Leben und Arbeiten am Ostufer des Schweriner Sees

Fund des Monats November 2009

Ahrensboek. Großer Stelzenspeicher (um 100 n. Chr.) aus dem WohnarealDetails anzeigen
Ahrensboek. Großer Stelzenspeicher (um 100 n. Chr.) aus dem Wohnareal

Abb.1: Ahrensboek. Großer Stelzenspeicher (um 100 n. Chr.) aus dem Wohnareal

Abb.1: Ahrensboek. Großer Stelzenspeicher (um 100 n. Chr.) aus dem Wohnareal

Im Vorfeld des Baus der Autobahn A 14 wurden nahe Ahrensboek (Lkr. Parchim) Teile einer älterkaiserzeitlichen Siedlung mit ausgesprochen reichhaltigem Fundmaterial und interessantem Befundspektrum ausgegraben. Auf der 2,3 Hektar großen Untersuchungsfläche wurde nicht nur das am Rand eines Geländeplateaus gelegene Wohnareal, sondern auch das am anschließenden Südwesthang gelegene Werkgelände erfasst.

Im Wohnbereich wurde der westliche Abschluss eines West-Ost ausgerichteten, dreischiffigen Hauses mit einer Breite von 5 m freigelegt, von dem nicht nur die dachtragenden Mittelpfosten, sondern auch die dicht gesetzten, seitlichen Wandpfosten erhalten waren. In unmittelbarer Nachbarschaft kamen mehrere gut erhaltene Speicherbauten zutage, darunter auch ein 7,5 m langer und 5 m breiter Stelzenspeicher mit 24 in drei Reihen angeordneten Pfosten (Abb. 1).

Auf dem hangabwärts liegenden, nach Süden durch eine wasserführende Rinne begrenzten Werkgelände ließen sich mehrere Kleinbauten, zwei Grubenhäuser sowie zahlreiche technische Anlagen wie drei Rennfeueröfen, eine Bronzeschmelze, ein Kalkbrennofen, ein Grubenmeiler sowie ein vermutlicher Backofen nachweisen. Die lokale Buntmetallverarbeitung bezeugen außerdem Gusstiegelfragmente. Dokumentiert wurde auch eine ofennahe Gewinnung von sogenannten Osteoknollen, die hier als Rohstoff für die Branntkalkproduktion genutzt wurden. Die Textilherstellung ist schließlich nicht nur durch eine bronzene Nähnadel und diverse Spinnwirtel, sondern auch durch einen Webstuhlstandort belegt.

Insbesondere die Abfallgruben enthielten große Mengen an Fundmaterial, unter anderem mehrere annähernd vollständig erhaltene Terrinen, Töpfe und Schalen sowie ein ungewöhnlich reiches Spektrum an Metallfunden, außer bronzenen Fibeln und Riemenzungen auch eine intakt überlieferte eiserne Rollenkappenfibel mit Messingdrahteinlage auf dem Kamm (Abb. 2).

Durch die Ausgrabungen bei Ahrensboek wurden wertvolle Erkenntnisse über eine elbgermanische Siedlung des 1./2. Jh. n. Chr. gewonnen. Sie bieten einen hervorragenden Einblick in die damalige Siedlungs- und Wirtschaftsstruktur sowie das Alltagsleben der dort ansässigen Menschen.

Donat Wehner

Fund des Monats November 2009

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