Weit gestreut … Ein frühmittelalterlicher Hacksilberfund

Fund des Monats Mai 2013

Drewelow, Lkr. Vorpommern-Greifswald. Der Entdecker des Hacksilberschatzes, S. Glapski, zeigt ein sehr kleines Stück HacksilberDetails anzeigen
Drewelow, Lkr. Vorpommern-Greifswald. Der Entdecker des Hacksilberschatzes, S. Glapski, zeigt ein sehr kleines Stück Hacksilber

Abb.1: Drewelow, Lkr. Vorpommern-Greifswald. Der Entdecker des Hacksilberschatzes, S. Glapski, zeigt ein sehr kleines Stück Hacksilber

Abb.1: Drewelow, Lkr. Vorpommern-Greifswald. Der Entdecker des Hacksilberschatzes, S. Glapski, zeigt ein sehr kleines Stück Hacksilber

Nach dem Aufsehen erregenden frühmittelalterlichen Schatzfund mit vorislamischen und islamischen Silbermünzen – 2010 bei Anklam neben der Erdgastrasse entdeckt und geborgen –, wurde 2012 bei Drewelow (Lkr. Vorpommern-Greifswald) ein zweiter Fund dieser Art freigelegt.

Der ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger Silvio Glapski aus Medow entdeckte beim systematischen Sucheinsatz mit dem Metalldetektor in der Nähe von Spantekow im Spätsommer 2011 auf einem Acker zunächst rund 30 zerschnittene Silbermünzen. Bereits die Verteilung der mittels GPS vermessenen Stücke ließ an einen zerpflügten Schatzfund denken. Unter Leitung des Dezernats Archäologie im Landesamt für Kultur und Denkmalpflege erfolgten deshalb Ende September 2012 Nachuntersuchungen. Mittels Bagger und tatkräftigem Einsatz von bis zu sechs ehrenamtlichen Bodendenkmalpflegern aus der Region wurden dabei rund 2.000 m2 Ackerfläche sondiert. Zu den schon bekannten 30 Fundstücken kamen nun weitere 130 Teile hinzu (bei einem Gesamtgewicht von nur rund 70 Gramm!).

Es handelt sich um zerteilte Münzen, Silberdraht- und Silberschmuckfragmente, deren kleinste Stücke nur 0,1 Gramm wiegen. Die Zusammensetzung und der Fragmentierungsgrad sind typisch für sogenanntes Hacksilber des Frühmittelalters. Damals wurde Silber jeglicher Form im Handel als Gewichtswährung verwendet. Dazu passen auch mehrere Fragmente einer ebenfalls entdeckten Balkenwaage und Gewichte. Die sehr weite Streuung der Stücke sowie die aus einem Siedlungshorizont stammenden und zusammen mit slawischen Gefäßscherben gefundenen Fragmente sprechen für einen vermutlich schon vor mehr als 1.000 Jahren verstreuten Komplex. Vielleicht ging das ursprünglich in einem Beutel oder einem Topf verwahrte Silber bei Kriegswirren verloren. Wegen der vergleichsweise kleinen Silbermenge wird der ehemalige Besitzer eher ein lokaler Einwohner und kein reicher Händler gewesen sein. Dieser alt verstreute und nun archäologisch dokumentierte Schatzfund stellt somit für den südlichen Ostseeraum einen Sonderfall dar.

Erste Bestimmungen vor Ort durch Dr. Lutz Ilisch (Lehrstuhl für Islamische Numismatik der Universität Tübingen) ergaben, dass keine Prägung jünger als 950 n. Chr. und damit auch der Vergrabungszeitpunkt umrissen ist. Die Herkunftsgebiete der mit arabischen Schriftzeichen versehenen Münzen sind Kleinasien, der wolga-bulgarische Raum und das heutige Syrien. Dagegen stammen nur wenige Münzen aus Westeuropa (unter anderem aus Augsburg). Die Drahtstücke und Schmuckfragmente aus Silber sind typisch für den westslawischen Kulturraum. Für das Peenegebiet um Anklam, ein Zentrum des frühmittelalterlichen Handels, ist dies bisher der vierte Hacksilberschatz.

Dass derartige Fundkomplexe überhaupt entdeckt werden, verdankt die Landesarchäologie auch der guten Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Bodendenkmalpflegern in Mecklenburg-Vorpommern und deren verantwortungsvollem und umsichtigem Einsatz von Metallsuchgeräten.

Dr. C. Michael Schirren

Fund des Monats Mai 2013

Weit gestreut … Ein frühmittelalterlicher Hacksilberfund