Glaube und Pracht auf Hiddensee

Fund des Monats Februar 2010

Kloster Hiddensee. Schnitt durch den Kreuzgang mit feldsteingepflastertem Keller des Westflügels (vorn), Grab (Mitte) und Ausbruchgrube der Wand zwischen Kreuzgang und Kreuzhof (hinten)Details anzeigen
Kloster Hiddensee. Schnitt durch den Kreuzgang mit feldsteingepflastertem Keller des Westflügels (vorn), Grab (Mitte) und Ausbruchgrube der Wand zwischen Kreuzgang und Kreuzhof (hinten)

Abb. 1: Kloster Hiddensee. Schnitt durch den Kreuzgang mit feldsteingepflastertem Keller des Westflügels (vorn), Grab (Mitte) und Ausbruchgrube der Wand zwischen Kreuzgang und Kreuzhof (hinten)

Abb. 1: Kloster Hiddensee. Schnitt durch den Kreuzgang mit feldsteingepflastertem Keller des Westflügels (vorn), Grab (Mitte) und Ausbruchgrube der Wand zwischen Kreuzgang und Kreuzhof (hinten)

Im Jahre 1296 wurde auf Hiddensee eine Zisterzienserabtei gegründet. Die Insel stimmte mit den Vorstellungen des Ordens über die Lage eines Klosters gut überein: Dort konnten sie aus einer wenig kultivierten Insel ein blühendes Land machen. Der Konvent prägte mehr als 240 Jahre die religiösen und wirtschaftlichen Verhältnisse auf der Insel. 1536 aufgehoben, erinnert heute nichts mehr an das Kloster. Neue Ausgrabungen wiesen jedoch gut erhaltene Fundamente, Keller und Fußböden nach.

Hiddensee war eine stattliche kleine Klosteranlage des 14./15. Jahrhunderts in den Formen der Backsteingotik, mit einer etwa 50–60 m langen Kirche und einer dreiflügeligen Klausur von 44–46 m Seitenlänge. Die Reste der Kirche beeindrucken mit außerordentlich starken Fundamenten aus Findlingen von bis zu 1,80 m Durchmesser. Die Mauerbasen lassen die Größe und variantenreiche gotische Formsteine die Pracht des Sakralbaus erahnen. Die Klausur war teilweise unterkellert, die Böden mit Feldstein gepflastert. Im Kreuzgang konnte die Bestattung eines Mannes freigelegt werden, dessen Hände oberhalb des Beckens wie zum Gebet verschränkt waren. Er war wohl ein Mitglied des Konvents.

Unter den Funden sind Münzen, Gürtelschnallen aus Eisen und Bronze, ein Buchbeschlag, eine Axt und anderes Gerät, Messer, Schiffs-Doppelnieten, Reste von Glasbechern und eine große Menge Keramik hervorzuheben, darunter importiertes rheinisches und sächsisches Steinzeug. Schöne, oft bunt glasierte Bildkacheln der Spätgotik und Renaissance bezeugen prachtvolle Kachelöfen. Die Resultate der Ausgrabungen ermöglichen somit, ein umfassendes Bild der Klosteranlage, ihrer Gestalt und Entwicklung zu zeichnen sowie Schlaglichter auf den Alltag der Mönche zu werfen.

Prof. Dr. Felix Biermann