Ein Spielstein von der Insel

Fund des Monats September 2011

Fährdorf (Insel Poel). Hnefatafl-FigurDetails anzeigen
Fährdorf (Insel Poel). Hnefatafl-Figur

Abb. 1: Fährdorf (Insel Poel). Hnefatafl-Figur

Abb. 1: Fährdorf (Insel Poel). Hnefatafl-Figur

Bei der Untersuchung einer Erschließungsstraße für ein Neubaugebiet in Fährdorf auf der Insel Poel (Lkr. Nordwestmecklenburg) wurden Reste einer jungslawischen Siedlung aufgedeckt. Außer mehreren Siedlungsgruben kamen eine dreifache Tierbestattung mit drei Jungrindern sowie mehrere Rinderschädel in einer Grube zutage. In einer anderen Siedlungsgrube lag ein zwiebelknopfförmiger Gegenstand aus Wal(ross)elfenbein mit einer zentralen, unterseitigen Bohrung (Höhe 4,3 cm). Hierbei handelt es sich um eine Hnefatafl-Figur, zu der es zahlreiche Parallelen aus Skandinavien und dem Ostseegebiet gibt. Bislang fehlte diese Fundgattung in den mittelalterlichen Siedlungen Mecklenburg-Vorpommerns.

Hnefatafl wird auch als "nordisches Schach" bezeichnet. Ziel des Spiels ist es, die Figur des Königs auf bestimmte Positionen des Spielbretts zu ziehen beziehungsweise ihn "matt" zu setzen. Die Bohrungen in den Spielsteinen enthielten ein Holzstäbchen, mit dem die Figur in das Spielbrett gesteckt wurde, ein erhaltenes Spielbrett aus Ballinderry in Irland zeigt entsprechende Bohrungen.

Die Keramik aus den slawischen Gruben gehört zum Teterower und Vipperower Typ und datiert in das 12. und 13. Jahrhundert. Die Vergleichsfunde der Hnefatafl-Figur sind dem 9.–12. Jahrhundert zuzuweisen. Damit würde die Poeler Figur zu den jüngsten Spielsteinen dieser Art gehören. Inwieweit die Nähe der Spielsteinfundstelle zu dem bei Groß Strömkendorf an der Wismarbucht ausgegrabenen frühslawischen Handelsplatz mit Hafen und Gräberfeld eine Rolle spielt, bleibt vorerst offen.

Marc Kühlborn