Drei auf einen Schlag

Fund des Monats August 2009

Die Fibeln von Krien (links) und Laschendorf (rechts)Details anzeigen
Die Fibeln von Krien (links) und Laschendorf (rechts)

Abb. 1: Die Fibeln von Krien (links) und Laschendorf (rechts)

Abb. 1: Die Fibeln von Krien (links) und Laschendorf (rechts)

Es ist schon etwas Besonderes, wenn drei "Exoten" in einem Jahr gefunden werden. So war es mit der Entdeckung von bisher in Mecklenburg-Vorpommern nicht nachgewiesenen nordischen Fibeln. Am ältesten ist dabei wohl die Silberfibel von dem überpflügten Burgwall bei Krien, Lkr. Ostvorpommern, die dem Ringerike-Stil verwandt ist (Abb. 1 links). Wurde sie zunächst beschädigt gefunden, so erbrachte eine intensive Nachsuche auch noch das Fehlstück. Charakteristisch für den Stil ist unter anderem der Fortsatz am Hinterkopf der Tierdarstellung, der bei klassischen Ringerike-Formen allerdings noch reicher ausfällt. Mit dem Stück von Krien mag eine Übergangsform zu den Urnes-Fibeln von Gramzow und Laschendorf vorliegen.

Nicht weit von Krien entfernt liegt Gramzow, Lkr. Ostvorpommern. Bei diesem Fundplatz handelt es sich um eine offene Siedlung, die durch zahlreiche bemerkenswerte Funde als Handelsplatz ausgewiesen ist. Hier wurde eine Bronzefibel im Urnes-Stil entdeckt (Abb. 2). Beide Fundplätze liegen im Bereich der Peene, die als Verbindungsglied zur Ostsee bereits zahlreiche skandinavische Funde ins Land vermittelt hat und mit Menzlin einen wikingischen Seehandelsplatz mit eindrucksvollen Bootsgräbern als Beleg für skandinavische Präsenz in diesem Gebiet lieferte.

Fernab einer Anbindung an die Ostsee wurde die dritte Fibel gefunden, sie stammt aus dem binnenländischen Laschendorf, Lkr. Müritz. Es ist dies eine prachtvolle Silberfibel im Urnes-Stil mit reichem Flechtwerk (Abb. 1 rechts). Deutlich zeigt sich der schlanke Kopf des vierfüßigen Tieres mit dem üblichen länglichen Auge, der sich in eine Ranke des Ornaments verbeißt. Auch der Vorderfuß klammert sich an einen Teil des Geflechtes. Die Hinterbeine verlieren sich im Flechtwerk. Benannt ist der Stil nach der Stabkirche Urnes in Norwegen, in der unter anderem die beiden Türflanken in höchster Vollendung des Stils offenbar in sekundärer Nutzung verwendet wurden. Der Urnes-Stil zeichnet sich durch eine besonders grazile Linienführung aus, wobei das dargestellte Tier in einem feinen Rankenwerk eingeschlossen ist. Die hier vorgestellten Fibeln lassen sich in das 11. Jahrhundert datieren.

Aus dem skandinavischen Raum stammende Funde wurden auch an anderen Stellen Mecklenburg-Vorpommerns tief im Binnenland geborgen. Hier sei nur auf ein prachtvolles Schwert aus Wesenberg, Lkr. Mecklenburg-Strelitz, verwiesen. Bei einer Waffe kann es sich um Beute oder gezielten Import handeln, Schmuck ist jedoch ein fester Bestandteil der Tracht und deutet auf die Anwesenheit einer ausländischen Trägerin. Sonst hätten wir auch Fremdschmuck in slawischen Frauengräbern finden müssen. Das ist bisher jedoch nicht der Fall. Der Fundort Laschendorf zeichnet sich durch weitere bedeutende Funde aus, so völkerwanderungszeitliche Fibeln und das jüngst entdeckte Fragment einer merowingerzeitlichen Goldfibel.

Der Titel "Drei auf einen Schlag" bedarf noch einer Ergänzung, denn es gibt einen "Nachschlag". Auf der Halbinsel Wittow auf Rügen wurde das Randbruchstück einer weiteren silbernen Urnes-Fibel entdeckt, das fast dem Laschendorfer Exemplar entspricht, jedoch noch graziler ist. Von dem Fundgelände stammt weiterhin das Randfragment einer ovalen Schalenfibel im Borre-Stil. Auf der Insel Rügen mit dem Seehandelsplatz Ralswiek überraschen skandinavische Funde nicht, doch ist es durchaus erstaunlich, dass in kürzester Zeit nunmehr drei beziehungsweise vier dieser filigranen Urnes-Fibeln gefunden wurden, die einen weiteren Beleg für die engen Beziehungen der Slawen zu den Nordmännern liefern und die Ostsee als verbindendes Element verschiedener Kulturen ausweisen.

Dr. Ulrich Schoknecht

Fund des Monats August 2009

Drei auf einen Schlag