Werft am Sund

Fund des Monats Dezember 2011

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Hansestadt Stralsund. Aus Eiche gefertigte Teile eines Prahms

Abb. 1: Hansestadt Stralsund. Aus Eiche gefertigte Teile eines Prahms

Abb. 1: Hansestadt Stralsund. Aus Eiche gefertigte Teile eines Prahms

Im Süden der Hansestadt Stralsund – in der sogenannten Frankenvorstadt – wurde im Vorfeld einer Neubebauung mit Tiefgarage und Wohnhäusern eine 5000 m2 große Fläche ausgegraben.

Umfangreiche Befundkomplexe aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts (Zeitraum zwischen 1320 und 1380) belegen, dass die Vorstadt bereits im Mittelalter über eine sehr gut ausgebaute Infrastruktur verfügte. Unmittelbar an dem mit sekundär verwendeten Fachwerkhölzern befestigten Ufer verlief eine zweispurige Straße. Darunter befand sich ein holzausgesteifter wasserableitender Kanal, in dem unter anderem eine Bohle mit zwei eingeritzten Spielfeldern (Schach und Backgammon) sowie 4 m lange Teile eines Prahms verbaut worden waren (Abb. 1).

Auf der "Wasserseite", etwa 3 m von der Uferbefestigung entfernt, lag ein maximal 5 m breites und etwa 11 m langes Gebäude, dessen bis zu etwa 1,1 m hoch erhaltene Bohlenwände weitgehend aus sekundär verwendeten Boots- und Schiffshölzern aufgebaut waren (Abb. 2). Weitere Boots- und Schiffshölzer bildeten zusammen mit Ziegelbruch ein einfaches Laufniveau.

Es wurden 150 Boots- und Schiffsteile dokumentiert. Dazu zählen teils mehrfach geflickte Planken, mit verschiedenen Kalfatmaterialien abgedichtete Plankengänge, Heckfragmente, eine Dollbordplanke und einzelne Kielstücke sowie ein etwa 1,9 m langes Stück eines Masts, sehr viele Schiffsniete und Kalfatklammern.

Die dem Sund zugewandte Seite des Gebäudes war deutlich massiver gebaut als die Landseite, die südliche Schmalseite ohne Stützpfähle konstruiert, so dass sie geöffnet werden konnte. Werkzeuge wie ein Kalfateisen, Rohlinge für Schiffsniete und etliche Halbfabrikate, meist Spanthölzer, die im Überschwemmungsbereich gelagert wurden, deuten darauf hin, dass es sich bei dem Gebäude um eine am Sundufer gelegene Werft handelt, in die Boote und kleine Schiffe gezogen werden konnten.

Marlies Konze / Renate Samariter

Fund des Monats Dezember 2011

Werft am Sund