B 96n begonnen wurde, zeigte sich, dass durch die anstehenden Erdeingriffe gleich mehrere Fundplätze betroffen waren. Drei davon wurden großflächig untersucht. Dabei wurden nicht nur interessante Befundstrukturen aufgedeckt, sondern auch bemerkenswerte Einzelfunde entdeckt:

Zum Beispiel das 1,5 x 0,9 cm große Fragment einer Silbermünze. Das ursprünglich etwa 2,8 cm große Exemplar gehört zu den im Norden keineswegs seltenen arabischen Münzen und erlaubt trotz seines Zustandes eine sichere Bestimmung. Demnach wurde sie im frühen 10. Jahrhundert in der Münzstätte Balkh (heute Mazar-i Sharif, Afghanistan) geprägt. Die Rückseite entspricht exakt den Dirhams des Samaniden Isma'il ibn Ahmad, die zwischen 903 und 906 n. Chr. geprägt wurden. Allerdings ließ sich keine Stempelidentität finden, was aber mit einer Besonderheit der Münzstätte Balkh zusammenhängt. Dort wurde nämlich um 920 ein umfangreiches Stempelarchiv, das auch Stempel von Nachbarmünzstätten, ja vermutlich sogar eingezogene Fälscherstempel umfasste, wahllos für die Münzherstellung in Gebrauch genommen. Da Balkh keinen großen Anteil am Silberhandel in die slawisch-wikingische Welt hatte, sind Prägungen von dort im Norden relativ selten.

Nachdem bei Untersuchungen in Drammendorf 6 (etwa 200 m von Götemitz entfernt) das Fragment eines silbernen Traubenohrrings, der ebenfalls ins 10. Jahrhundert zu datieren ist, zutage gekommen war, stand zu vermuten, dass in diesem Bereich ein slawischer Hacksilberhort niedergelegt worden ist. Dies bestätigte sich bei einer systematischen Kontrolle aber nicht.


Autoren

Dr. Lutz Ilisch,
Forschungsstelle für Islamische Numismatik. Orientalisches Seminar der Universität Tübingen, Wilhelmstraße 26, 72074 Tübingen - lutz.ilisch@uni-tuebingen.de

Dr. Jens-Peter Schmidt,
Landesamt für Kultur und Denkmalpflege. Abteilung Archäologie und Denkmalpflege, Domhof 4/5, 19055 Schwerin – sonderprojekte@archaeologie-mv.de