Über eine Brücke muss man gehen

Fund des Monats Dezember 2010

Die Halbinsel Amtswerder hat eine natürliche Schutzlage und ist nur über einen Weidendamm erreichbar. Deutlich abgesetzt mit dem heute verlandeten Burggraben ist der Amtshof mit dem Drostenhaus.Details anzeigen
Die Halbinsel Amtswerder hat eine natürliche Schutzlage und ist nur über einen Weidendamm erreichbar. Deutlich abgesetzt mit dem heute verlandeten Burggraben ist der Amtshof mit dem Drostenhaus.

Abb. 1: Die Halbinsel Amtswerder hat eine natürliche Schutzlage und ist nur über einen Weidendamm erreichbar. Deutlich abgesetzt mit dem heute verlandeten Burggraben ist der Amtshof mit dem Drostenhaus

Abb. 1: Die Halbinsel Amtswerder hat eine natürliche Schutzlage und ist nur über einen Weidendamm erreichbar. Deutlich abgesetzt mit dem heute verlandeten Burggraben ist der Amtshof mit dem Drostenhaus

Der Amtswerder, eine nach Norden weit in den Haussee hineinragende Halbinsel, stellt innerhalb der reich gegliederten Feldberger Seenlandschaft ein siedlungsgeografisch besonders interessantes Terrain dar. Ursprünglich als Insel vom heute durch den "Weidendamm" angebundenen Festland abgetrennt, bot sie in ur- und frühgeschichtlichen Zeiten mit ihren sandig-kiesigen Kuppen sichere Siedlungsareale in natürlicher Schutzlage (Abb. 1).

Insbesondere der heutige "Amtshof", eine kleine, an drei Seiten vom Wasserspiegel des Haussees umschlossene Geländeerhebung, war in frühgeschichtlicher Zeit – wahrscheinlich kontinuierlich vom 8.–12. Jahrhundert – bewohnt. Auch die frühere Bezeichnung "Der Reczow" für den Haussee in der Karte von Tilemann Stella aus dem Jahre 1578 ist als Hinweis für den slawischen Ursprung des Siedlungsplatzes zu werten.

Bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstand an gleicher Stelle eine deutsche Burg, vermutlich schon 1236 als Grenzburg zu Brandenburg, als durch den Vertrag von Kremmen das Land Stargard an die Markgrafen Johann und Otto von Brandenburg kam. Nachdem 1292 durch die Heirat der brandenburgischen Prinzessin Beatrix mit Heinrich II. von Mecklenburg das Land Stargard an Mecklenburg fiel, verlor die Grenzfeste an Bedeutung. Die Burg verfiel allmählich und wurde ab 1515/19 zu einem Verwaltungssitz der mecklenburgischen Herzöge umgebaut. In die neu errichtete Schlossanlage integrierte man Teile der alten Burg, wie etwa den bis heute als Stumpf erhaltenen Rundturm. Mit dem Abriss des Schlosses um 1770 verschwanden fast alle Spuren seiner Gestaltung und seines Aussehens. Auf den Fundamenten der Burg sowie des Schlosses entstand im Jahre 1781 das zweigeschossige Fachwerkgebäude "Drostenhaus", das bis heute das Bild des Amtswerders prägt.

Der Zugang zur heutigen Halbinsel Amtswerder erfolgte im späten Mittelalter über einen zunächst mit Knüppeln und Rundhölzern, später mit Bohlen befestigten Weg, dessen oberste Lage nach dendrochronologischen Analysen in das Jahr 1527 datiert (Abb. 2). An der schmalster Stelle führte der spätmittelalterliche Weg über eine Brücke, deren Pfähle und Planken mit Dendrodaten vom 1283–1327 sowie 1508 mindestens zwei Bauphasen belegen (Abb. 3). Den Eingang zur frühdeutschen Siedlung sicherte zusätzlich ein Torhaus. Bereits im Verlauf der frühen Neuzeit wurde der Holzweg mit einer Dammschüttung aus mineralischen und organischen Material überhöht und mit Feldsteinen gepflastert. Zeitgleich ersetzte man die Brücke durch einen Damm und der Amtswerder verlor im Zusammenhang mit seiner neuen Funktion als Verwaltungssitz einen Teil seiner Fortifikation.

Reiner Fenske / Elke Schanz

Fund des Monats Dezember 2010

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