Arkonas Geheimnissen auf der Spur

Fund des Monats Juli 2013

Burg Arkona, Ausgrabung 2012Details anzeigen
Burg Arkona, Ausgrabung 2012

Abb. 1: Burg Arkona, Ausgrabung 2012

Abb. 1: Burg Arkona, Ausgrabung 2012

Kein Denkmal in Mecklenburg-Vorpommern wurde so oft Gegenstand archäologischer Untersuchungen wie die Burg Arkona auf Rügen. Aus den Berichten des dänischen Chronisten Saxo Grammaticus ist bekannt, dass sich in der Burg das letzte heidnische Heiligtum im westlichen Ostseeraum befand. Im Jahr 1168 zerstörten die Dänen den Tempel und die hölzerne Statue des Gottes Swantevit. Die Suche nach dem Tempel gehörte bisher zu den vornehmsten Aufgaben der Archäologen. Mit jeder Grabung wurden alte Thesen verworfen und neue formuliert.

2012 begannen neue Ausgrabungen in der Burg. Doch inzwischen steht nicht die Suche nach der heiligen Stätte im Mittelpunkt der Arbeiten, sondern die Bergung und Dokumentation der im Boden gespeicherten Informationen, die durch den fortschreitenden Küstenabbruch des rund 42 m über der Ostsee gelegenen Kliffs akut gefährdet sind. Die seit Mai 2013 fortgeführten Arbeiten werden durch Mittel des Landes Mecklenburg-Vorpommern, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sowie der Gemeinde Putgarten finanziert.

Auf den 2012 geöffneten Flächen wurden die Standorte von zwei Wohnhäusern mit Resten von Kuppelöfen freigelegt. Die Gebäude waren von einigen Gruben sowie einer künstlich aufgetragenen Mergelschicht umgeben. Keramik und Münzen datieren die Gebäude in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts, Hinweise auf eine längere Nutzung gibt es nicht. Außer Keramik und Tierknochen sowie Fischresten wurden viele Dinge des täglichen Lebens geborgen. Dazu gehören Spinnwirtel, Wetzsteine, Messer, Angelhaken und Schläfenringe (Abb. 1). Pfeilspitzen mit Schaftdorn (Abb. 2) und eine Streitaxt (Abb. 3) belegen eine Zerstörung der Bebauung durch Wikinger. Der historisch nicht belegte Überfall durch die Skandinavier bedeutete das Ende der Bebauung in diesem Teil der Burgfläche.

Der Befund der künstlichen Mergelschicht erfordert eine Neubewertung der in 1990er Jahren aufgrund der damaligen Ausgrabungen formulierten, aber bisher nicht näher begründeten These, dass im südlichen Teil der Innenfläche der Standort des Tempels – umgeben von einer Mergelschicht – aufgedeckt wurde.

Unter den slawischen Siedlungsschichten, besonders unter der Mergelschicht, blieb – eine absolute Rarität in der fast zu 100 % genutzten Kulturlandschaft – der natürliche Humushorizont ungestört erhalten. Dieser enthielt zahlreiche Flintartefakte, unter anderem mehrere Dolche, zahlreiche Schaber und zwei Pfeilspitzen, die in das ausgehende 3. Jahrtausend v. Chr. datieren.

Wichtige Funde sind durch eine eigens für das Projekt arbeitende Restauratorin konserviert worden. Eine Auswahl der Funde des Jahres 2012 befindet sich in einer kleinen Ausstellung in dem unmittelbar neben dem Burgwall gelegenen Peilturm. Die Präsentation wird im Laufe des Sommers durch aktuelle Funde ergänzt.

Dr. Fred Ruchhöft

Fund des Monats Juli 2013

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