Grab eines hinkenden Reiters

Fund des Monats Dezember 2009

Pasewalk. Miniaturstachelsporn an der rechten FerseDetails anzeigen
Pasewalk. Miniaturstachelsporn an der rechten Ferse

Abb.1: Pasewalk. Miniaturstachelsporn an der rechten Ferse

Abb.1: Pasewalk. Miniaturstachelsporn an der rechten Ferse

Bei Ausgrabungen auf der Trasse der OPAL (Ostsee-Pipeline-Anbindungs-Leitung) kamen im Sommer 2009 – etwa 2 km nördlich der Stadt Pasewalk (Lkr. Uecker-Randow) – am Trassenrand zwei Bestattungen zutage.

Es handelte sich um Körpergräber, die mit einem Abstand von 2 m in Nord-Süd-Ausrichtung hintereinander lagen. Die beiden Toten waren in gestreckter Rückenlage bestattet worden, wobei die Grabgruben auffallend klein ausfielen. Das erste, ausgezeichnet erhaltene Skelett lag leicht seitlich gekippt – vielleicht als Folge einer Absenkung des Toten in die Grabgrube mit Hilfe von Tüchern, Seilen oder in einem Sack. Als Beigabe fand sich an der rechten Ferse, also in "Gebrauchslage", ein 3,6 cm langer, bronzener Miniaturstachelsporn (Abb. 1), der nicht nur eine Datierung in die Zeit um 400 n. Chr. erlaubt, sondern den Toten gleichzeitig als Mitglied der sozialen Oberschicht ausweist. Die geringe Größe und die fehlenden Riemenösen sprechen dafür, dass der unverzierte Sporn explizit für die Grablege angefertigt worden war. Zu dieser Bestattung dürfte wohl auch eine 12 m südöstlich davon gefundene, durch Pflugeinwirkung verlagerte Spirale einer bronzenen Bügelfibel mit zwei pilzförmigen Knöpfen gehören, die eine Datierung des Grabes an das Ende des 4. beziehungsweise den Anfang des 5. Jahrhunderts n. Chr. unterstützt. Eine Besonderheit wies das Skelett am rechten Unterschenkel auf, denn dort wurde eine verknöcherte Verwachsung von Schien- und Wadenbein festgestellt, die von einer starken Schlagverletzung, zum Beispiel einem Huftritt, herrühren dürfte. Diese Verletzung hatte vermutlich eine lange Genesungsphase und später einen hinkenden Gang zur Folge.

Auch das zweite Grab zeigte Auffälligkeiten (Abb. 2), insbesondere durch die verschränkte Lage der Unterarme. Auf der rechten Körperseite und am Fußende wurden als Beigaben zwei einzelne Pferdezähne entdeckt, die vermutlich eine vollständige Pferdebestattung repräsentieren sollen (pars pro toto). Neben der rechten Beckenschaufel lag – zum Kopfende gerichtet – eine weidenblattförmige, eiserne Pfeilspitze mit Holzresten des zugehörigen Schafts. Eine weitere Pfeilspitze ähnlicher Form fand sich unmittelbar unter dem rechten Ellbogengelenk. Diese hatte man ungewöhnlicherweise aus Tierknochen gefertigt, wohl in dem Bestreben, kostbares Eisen zu sparen.

Dominik Forler

Fund des Monats Dezember 2009

Grab eines hinkenden Reiters