Trichterbecherzeitliche Kultanlage mit Knochendepot

Fund des Monats Oktober 2013

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Neubauhof. Trichterbecherzeitliche Kultanlage mit Steinpflaster

Abb. 1: Neubauhof. Trichterbecherzeitliche Kultanlage mit Steinpflaster

Abb. 1: Neubauhof. Trichterbecherzeitliche Kultanlage mit Steinpflaster

Im Trassenverlauf der Nordeuropäischen Erdgasleitung (NEL) wurden auf dem etwa 3 km nördlich der Ortschaft Dargun (Lkr. Mecklenburgische Seenplatte) gelegenen Fundplatz Neubauhof Reste einer abgetragenen trichterbecherzeitlichen Kultanlage entdeckt. Die im Untergrund auf einer leichten Anhöhe erhaltenen Strukturen der Nordwest-Südost ausgerichteten Anlage (7 x 6 m) lassen Grundzüge ihrer ehemaligen Innengliederung erkennen (Abb. 1). Dominierend ist eine sorgfältig aus kleinen, plattig zugeschlagenen Steinen gesetzte Pflasterung (2,4 x 5,3 m). Sie wird durch zwei Reihen aufrecht stehender Sandsteinplatten in drei Teilbereiche gegliedert. Ein zweites, ehemals quadratisches Steinpflaster, das gegen Nordosten durch eine stehende Steinplatte begrenzt wurde, lag südwestlich des "Hauptpflasters". Aufbau und Struktur der beiden gepflasterten Bereiche ähneln sich derartig, dass von einer zeitgleichen Errichtung auszugehen ist. Bemerkenswert sind vier runde beziehungsweise ovale, rötliche Verfärbungen auf den Pflasterungen, die auf Feuerstellen hinweisen, die offenbar Bestandteil der Bestattungs- oder Kultzeremonien waren.

Im nordwestlichen Teil der Anlage kam ein Knochendepot mit Überresten von mindestens sechs Individuen zutage. Dazu zählen wenige Knochen eines Neugeborenen, Knochen zweier weiterer Kinder, eines jugendlichen Individuums sowie zweier Erwachsener. Die Skelette gelangten weder vollständig in die Grube noch befanden sie sich zum Zeitpunkt ihrer Niederlegung im anatomischen Verband (Abb. 2). Radiokarbondaten erlauben eine Datierung des Knochendepots in das frühe 3. Jahrtausend v. Chr., also in die fortgeschrittene beziehungsweise ausgehende Trichterbecherkultur.

Aus der Verfüllung der Anlage stammen trichterbecherzeitliche Funde, nämlich 40 Gefäßscherben, ein unvollständig erhaltener Flintmeißel und drei Fragmente verwitterten Bernsteins. Letztere gehören zu einer Doppelaxtperle, wie sie aus zahlreichen zeitgleichen Anlagen bekannt sind.

Die exponierte Lage des Befundes sowie seine gut erkennbare Innengliederung, die Feuerstellen und das Knochendepot gestatten eine Deutung als kultisch initiiertes Bauwerk, zumal diese Strukturen für viele Megalithgräber belegt sind. Offensichtlich existierten außer den Großsteingräbern auch Anlagen, deren aufgehende Strukturen infolge einer organischen Bauweise nicht erhalten blieben, denn der Befund aus Neubauhof ergab keinerlei Hinweise auf entsprechende Steinstrukturen.

Claudia Damrau M. A.

Fund des Monats Oktober 2013

Trichterbecherzeitliche Kultanlage mit Knochendepot