Überraschendes unter dem Fußboden

Fund des Monats Juni 2010

Ribnitz, Lkr. Nordvorpommern. BronzepetschaftDetails anzeigen
Ribnitz, Lkr. Nordvorpommern. Bronzepetschaft

Abb. 1: Ribnitz, Lkr. Nordvorpommern. Bronzepetschaft

Abb. 1: Ribnitz, Lkr. Nordvorpommern. Bronzepetschaft

Die Erneuerung des Fußbodens in den Vorräumen der Kirche des Klarissenklosters in Ribnitz (Lkr. Nordvorpommern) erforderte einen Bodenabtrag von maximal 0,5 m. Auf dem tiefsten Niveau wurde die Fundamentierung der Holzstützen, die den im 14. Jahrhundert erbauten Nonnenchor tragen, freigelegt. Das mittelalterliche Gehniveau, das sich am Fuß der Stützen befunden haben muss, ist spätestens durch Baumaßnahmen des 18. und 19. Jahrhunderts zerstört worden. Nur im Nordwesten blieb ein aus klosterformatigen Backsteinen und mittelalterlichen Formsteinen verlegter Fußboden erhalten. Das Pflaster war durch einen etwa 1,8 x 2,2 m großen und etwa 1,5 m tiefen Ziegelschacht gestört, der zum Mischen von Kalk genutzt wurde. Er ist wahrscheinlich im Zuge von Baumaßnahmen des 18. Jahrhunderts angelegt worden.

Über dem Backsteinfußboden wurde zum Ausgleich von Sackungen, die über älteren Bestattungen entstanden waren, der überschüssige Kalk in einer Mächtigkeit von bis zu 0,3 m verteilt. Auf dem Kalk ließen sich Reste hölzerner Balken und Dielen nachweisen. Über den Resten der Dielung wurde ein aus 23 Kupfermünzen bestehender Münzschatz entdeckt. In einem rudimentär erhaltenen Stoffbeutel lagen Pfennige, Scheidemünzen, Kreutzer und Cents. Außer deutschen Münzständen (Mecklenburg-Schwerin, Sachsen-Meiningen) sind auch Münzen aus den Niederlanden, Schweden, Österreich und den Vereinigten Staaten von Amerika vertreten. Die älteste Münze ist ein Dreipfennigstück, das zwischen 1843 und 1848 in Schwerin geprägt wurde. Die jüngste bestimmbare Münze ist eine in Kopenhagen geprägte Öre von 1891.

Mit den Baumaßnahmen des 19. Jahrhunderts wurden für die Erhöhung des Gehniveaus Aufschüttungen aufgebracht, aus denen sekundär umgelagerte Bestattungen, ein großer Komplex schwarz glasierter Ofenkacheln und der bedeutendste Fund der Grabungskampagne stammen: ein sekundär umgelagertes spätmittelalterliches Bronzepetschaft (Siegelstempel) mit der Umschrift "ermegart • van • der • lw" (Abb. 1). In dem runden Siegelfeld ist zentral Johannes Evangelista zu sehen, der einen Kelch, in dem sich Schlangen befinden, segnet. Eine Irmgart von der Lühe wird in einer Ribnitzer Chronik aus dem 16. Jahrhundert als Nonne erwähnt, jedoch ohne Angaben der Lebensdaten.

Renate Samariter