Vor Ort gefertigt und zur Körperpflege benutzt: Die Bronzepinzette von Butzow, Lkr. Ostvorpommern

Fund des Monats Januar 2010

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Ausgrabung bei Butzow

Abb. 1: Ausgrabung bei Butzow

Abb. 1: Ausgrabung bei Butzow

Im Trassenbereich der künftigen Ostsee-Pipeline-Anbindungs-Leitung (kurz OPAL) wurden nahe der Ortschaft Butzow Teile einer ausgedehnten bronzezeitlichen Siedlung ausgegraben (Abb. 1). Der untersuchte Abschnitt hat eine Länge von mehr als 600 m, wobei der westlichste, leicht nach Nordwesten abfallende Teil vornehmlich slawenzeitliche Befunde erbrachte. Die meisten der annähernd 400 Befunde lagen jedoch auf einem lang gestreckten, nach Norden und Westen von einer Niederung gesäumten Höhenrücken. Sie gehören zu einer Siedlung, die in die späte Periode III (1200–1100 v. Chr.) und die Periode IV (1100–920 v. Chr.) zu datieren ist. Diese zeichnet sich nicht nur durch überaus reichhaltige Fundkomplexe aus, sondern weist auch auffallend gut erhaltene Strukturen auf, so zum Beispiel Teile eines Langhauses, eines Sechs-Pfosten-Speichers und mehrere große Grubenkomplexe.

Aus einem Grubenkomplex mit den beeindruckenden Ausmaßen von 15,1 x 9,4 m stammen – abgesehen von zahlreichen Keramikscherben und Flintartefakten – auch Hinweise auf die lokale Tätigkeit eines Bronzegießers, nämlich Gusstiegelfragmente und Gießformreste aus gebranntem Lehm. Außerdem wurde dort eine 5,1 cm lange Bronzepinzette gefunden, die im Bereich des Bügels zerbrochen war (Abb. 2). Die dreieckigen, an den Lippen leicht nach innen umbiegenden Schenkel tragen eine feine Punzzier in Form eines U-förmigen, unten offenen Leiterbandes, das die Langseiten betont. Dazwischen befindet sich im unteren Drittel eine Zier aus drei nur noch leicht erhabenen Buckeln in Kleeblattform, wie sie eigentlich typisch für jungbronzezeitliche Pinzetten ist. Allerdings ist die Anordnung dieser Buckel ungewöhnlich, denn anders als bei allen anderen Stücken sind beim Butzower Exemplar zwei Buckel oben und einer im lippennahen Bereich angebracht. Auch ist die Ausführung der Leiterbandverzierung sehr unterschiedlich – von sorgfältig bis flüchtig. Hat hier ein Meister begonnen und ein Lehrling das Stück vollendet? Der Erhaltungszustand deutet jedenfalls eine ausgiebige Nutzung der Pinzette an.

Dominik Forler

Fund des Monats Januar 2010

 Vor Ort gefertigt und zur Körperpflege benutzt: Die Bronzepinzette von Butzow, Lkr. Ostvorpommern