Brauen und brennen im Kloster

Fund des Monats März 2011

Kloster Dobbertin, Blick in den ArbeitsraumDetails anzeigen
Kloster Dobbertin, Blick in den Arbeitsraum

Abb. 1: Kloster Dobbertin, Blick in den Arbeitsraum

Abb. 1: Kloster Dobbertin, Blick in den Arbeitsraum

Im November 2010 führte das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege eine baubegleitende Untersuchung im ehemaligen Brau- und Brennhaus des Klosters Dobbertin, Lkr. Parchim, durch. Das Kloster wurde 1220 als Benediktinerabtei gegründet. Nach der Reformation diente es bis in das 20. Jahrhundert als Damenstift. Heute wird es als Einrichtung der Diakonie genutzt.

Bei dem Objekt handelt es sich um einen kurz nach 1744 erstellten Zweckbau, der eine wechselvolle Geschichte hat. Ursprünglich als Brau- und Brennhaus errichtet, wurden hier 1848 das Amtsgericht und damit verbunden vier Zellen im Obergeschoss eingerichtet. Später wurde es zu einer Bäckerei umgestaltet, um inzwischen als Klostercafé genutzt zu werden.

Ein Hausinventar von 1766 gibt Aufschluss über den ursprünglichen Zustand des Gebäudes. Das Haus wurde spiegelsymmetrisch aufgebaut. Es unterteilt sich in den ehemaligen Wohnbereich des Brauers und die eigentlichen Brau- und Brennräume. Die archäologischen Arbeiten konzentrierten sich auf den Arbeitsbereich. Dabei kamen an zwei Stellen Belege für die Brau- und Brenntätigkeit zutage. In einem Raum wurden die Fundamente für einen runden Braukessel mit zugehörigem Arbeitsraum für das Beheizen des Kessels aufgedeckt.

Dieser Arbeitsbereich war von dem eigentlichen Brauraum abgetrennt, die Rauchgase wurden durch den Arbeitsbereich nach oben in einen Kamin abgeleitet. Ein kniehoch abgeteilter Bereich diente zur Aufnahme der Asche. Man wählte vermutlich diese Konstruktion, damit die aufsteigende Wärme auch die im Obergeschoss befindliche Malzdarre erreichen konnte. Mit einem Durchmesser von 2 m ließen sich vermutlich 1000–1500 Liter Bier brauen. Der Zugang zu dem Arbeitsraum erfolgte vom Nachbarraum durch einen großen Kamin hindurch. Hier gab es Fundamente für die Stützkonstruktion des offenen Kamins. An der Westwand dieses Raumes lagen die Fundamente für den Brennkessel. Auch hier erfolgte die Feuerung wohl von der benachbarten Diele aus, ein gemauerter schmaler Schacht sorgte als Schürkanal für Frischluft. Mit einem Durchmesser von 1,2 m ist dieser Bereich bedeutend kleiner und könnte für rund 330 Liter Maische genutzt worden sein.

Bislang sind eindeutige archäologische Befunde zum Brauen und Brennen in Mecklenburg-Vorpommern nahezu unbekannt. Umso spannender ist die Situation in Dobbertin, weil hier auch noch durch die Schriftquellen eine umfassende Bewertung des Boden- und Baudenkmals erstellt werden kann.

Marc Kühlborn