Falsche Pfennige

Fund des Monats Februar 2014

Greifswald. Falschmünzen nach westfälischen Pfennigen. Oben nach Bischof Otto II. von der Lippe, Bistum Münster. Unten nach Bischof Bruno, Graf von Isenberg, Bistum OsnabrückDetails anzeigen
Greifswald. Falschmünzen nach westfälischen Pfennigen. Oben nach Bischof Otto II. von der Lippe, Bistum Münster. Unten nach Bischof Bruno, Graf von Isenberg, Bistum Osnabrück

Abb. 1: Greifswald. Falschmünzen nach westfälischen Pfennigen. Oben nach Bischof Otto II. von der Lippe, Bistum Münster. Unten nach Bischof Bruno, Graf von Isenberg, Bistum Osnabrück

Abb. 1: Greifswald. Falschmünzen nach westfälischen Pfennigen. Oben nach Bischof Otto II. von der Lippe, Bistum Münster. Unten nach Bischof Bruno, Graf von Isenberg, Bistum Osnabrück

Ein Münzschatz wird in der Regel so versteckt, dass der Verbergende jederzeit Zugriff auf ihn nehmen kann. Die Sohle eines Brunnens ist also für die Deponierung loser Münzen denkbar ungeeignet.

Im Zuge der Ausgrabungen auf einem etwa 1800 m2 großen Areal in der Altstadt von Greifswald (Lkr. Vorpommern-Greifswald) wurde unter anderem im Hofbereich des heutigen Grundstückes Steinbeckerstraße 11–12 ein Brunnen untersucht. Die etwa 2,2 x 2,3 m große Schachtröhre hatte man dendrochronologischen Analysen zufolge 1261 oder kurz danach aus waagerecht verbauten, bis zu 0,6nbsp;m hohen Eichenbohlen gezimmert. Die Oberkante des Brunnens lag bei 1,90 m über HN, die Unterkante bei 0,70 m unter HN. Seine Sohle reichte damit in den grundwassergespeisten Sand. Das Eindringen des Sandes führte wohl auch zu einer Verschlechterung des geförderten Trinkwassers, so dass der Brunnen nicht lange seinem eigentlichen Zweck diente, schließlich aufgegeben und danach als Latrine genutzt wurde. Die Verfüllung des Schachtes war um 1280 abgeschlossen.

Auf der Brunnensohle kam ein aus 18 Münzen bestehender Schatz zum Vorschein. Seine Versenkung erfolgte wohl kurz vor oder mit der Aufgabe des Brunnens. Den ersten Eindruck, demzufolge es sich um Falschmünzen handelt, bestätigten die Untersuchungen der Metalllegierungen an einem Rasterelektronenmikroskop. Nachgewiesen sind ein Kupferkern und eine Auflage aus einer Blei-Zinn-Legierung.

Es ließen sich zwei Münztypen unterscheiden. Neun Pfennige entsprechen einem unter Bischof Otto II. von der Lippe (Amtszeit 1248–1259) im Bistum Münster geprägten Typ (Abb. 1 oben). Erkennbar sind auf der Vorderseite zentral ein Bischof mit Krummstab und Buch sowie die Umschrift „OTTO ...EIC“, auf der Rückseite der Kopf des heiligen Paulus und die Umschrift „SANCT PAVL“. Die Münzen haben einen Durchmesser von 14 – 15 mm und wiegen 1,1 – 1,3 g.

Die dem zweiten Münztyp zuzuordnenden neun Pfennige repräsentieren einen unter Bischof Bruno, Graf von Isenberg (Amtszeit 1251–1258) im Bistum Osnabrück geprägten Typ (Abb. 1 unten). Hier sind avers das Brustbild eines Bischofs mit Krummstab und Buch sowie die Umschrift „BRVN / PIS“, revers der Kopf des heiligen Petrus und die Umschrift „OSMNRVCG“ sichtbar. Durchmesser und Gewicht gleichen dem oben genannten Typ.

Im prägefrischen Zustand dürften die Fälschungen von den entsprechenden echten Münzen kaum zu unterscheiden gewesen sein, denn sie verfügen über ein fast perfektes Münzbild, gleichen ihnen in Gewicht und Größe weitgehend und zeigen durch die Beschichtung einen silbernen Glanz.

Der oder die professionellen Fälscher taten allerdings gut daran, den „Schatz“ nicht zu verstecken, sondern ihn vielmehr zu versenken. Denn Fälschern drohte in der damaligen Zeit eine drastische Strafe: Die Delinquenten wurden in Öl gesotten und „dreimal mit kaltem Wasser aufgekühlt“, wie schriftliche Quellen belegen.

Renate Samariter / Peter Kaute