Die Dänen kommen …! – Bornholmer Detektorgruppe zu Besuch in Vorpommern

Fund des Monats August 2011

Die Detektorgänger von Bornholm und aus Mecklenburg-Vorpommern zu Beginn der systematischen Feldbegehung in UsedomDetails anzeigen
Die Detektorgänger von Bornholm und aus Mecklenburg-Vorpommern zu Beginn der systematischen Feldbegehung in Usedom

Abb. 1: Die Detektorgänger von Bornholm und aus Mecklenburg-Vorpommern zu Beginn der systematischen Feldbegehung in Usedom

Abb. 1: Die Detektorgänger von Bornholm und aus Mecklenburg-Vorpommern zu Beginn der systematischen Feldbegehung in Usedom

Wie oft mögen die alten Usedomer zur Zeit des Dänenkönigs Waldemar diesen Ruf gehört haben? Sind doch in den historischen Quellen viele Überfälle auf den frühmittelalterlichen Handelsplatz "Uznam" und seine Umgebung in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts überliefert. Doch im Gegensatz zu den königlichen Kriegszügen stand der Besuch einer Gruppe Amateurarchäologen von der Insel Bornholm Ende April diesen Jahres unter einem ganz anderen Stern. Auf Initiative des Heimat- und Geschichtsvereins Insel Usedom und Einladung der Archäologischen Gesellschaft für Mecklenburg und Vorpommern sowie des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege diente dieser Besuch dem kollegialen und freundschaftlichen Austausch Gleichgesinnter.

Denn während im Land Mecklenburg-Vorpommern der Einsatz des Metalldetektors in der Bodendenkmalpflege erst seit wenigen Jahren gängige Praxis ist, suchen im benachbarten Dänemark Amateurarchäologen schon seit mehr 20 Jahren mit diesem technischen Hilfsmittel archäologisches Kulturgut. Die Bornholmer gelten in Dänemark als eine der besonders aktiven, sehr erfahrenen und zudem erfolgreichsten Gruppen. In Mecklenburg-Vorpommern ist man erst seit 2008 dabei eine ähnlich funktionierende Detektorarbeit ins Leben zu rufen. Auf speziellen Lehrgänger können Ehrenamtliche oder solche, deren Berufung bevorsteht, die Genehmigung zum Einsatz eines Metalldetektors erwerben. Damit wird abgestrebt den Umgang mit dem Suchgerät auf eine solide methodische Basis zu stellen, um wertvolles Kulturgut fachgerecht zu bergen und zu dokumentieren. Es soll außerdem gewährleistet werden, dass die Funde wissenschaftlich auswertbar und museal präsentierbar bleiben. Die bereits vorgenommenen systematischen Begehungen ausgewählter Siedlungen und zerpflügter Burgwälle des Frühmittelalters oder die in das DFG-Projekt eingebundenen Detektorgänge im Tollense-Tal sind gute Beispiele für diesen erfolgreichen Weg der Ausbildung Ehrenamtlicher. Insbesondere haben die in der Prospektion kleiner Bunt- und Edelmetallobjekte erfahrenen dänischen Detektorgänger viel von ihrem Wissen an ihre deutschen Kollegen weitergeben können. Diese Kleinfunde spielen für die Erforschung der Geschichte eines Fundplatzes – beispielsweise des bronzezeitlichen Schlachtfeldes im Tollense-Tal – eine besondere Rolle und bedürfen demzufolge einer sorgfältigen Suche und Behandlung.

Als Ziel der Zusammenarbeit von sieben Bornholmern und rund 30 ehrenamtlichen Bodendenkmalpflegern aus Mecklenburg und Vorpommern wurde der sogenannte "Priester-" oder "Klosterkamp" südlich der Stadt Usedom in der Gemarkung Wilhelmshof ausgewählt. Denn hier ergibt sich durch die aktuellen Untersuchungen von Prof. Dr. F. Biermann zum Bischofsitz mit frühmittelalterlicher Siedlung eine besondere Fragestellung. Ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger hatten hier schon früher einige Metallfunde entdeckt. Durch die vollständige Aufnahme von rund 500 Einzelobjekten aus Eisen, Bunt- und Edelmetall auf fast vier Hektar Fläche sollte sich nunmehr ein Ansatz zur Klärung der Nutzungsgeschichte des Areals ergeben. Denn durch die metergenaue Erfassung der Koordinaten jeden Fundpunktes mittels GPS ist die Erstellung und Auswertung eines differenzierten Kartenbildes möglich. Das zeitliche Spektrum umfasst das 10.–15. Jahrhundert mit einem Schwerpunkt im 12./13. Jahrhundert. Es wurden diverse Gewichte (unter anderem viele scheibenförmige aus Blei), Schnallen, Buchverschlüsse und Münzen (auch zwei frühe pommersche Denare) entdeckt. Als Hinweise auf eine Handwerkssiedlung oder klösterliche Werkstätten sind Schnittreste von Bronzeblech und viele Gussfladen, oft mit erkennbarem Silberanteil, zu werten.

Als besonderes Highlight der Begehung ist aber das älteste Stück anzusehen: Nämlich ein fischkopfförmiger Anhänger aus teilweise vergoldeter Bronze mit einer Silberauflage in Form eines Thorshammers. Vergleichsfunde dieser qualitätvollen Arbeit deuten auf eine gotländische Herkunft aus der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts hin. Die Begehungen in Usedom werden durch die Detektorgruppe des Landesamtes fortgesetzt.

Dr. C. Michael Schirren

Fund des Monats August 2011

Die Dänen kommen …! – Bornholmer Detektorgruppe zu Besuch in Vorpommern